Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)
überprüfen müssen. Dafür bezahle ich Sie ja. Kein Problem, gute Nacht.«
Reeve nahm ihm den Hörer ab und legte ihn wieder auf die Gabel.
»Brav gemacht, Jeffrey«, sagte er.
»Diese Security-Leute«, sagte Allerdyce gähnend. »Ich zahle denen zu viel. Sitzen die ganze Nacht auf ihrem Arsch herum und nennen das arbeiten.«
»Wir sind hier fertig«, sagte Reeve. Dann sah er das Briefpapier auf dem Schreibtisch. »Nein, warten Sie – setzen Sie sich, Mr. Allerdyce. Ich möchte, dass Sie etwas schreiben. Wären Sie so nett?« Er nahm einen Stift und drückte ihn Allerdyce in die Hand, dann legte er ein Blatt von dem eleganten Papier vor ihn hin. »Schreiben Sie einfach, was ich Ihnen diktiere: ›Ich habe Mr. Gordon Reeve zu mir nach Haus eingeladen und ihn anschließend durch meine Geschäftsräume geführt. Ich habe dies aus freien Stücken getan, und ohne dazu in irgendeiner Weise gezwungen oder genötigt worden zu sein.‹ Das ist alles, jetzt nur noch Datum und Unterschrift.«
Reeve nahm ihm das Blatt ab und faltete es zusammen. Es war nicht viel – er war sich nicht einmal sicher, ob es überhaupt als Rückversicherung taugte -, aber sollten die Bullen doch irgendwann vorbeikommen und dumme Fragen stellen, konnte er Allerdyce damit ein paar unangenehme Stunden bereiten …
Sie fuhren ein paar Stockwerke tiefer, zum Büro, das sich Dulwater mit einem Kollegen teilte. Die Tür war abgeschlossen, aber Allerdyce hatte einen passenden Schlüssel.
»Haben Sie zu allen Büros Schlüssel?«, fragte Reeve.
»Natürlich.«
»Kommt es gelegentlich vor, dass Sie nachts herkommen und die Schubladen Ihrer Mitarbeiter durchwühlen?«
»Nicht aller Mitarbeiter.«
»Herrjesus, Sie sind ja wirklich der geborene Schnüffler!«
Reeve öffnete seine Tüte, holte Schuhkarton und Werkzeug heraus und machte sich wieder an die Arbeit. Noch eine Wanze ins Telefon, eine unter Dulwaters Schreibtisch und, um sicherzugehen, eine unter den Schreibtisch seines Kollegen. Im Zimmer gab es keinerlei Material über James oder Gordon Reeve, nichts über Kosigin oder CWC – was er auch nicht anders erwartet hatte. Wie Allerdyce schon gesagt hatte, erstattete Dulwater ausschließlich bei ihm, mündlich, Bericht. So wenig schriftlich wie möglich.
Sie machten sich wieder auf den Weg nach unten. Reeve war eine weitere Idee gekommen. Er sagte Allerdyce, was er tun sollte, und drückte dann auf den Knopf für die Eingangshalle. Sie marschierten beide zum Empfangstresen. Der Wachmann stand auf und strich sich die Kleidung glatt; er hatte offensichtlich einen Heidenrespekt vor Allerdyce. Allerdyce machte den Mund auf, um etwas zu sagen, gähnte aber stattdessen gewaltig.
»Lange Nacht?«, sagte der Wachmann lächelnd. Reeve zuckte mit verschlafener Miene die Schultern.
»Donald«, sagte Allerdyce, »ich hätte gern das Video von heute Nacht.«
»Die Aufzeichnung, Sir?«
»Alan hat sich noch nie im Fernsehen gesehen.«
Der Wachmann starrte »Alan« an. Reeve zuckte noch einmal die Schultern und bedachte ihn mit einem strahlenden Lächeln. Allerdyce hielt schon die Hand ausgestreckt. »Wenn Sie so freundlich wären, Donald...«
Der Wachmann drehte sich um und schloss eine Tür auf, die in einen fensterlosen Raum führte, der nichts als Monitore und Reihen von Videorecordern enthielt. Der Mann drückte bei einem der Geräte die Auswurftaste, legte eine neue Kassette ein, kam wieder heraus und schloss hinter sich ab.
»Ich danke Ihnen, Donald«, sagte Allerdyce.
Reeve ließ die Kassette in seine Plastiktüte fallen. »Danke, Donald«, echote er.
Während sie zum Fahrstuhl gingen, hörte er den Wachmann murmeln: »Ich heiße Duane...«
Draußen wartete Duhart auf sie.
»Gab’s Probleme?«, fragte Reeve.
»Nein. Bei Ihnen?«
Reeve schüttelte den Kopf. »Ich hoffe bloß, diese Wanzen funktionieren.«
Duhart lächelte und hielt einen Kassettenrecorder in die Höhe. Er drückte auf die Abspieltaste.
»Guten Abend!« Es war Reeves Stimme, blechern, aber gut verständlich.
»Ist Mr. Allerdyce da?«
»Möchten Sie ihn sprechen? Jeffrey...«
Reeve lächelte Duhart aufrichtig herzlich an, worauf dieser in Lachen ausbrach.
»Ich kann’s nicht glauben, dass wir das getan haben«, sagte er endlich und wischte sich Tränen aus den Augen. »Ich kann’s nicht glauben, dass wir gerade den Spürhunden ein paar Wanzen ins Fell gesetzt haben!«
Reeve schüttelte den Schuhkarton. »Es sind noch welche übrig.« Er warf einen Blick in den
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