Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)
Reeve an und lächelte. »An Touristen vermiete ich grundsätzlich keine heißen Autos.«
Dedman hatte Reeve vorgewarnt, dass er sich auf dem Weg aus der Stadt möglicherweise ein paarmal verfahren würde – eine Voraussage, die Reeves erste anderthalb Stunden in seinem neuen Mietwagen ziemlich treffend beschrieb. Er wusste, dass er lediglich der Küste zu folgen brauchte, bis er auf die I-5 stieß; aber anfangs war das Problem, die Küste zu finden, und später erwies es sich als ebenso problematisch, sie nicht wieder aus den Augen zu verlieren. Das Freeway-System rings um Los Angeles schien ein Jux zu sein, den Gott sich auf Kosten der menschlichen Urteilskraft leistete. Je mehr sich Reeve konzentrierte, desto weniger Sinn ergab alles. Schließlich stellte er Augen und Verstand auf Weichzeichner und landete wunderbarerweise tatsächlich auf der richtigen Straße und in der richtigen Richtung. Er war zwar nicht an der Küste, sondern irgendwo im Landesinnern, aber auf der I-5. Und die I-5 war richtig.
Er hatte beide Fenster runtergelassen und wünschte sich, er hätte ein Radio. Einer von Dedmans Mechanikern hatte ihm eins für fünfzig Dollar angeboten, Einbau inklusive, aber dann hätte er noch eine Stunde länger auf dem Schrottplatz herumstehen müssen, und Reeve hatte es eilig wegzukommen. Jetzt wünschte er sich, er hätte das Angebot des Jungen angenommen. Am Dart war so weit alles in Ordnung – bis auf die Achsen. Ab 80 km/h rüttelte ihm das Lenkrad unter den Händen, und es fühlte sich so an, als käme das Problem direkt von der Vorder- oder der Hinterachse. Er hoffte nur, dass sich nicht irgendwann ein Rad selbstständig machte und ihm vorausrollte.
Einmal auf der Interstate, war es nicht mehr weit nach San Diego. Er fuhr in der Nähe des Flughafens runter und nahm den Kettner Boulevard in Richtung Downtown-Distrikt. Er wollte ein anderes Hotel als das letzte Mal, etwas Zentraleres – möglichst in der Nähe des CWC-Gebäudes. Das Marriott, wo er es als Erstes probierte, hatte Zimmer frei. Als er den Preis hörte, musste Reeve zwar ganz schön schlucken, aber er war zu müde, um jetzt noch etwas anderes zu suchen – die letzte Nacht war ziemlich lang gewesen. Sobald er in seinem Zimmer war, zog er die Vorhänge auf, was ihm eine Flut von Licht und ein spektakuläres Panorama der Bucht bescherte, und setzte sich aufs Bett.
Dann nahm er den Hörer ab und rief Eddie Duhart an.
Er meldete sich nicht mit Namen. Er fragte lediglich: »Wie sieht’s aus?«
Duhart konnte es gar nicht erwarten, es ihm zu erzählen. » Höllenmäßig sieht’s aus! Allerdyce rennt durch die Gegend, als hätte er einen Kaktus im Mastdarm und sämtliche Proktologen weilten auf Hawaii. Er weiß, dass ihm letzte Nacht etwas passiert ist, nur weiß er nicht, was.«
»Er ist wieder der Alte?«
»Scheint so. Seine erste Amtshandlung war, die Bodyguards zu feuern. Dann fand er wohl, dass er zu nachsichtig gewesen ist, also sind sie jetzt wieder im Dienst, bis er sich ein übleres Schicksal für sie ausgedacht hat. Als Nächstes hat er einen Tierarzt und ein Kadaverentsorgungsunternehmen zu sich bestellt.«
»Aber an irgendwelche Einzelheiten von vergangener Nacht kann er sich nicht erinnern?«
»Null. Mann, ich sollte mir wirklich was von dem Stoff besorgen! Er hat den ganzen Tag lang versucht, die Puzzleteilchen zusammenzukriegen. Sie sollten ihn hören. Mann, ist der sauer! Er ist in eine Privatklinik, hat sich als Notfall aufnehmen lassen. Er wollte, dass die ihn da untersuchen, Tests mit ihm machen. Er versucht alles. Er dachte, man hätte ihn vielleicht hypnotisiert, also hat er sich einen Hypnotherapeuten ins Haus bestellt, damit der ihn nach Möglichkeit da wieder rausholt.«
»Hmm, der könnte auf was gestoßen sein.«
»Sie glauben, der Hypnotiseur könnte ihm dabei helfen, sich wieder zu erinnern?«
»Ich weiß nicht. Ich hab noch nie was davon gehört, dass das jemand bislang versucht hätte.«
»Herrgott, ich will bloß hoffen, er erinnert sich nicht! Er war in meiner Wohnung!«
»Nicht durchdrehen, Eddie. Ist er ins Büro gefahren?«
»Nein, und von den Wanzen in Dulwaters Büro ist auch nichts zu vermelden, außer dass sein Bürogenosse ein großer Furzer vor dem Herrn zu sein scheint.«
»Hat Allerdyce nicht versucht, Dulwater zu sprechen?«
»Na ja, er hat ein paarmal eine Nummer gewählt, aber es hat nie jemand abgenommen. Vielleicht war es ja Dulwaters Nummer.«
»Und die Polizei hat er nicht
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