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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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habe keinen Kontakt mehr zu CWC, und soweit ich weiß, lassen sich Manager in jeder Branche gern durch immer höhere Gehälter abwerben. Und das«, sagte er, »ist alles, was ich weiß.«
    »War jemals ein gewisser Reeve bei Ihnen?«
    »Ich erinnere mich nicht«, sagte Killin leicht unwirsch.
    »Ein britischer Journalist? Er suchte Sie auf, um Ihnen Fragen zu stellen.«
    »Falls es so war, habe ich ihn nicht ins Haus gelassen.« Er klopfte sich gegen die Stirn. »Mein Gedächtnis ist nicht mehr das, was es...« Seine Finger blieben auf der Stirn liegen, verrieben Schweißtropfen, die dort allmählich erschienen. Er blinzelte angestrengt, als versuchte er, seine Augen scharf zu stellen. »Mir ist nicht gut«, sagte er. »Sie müssen wissen, dass ich seit einiger Zeit Probleme mit dem Herzen habe. Zu Hausee hätte ich Tabletten...«
    »Mit Ihnen ist alles in Ordnung, Doktor. Sie stehen lediglich unter Drogen.« Reeve hatte die Aufnahmetaste noch nicht gedrückt, hatte aber das Auge am Sucher. Selbst in Farbe sah Killins Gesicht grau aus, wie in einem Schwarz-Weiß-Film. »Man braucht das Siegel nicht aufzubrechen, um etwas in eine Plastikflasche zu spritzen. Man braucht lediglich ein Kleckschen Klebstoff, um das Loch wieder zu verschließen.«
    »Was?« Killin brachte vorübergehend nichts mehr heraus. Reeve nahm ihm die präparierte Flasche ab und gab ihm dafür seine eigene.
    »Hier, trinken Sie das, das hilft.«
    »Mir ist nicht gut.«
    »Es wird Ihnen gleich viel besser gehen, wenn Sie erst Ihr Gewissen erleichtert haben. Das Birdy wird Ihnen dabei helfen. So, wo waren wir stehengeblieben? Ja, Co-World Chemicals.« Reeve drückte auf die Aufnahmetaste. »Sie sagten gerade, Dr. Killin, Sie hätten – neunzehn Jahre lang? – für CWC gearbeitet.«
    »Neunzehn Jahre«, bestätigte Killin mit tonloser, blecherner Stimme.
    »Und davon die letzten vier als Leiter der Abteilung Forschung und Entwicklung?«
    »Richtig.«
    »Kennen Sie einen gewissen Owen Preece?«
    »Dr. Preece, ja, er war Psychiater.«
    »Angesehen?«
    »›Angesehen‹ ist gar kein Ausdruck.«
    »Hat er für CWC gearbeitet?«
    »Ja, er leitete ein Forschungsteam, das sich mit Pestiziden befasste.«
    »Genauer gesagt?«
    »Genauer gesagt, mit deren Nebenwirkungen.«
    »Und bei diesen Pestiziden handelte es sich um...?«
    »Organophosphate.«
    »Dann hat er sich also mit Prionproteinen beschäftigt?«
    »Na ja, das Team hat sämtliche Aspekte einer großen Anzahl von Pestiziden untersucht. Die Ergebnisse wurden dann in mehreren Zeitschriften veröffentlicht.«
    »Und diese Ergebnisse waren korrekt?«
    »Nein, sie waren gefälscht.« Killin starrte durch das Fenster hinaus. »Ist das der Ozean da draußen? Klingt er nicht wütend?«
    »Ja, das stimmt«, sagte Reeve.
    »Er hat auch allen Grund dazu, wütend zu sein. Wir kippen so viel gefährlichen Müll hinein! Unsere Flüsse tragen Quecksilber und andere Gifte hinein. Man würde gar nicht glauben, dass man einen Ozean töten kann, nicht? Aber eines Tages werden wir es geschafft haben. So fahrlässig sind wir.«
    »Ist CWC fahrlässig?«
    »In unvorstellbarem Ausmaß.«
    »Warum haben Sie sich nicht öffentlich dazu geäußert?«
    »Zum einen aus beruflichen Rücksichten. Ich habe schon zu Beginn meiner Laufbahn erkannt, dass ich ein Feigling bin, keinerlei Zivilcourage besitze. Ich mochte innerlich noch so kochen – ich tat nichts, um etwas an dem Status quo zu ändern. Später, nach meiner Pensionierung, da hätte ich schon etwas tun können, aber das hätte das Eingeständnis meines bisherigen Schweigens bedeutet. Schließlich bin ich einer der Hauptschuldigen. Preece war Psychiater, kein Naturwissenschaftler; es war verständlich, dass er glaubte, die Ursache bestimmter Leiden könnte in der Psyche liegen. Selbst heute noch gibt es Forscher, die sich weigern, ME als eine Krankheit im medizinischen Sinne des Wortes anzuerkennen. Sie sagen, es sei ein psychosomatisches Leiden. Aber Preece’ Team, die Naturwissenschaftler – wir konnten beweisen , dass Pestizide und bestimmte neurologische Störungen kausal miteinander zusammenhingen.«
    »Sie hatten konkrete Beweise?«
    »Und wir ließen es zu, dass sie vertuscht wurden.«
    »Von wem?«
    »Von CWC.« Er schwieg kurz, um sich zu sammeln. »Vor allem von Kosigin. Mir ist nie klar gewesen, ob seine Vorgesetzten damals etwas davon wussten – oder es mittlerweile wissen. Er operiert gewissermaßen in einem luftleeren Raum. Die über ihm lassen ihn

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