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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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schätzte ihn auf Anfang fünfzig. Ein halbes Dutzend schwarze Kids nahmen für ihn Autos auseinander und schleppten alles Verwertbare beiseite.
    »Niemand kann ein Auto so ausschlachten wie ein Junge aus dem Ghetto«, sagte Dedman. »Und verdammt gute Mechaniker sind sie dazu. Hier hätten wir das aktuelle Angebot.« Er deutete mit einer schwungvollen Armbewegung auf ein rundes Dutzend staubiger Objekte, die eines wie das andere für Reeves Zweck ideal gewesen wären. Er wollte ein unscheinbares Auto, ein Auto, das in keiner Weise auffallen würde. Diese Autos hatten ihre Narben und Kriegsverletzungen – eine gesprungene Frontscheibe hier, eine fehlende Stoßstange da, ein Streifen Rost, wo an einer Tür eine Zierleiste abgerissen worden war, eine ausgespachtelte und nachlackierte Türkante dort.
    »Suchen Sie sich was aus«, sagte Dedman. »Kosten alle dasselbe.«
    Reeve entschied sich für einen Dodge Dart Zweitürer mit Schaumgummifederung. Er war stumpf grün, nachdem der Metallic-Glanz von der Zeit abgeschmirgelt worden war. Dedman zeigte ihm den Motor (»verlässliche Maschine«), den Innenraum (»durchgehende Sitzbank, zum Näherkommen ideal«) und den Gepäckraum. Reeve nickte zu allem. Schließlich gingen sie in Dedmans Büro, um die Sache perfekt zu machen. Dedman wollte offenbar nicht – so kam es Reeve jedenfalls vor -, dass die Getto-Kids mitbekamen, wie Geld den Besitzer wechselte. Vielleicht hätte sie das auf dumme Gedanken gebracht.
    Das Büro befand sich in einem verwahrlosten Würfel aus Schlackenbetonblöcken, erwies sich aber zu Reeves Überraschung als tadellos sauber, hell, klimatisiert und hightech. Hinter dem neu aussehenden Schreibtisch stand ein großer schwarzlederner Regiestuhl. Bevor er sich setzte, breitete Dedman ein Laken darüber aus, um das Leder nicht mit seinem Overall zu beschmutzen. Auf dem Schreibtisch stand ein Minitower samt Monitor. Außerdem sah Reeve ein Faxgerät mit Anrufbeantworter, einen großen Fotokopierer, einen tragbaren Farbfernseher und sogar einen Automaten für heiße Getränke.
    »Nehmen Sie sich’n Kaffee, wenn Sie möchten«, sagte Dedman. Reeve steckte zwei Quarter in den Automaten und wurde dafür mit einem braunen Plastikbecher voller brauner Plastikflüssigkeit belohnt. Er sah sich noch einmal im Büro um. Es gab keine Fenster; das ganze Licht kam aus der Steckdose. Und die Tür war aus massivem Metall.
    »Jetzt verstehe ich den tieferen Sinn der Sicherheitsvorkehrungen«, sagte Reeve. Bevor sie das Büro betreten konnten, hatte Dedman drei Vorhängeschlösser geöffnet, die je einen schweren Stahlriegel sicherten.
    Dedman schüttelte den Kopf. »Die sind nicht dazu da, dass die Kids nicht sehen, was hier drin ist, falls Sie das meinen sollten. Verdammt, die bringen mir ja das ganze Zeug! Sie kriegen’s von ihren älteren Brüdern. Was soll ich mit einem Computer oder einem Fax denn anfangen?« Dedman schüttelte wieder den Kopf. »Nur würde es sie schwer treffen, wenn ich nicht den Eindruck erwecken würde, dass ich ihre Bemühungen zu schätzen weiß.«
    Reeve setzte sich und stellte den Becher auf den Fußboden, um die Schreibtischplatte nicht zu verunreinigen. Er griff in die Tasche und holte eine Rolle Dollarnoten heraus. »Ich vermute mal, dass Sie keine Kreditkarten akzeptieren«, sagte er.
    »Da vermuten Sie richtig. So, und Papierkram schenken wir uns, okay? Ich halte nichts von dem Scheiß.« Dedman schrieb etwas auf ein Blatt Papier. »Das ist mein Name, die Adresse von dem Laden hier und die Telefonnummer. Falls irgendwer Sie anhält, die Bullen oder sonst wer, oder wenn Sie einen Unfall haben, lautet die Story, dass Sie sich die Karre mit meinem Segen ausgeborgt haben.«
    »Versicherung?«
    »Ist versichert.«
    »Und wenn ich liegenbleibe?«
    »Also« – Dedman lehnte sich in seinem Sessel zurück – »für weitere dreißig Mäuse bekommen Sie meinen 24-Stunden-Notruf-Service.«
    »Reicht der bis nach San Diego?«
    Dedman sah auf die Rolle Banknoten. »Ließe sich einrichten, schätze ich. Da wollen Sie hin?«
    »Ja. Also, was schulde ich Ihnen?«
    Dedman schien nachzudenken, nannte dann einen Betrag, der Reeve erfreulich bescheiden vorkam. Reeve zählte die Geldscheine ab und wollte sie Dedman aushändigen, hielt aber dann inne.
    »Der Dart ist nicht zufällig heiß, oder?«
    Dedman schüttelte vehement den Kopf. »Nein, Sir, er ist absolut sauber.« Er nahm die Scheine, zählte sie nach und war mit dem Ergebnis zufrieden. Er sah

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