Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)
Fond. »Fahren wir Mr. Allerdyce heim...«
Sie wussten natürlich, dass das Alliance-Gebäude regelmäßig vom Keller bis zum Dach nach Wanzen abgesucht wurde. Sie wussten es, weil Mr. Allerdyce es ihnen, danach gefragt, erzählt hatte. Die letzte Entwanzung hatte eine Woche zuvor stattgefunden. Das Gebäude würde natürlich noch einmal durchkämmt werden, sobald Allerdyce von seinem nächtlichen Besuch erfahren hätte – aber das würde voraussetzen, dass der Wachmann von diesem Besuch erzählte. Allerdyce selbst würde sich an nichts erinnern, würde nicht einmal wissen, dass er sein Haus verlassen hatte. Und es war ohne weiteres möglich, dass der Wachmann der Nachtschicht, Duane, den Vorfall niemandem gegenüber erwähnen würde. Schließlich sollte es sich vermutlich nicht unbedingt in der ganzen Firma herumsprechen, dass Jeffrey Allerdyce unter Drogen gesetzt und zum Hampelmann gemacht worden war.
Nein, Allerdyce würde nicht wollen, dass überhaupt jemand davon erfuhr.
Reeve wollte nicht, dass die Wachleute Duhart auf Allerdyce’ Anwesen sahen, andererseits konnten sie das Auto nicht allzu lange draußen stehen lassen. Wie Allerdyce gesagt hatte, fuhr ein privater Sicherheitsdienst in der Gegend Patrouille und kam einmal die Stunde vorbei, also fuhren sie hinein und parkten den Wagen auf der gekiesten Auffahrt. Duhart kam mit ihnen ins Haus, und Reeve schärfte ihm ein, ein bestimmtes Zimmer im Erdgeschoss nicht zu betreten, kein Wort zu sagen und nirgendwo Fingerabdrücke zu hinterlassen. Duhart zog sich Daumen und Zeigefinger über die Lippen: Reißverschluss zu.
Sie führten Allerdyce hinauf in sein Schlafzimmer.
»Mr. Allerdyce«, sagte Reeve, »Sie müssen erschöpft sein. Ziehen Sie sich aus, und steigen Sie wieder in Ihren Pyjama. Legen Sie sich ins Bett. Schlafen Sie gut.«
Sie zogen die Schlafzimmertür hinter sich zu und gingen zum Arbeitszimmer, das Reeve aufschloss. Drinnen brachten sie Wanzen im Telefon, an der Unterseite des Schreibtisches, an der Unterseite des Kopierers und an einem Sofabein an.
Im Erdgeschoss verwanzten sie die übrigen Telefone, aber keins der Zimmer – sie hatten keine Wanzen mehr. Sie gingen wieder zum Auto und fuhren langsam zum Tor.
»Was zum Teufel ist das?«, keuchte Duhart.
Es war ein Hund, der – Schnauze, Vorder- und Hinterbeine mit Klebeband umwickelt – auf die Auffahrt zugehoppelt kam.
Reeve betätigte die Fernbedienung, und die Torflügel schwangen lautlos einwärts. Sobald sie draußen waren, schloss er das Tor wieder, kurbelte dann das Fenster hinunter und schleuderte die Fernbedienung über die Mauer.
Er hoffte, er würde nicht den Hund treffen.
Siebter Teil
Beichtstuhl
18
Reeve wartete das Nachbeben nicht ab.
Er flog gleich am selben Morgen nach Los Angeles, schnappte sich auf dem Flughafen ein Taxi und sagte dem Fahrer, dass er zu einer billigen Autovermietung wolle.
»Die billigste, die ich kenne, ist Dedman’s Auto«, erklärte der Taximann, sichtlich froh, mit seinem Wissen prunken zu können. »Die Schlitten sind in Ordnung – keine Stretch-Limos oder so, einfach anständige Familienautos.«
» Dead man’s ? Ist das ein Leichenbestatter?«
Der Taxifahrer buchstabierte ihm den Namen. »Deswegen sind seine Tarife ja so niedrig. Das ist nicht gerade die Sorte Name, die einem in den Gelben Seiten gleich Vertrauen einflößt.« Er schmunzelte in sich hinein. »Würden Sie mit einem solchen Namen eine Autovermietung aufmachen?«
Reeve hatte sich den Ausweis des Taxifahrers angesehen, der am Armaturenbrett befestigt war. »Wohl kaum, Mr. Plotnik.«
Es stellte sich heraus, dass Marcus Aurelius Dedman, der schwärzeste Schwarze, den Reeve je gesehen hatte, in erster Linie eine Autoverwertungsfirma betrieb und nur nebenbei vermietete.
»Schauen Sie, Mister«, sagte er, »ich bin jetzt ehrlich zu Ihnen. Die Karren, die ich hier reinkriege, sind nicht immer so schrottreif. Ich investiere viel Zeit und Geld, um sie wieder einsatzbereit zu machen. Und dann bring ich’s nicht fertig, ein Auto zu verkaufen, in das ich Herzblut und Seele reingesteckt habe, also vermiete ich die Dinger stattdessen.«
»Und wenn der Kunde sie zu Schrott fährt, kommen sie hier geradewegs auf die Intensivstation?«
Dedman lachte ein tiefes gurgelndes Lachen. Er war an die einsneunzig groß und hielt sich so gerade wie ein Zaunpfahl. Sein kurzes Haar war sorgfältig entkraust worden und lag ihm so angeklatscht am Kopf wie eine Cab-Calloway-Perücke. Reeve
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