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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Kommando waren nicht direkt nach Heathrow geflogen. Er wusste, dass es in Heathrow ziemlich schwierig werden könnte, durch den Zoll zu kommen. Also waren sie stattdessen nach Paris geflogen und hatten sich von einem französischen Außendienstler Autos besorgen lassen, mit denen sie per Fähre den Kanal überquert hatten. Es war zeitraubend, hatte aber den Vorteil, dass niemand den Inhalt der großen Metallbehälter überprüfte, die sie aus der französischen Hauptstadt mitgenommen hatten.
    Die Behälter waren stabile Aluminiumkisten von der Art, in der man Fotoausrüstungen transportierte. Sie hätten ohne weiteres Videokameras enthalten können; dem war aber nicht so. In den Kisten befand sich vielmehr die gleiche Art von Gerät, die sie beim Villambard-Einsatz verwendet hatten.
    Alle waren müde, das wusste Jay. Sie waren kaum in ihren Hotelzimmern gewesen, als Reeve sich gemeldet hatte. Darauf spekulierte Reeve wahrscheinlich. Er würde sich bemühen, Jay in Bewegung zu halten, ihn daran hindern zu schlafen. Jay hatte mit dem Gedanken gespielt, in London zu bleiben, ihnen allen etwas Ruhe zu gönnen und erst am nächsten Morgen aufzubrechen. Aber er wollte die Sache hinter sich bringen. Er war bereit. Zum Schlafen würde er hinterher alle Zeit der Welt haben.
    Er wusste, dass nicht alle seinen Enthusiasmus teilten. Wer nicht am Lenkrad saß, versuchte zu schlafen. Einmal die Stunde wurden die Fahrer gewechselt, und alle zwei Stunden hielten sie, um sich ein bisschen zu strecken und einen Kaffee zu trinken. Wie ihr Autoatlas ihnen verriet, lag Mallaig in den schottischen Highlands, ein schweinemäßiges Ende von London entfernt, aber ganz in der Nähe von dort, wo Reeve wohnte. Reeve wollte sie auf seinem Territorium haben. Mallaig lag an der Küste, nicht ganz in der Wildnis. Jay war’s egal. Wenn er nicht gerade arbeitete, fuhr er gern ins Hinterland von LA, in die Berge und Wälder von San Gabriel und San Bernardino. Es gab kein Gelände, mit dem er keine Erfahrung hatte. Er war ein guter Skifahrer, Bergsteiger und Läufer. Vergangenen Herbst war er fünfzehn Tage lang durch die Wildnis gestreift und war vierzehn davon keiner Menschenseele begegnet. Er wusste, dass Reeve seit längerem Outdoor-Kurse leitete; aber er bezweifelte, dass sie auch nur annähernd so hart waren wie sein eigenes Survival-Training. Hinzu kam natürlich, dass Jay die gleiche Grundausbildung wie Reeve absolviert, die gleichen zermürbenden Märsche durch Moor und Gebirge mitgemacht hatte. Er nahm nicht an, dass die Highlands ein größeres Problem für ihn darstellen würden.
    Mit seiner Truppe sah es allerdings anders aus – das waren größtenteils reine Stadtmenschen, an Straßenkampf und das Gesetz der Waffe gewöhnt. Außer Jay hatten nur zwei gedient. Der eine war Hestler, der andere ein großer, kräftiger, aber schmerbäuchiger Indianer namens Choa, der hauptberuflich als Türsteher für einen Nachtklub am Sunset Boulevard arbeitete. Vor nicht allzu langer Zeit war dort irgendein Schauspieler ums Leben gekommen, aber Choas Name war in dem Zusammenhang nicht gefallen …
    Reeve hatte es bislang nicht schlecht gemacht. Er hatte sich ganz gut gehalten. Aber es waren immer nur kurze, blitzschnelle Aktionen gewesen, nach denen er sofort wieder verschwunden war. Jay bezweifelte, dass er in einer direkten Konfrontation ebenso gut abschneiden würde. Die Chancen standen nach wie vor zu Jays Gunsten – und das war die einzige Voraussetzung, unter der er spielte.
     
    Sie erreichten Mallaig um zehn Uhr vormittags. Seit sie die Grenze überquert hatten, regnete es ununterbrochen. Obwohl sie auf höchster Stufe liefen, kamen die Scheibenwischer mit den Wassermassen kaum zurande. Was in nördlicher Richtung aus Mallaig hinausführte, machte als Straße nicht gerade viel her, und im nächsten Ort, Mallaigvaig, war auch schon Endstation. Wenn man da ankam, konnte man nur noch kehrtmachen und nach Mallaig zurückfahren.
    Aber kurz bevor sie Mallaigvaig erreichten, sahen sie das Bootshaus und den Saab.
    »Hestler, mit mir«, sagte Jay. An der letzten Tankstelle hatten sie die Metallkoffer geöffnet, und als die zwei Männer den vordersten Wagen verließen, trug jeder von ihnen eine auf Drei-Schuss-Feuerstoß eingestellte HK MP5. Sie rannten zum Bootshaus, und Jay trat gegen die Tür. Dann drückten sie sich zu beiden Seiten der Tür gegen die Wand und warteten darauf, dass jemand aufmachte.
    Als die Tür anfing, sich zu öffnen, warf sich Jay

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