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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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kann.«
    »Beweise?«
    »Für seine Unschuld.«
    Joan schniefte. Er begriff, dass sie weinte.
    »Ich meld mich ein andermal wieder«, sagte er.
    »Tut mir leid«, sagte sie und putzte sich die Nase.
    »Vielleicht hätte ich besser nicht anrufen sollen.«
    »Nein, ich bin froh, dass du’s getan hast. Lang nichts von dir gehört, Bob.«
    »Ja, stimmt. Wie geht’s Allan?«
    »Er vermisst seinen Dad. Aber gleichzeitig – ich weiß, das ist nicht richtig – scheint er die Vorstellung, einen Vater zu haben, der polizeilich gesucht wird, ganz schön spannend zu finden.« Sie lachte.
    Reeve lächelte und hielt mit Mühe die Tränen zurück. An einem Tisch ermahnte ein Vater gerade seinen Sohn, der noch immer einen vollen Teller vor sich hatte. Der Junge war neun, vielleicht zehn. Der Mann sprach leise, aber seine Augen glühten.
    »Tschüss, Joan«, sagte er.
    »Auf Wiedersehen, Bob.«
    Er hielt den Hörer, auch nachdem sie aufgelegt hatte, weiter ans Ohr und hörte ein Doppelklicken und etwas, das wie ein unterdrücktes Niesen klang. Die Arschlöcher hörten mit, genau wie er vermutet hatte. Diesmal nicht Jay oder Kosigin, sondern die Polizei. Er ließ sich das Gespräch noch einmal durch den Kopf gehen und gelangte befriedigt zu dem Schluss, dass er nichts verraten hatte. Umso mehr hatte er erfahren.
    »Dank dir, mein Herz«, sagte er leise, während er zu seinem Tisch und einem weiteren Kaffee zurückging.
     
    Wenn sie die Fährhäfen überwachten, dann auf dem Festland mit Sicherheit Oban und Tarbert, von wo aus Direktverbindungen bestanden: von Oban nach South Uist und von Tarbert nach North Uist. Zwischen den zwei Inseln lag noch eine kleinere, Benbecula, und alle drei waren durch Brücken miteinander verbunden. Möglich war auch, dass sie Uig überwachten, einen kleinen Hafen auf der Insel Skye. Aber um nach Skye zu kommen, würde er die kurze Überfahrt von Kyle of Lochalsh machen, die Brücke nach Kylerhea nehmen oder mit der Fähre die weit längere Strecke von Mallaig aus zurücklegen müssen. Reeve bezweifelte, dass die Polizei, wenn sie nicht gerade an Unterbeschäftigung litt, jemanden zum Hafen von Mallaig abkommandieren würde.
    Und genau das war der Grund, warum er Oban links liegen ließ und zuerst nach Fort William fuhr und dann weiter nach Mallaig. Von Mallaig aus gab es keine direkten Fährverbindungen zu den Äußeren Hebriden.
    Das bedeutete aber keineswegs, dass er dort nichts zu befürchten gehabt hätte. Im Dorf kannte man sein Gesicht, und ein paar Leute kannten ihn sogar beim Namen. Er würde mit der Polizei rechnen müssen – vielleicht nicht in Mallaig selbst, aber mit Sicherheit irgendwo in der Nähe. Und wenn die Zeitungen seine Personenbeschreibung veröffentlicht hatten …
    Er war in Mallaig, um einen von denen zu sprechen, die ihn beim Namen kannten, einen alten Gauner namens Kenneth Creech. Irgendwie erinnerte er Reeve an eine Eidechse; das einzige, was ihm fehlte, war die grüne Haut.
    Kenneth Creech hatte ein schmales, zerklüftetes Gesicht, das in zwei Punkten gipfelte – seinem Kinn und der weit in den Raum ragenden Spitze seiner Nase. Wenn man ihn von vorn anschaute, waren seine Nasenlöcher überhaupt nicht zu sehen. Er hatte hervorstehende Augen, und seine Zunge, die ihm beim Reden immer wieder ein, zwei Zentimeter weit aus dem Mund zuckte, war so schmal und spitz wie sein Gesicht. Es war allgemein bekannt, dass er beim Kartenspielen schummelte, aus jedem nicht abgeschlossenen Tank Benzin abzapfte (zu welchem Zweck er manchmal einen – zu Beginn des Abends noch leeren – 5-Liter-Kanister mit sich herumtrug) und sich in Gegenwart des anderen Geschlechts einer zotigen Ausdrucksweise befleißigte, während ihm in Anwesenheit anderer Männer nie ein Fluch über die Lippen kam.
    Die Leute machten einen großen Bogen um Kenneth Creech. Kennen gelernt hatte ihn Reeve, als Creech ihn um eine bestimmte Geldsumme gebracht hatte, für die er eigentlich etwas von North Uist zum Festland hätte transportieren sollen. Creech besaß zwei Boote und ein paar Reusen und Hummerfangkörbe. Er benutzte sie zwar nie, hatte es aber irgendwie geschafft, eine »Geschäftserweiterungsbeihilfe« der EU abzusahnen, von der er sich nicht nur das zweite Boot gekauft hatte, sondern auch nach wie vor ganz ordentlich lebte.
    Im Sommer brachte Creech manchmal Touristen dazu, bei ihm eine angeblich ganztägige Vergnügungs-Bootsfahrt rund um »die schönen Hebriden« zu buchen. Tatsächlich fuhr er dann mit

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