Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)
mit der Schulter dagegen und schleuderte Kenneth Creech zu Boden, von wo aus er in die Mündung der Maschinenpistole starrte.
»Sind Sie Creech?«
»Heiliger Herrgott.«
» Sind Sie Creech? «
Creech brachte zuletzt ein Nicken zustande. Hestler hatte inzwischen den Schuppen durchsucht und sagte jetzt: »Entwarnung«, dann ging er zur Tür und winkte die anderen heran.
»Kennen Sie einen gewissen Reeve?«
Creech nickte wieder.
»Was hat er Ihnen gesagt?«
»Er meinte... dass Sie ein Boot brauchen würden.«
»Um wohin zu fahren?«
»Nach Skivald. Das ist eine kleine Insel vor der Küste von South Uist.«
Jay wandte sich zu Hestler. »Einer von denen soll den Atlas herbringen.« Er wandte sich wieder zu Creech. »Wie ich sehe, haben Sie sich nass gemacht.« Der Fleck an Creechs Hose wurde rasch größer. Jay lächelte. »Das gefällt mir. So, Mr. Creech, wie groß ist Skivald?«
»Ungefähr zweieinhalb mal einen Kilometer.«
»Klein.«
»Ja.« Jay nahm den Straßenatlas, den Choa ihm hinhielt, legte ihn auf den Boden und ging in die Hocke, um ihn durchzublättern. Die MP5 zielte nach wie vor auf einen Punkt zwischen Creechs Augen. »Ich find sie nicht«, sagte Jay endlich. »Zeigen Sie sie mir.« Creech richtete sich auf und warf einen Blick auf die Karte. Er zeigte auf eine Stelle nördlich der Mündung des Loch Eynort.
»Da ist nichts.«
»Nein«, sagte Creech, »Skivald ist nicht eingezeichnet. Die finden Sie auf einer Straßenkarte nicht.«
Jays Augen wurden schmaler. »Was läuft hier ab, Mr. Creech?« Die Mündung der Maschinenpistole berührte Creechs Nasensattel. Creech kniff die tränenden Augen zu. »O jemine, Mr. Creech, Sie sind aber auch überall undicht.«
Die Männer, die sich um sie geschart hatten, lachten. Creech fühlte sich durch ihre Anwesenheit kein bisschen besser, aber er scherte sich auch nicht wirklich darum.
»Er ist ein Penner«, sagte einer von den Ghetto-Jungs. Während des größten Teils der Reise hatte er lediglich seine Uniform getragen, bestehend aus einem ärmellosen schwarzen T-Shirt und einer ärmellosen Jeans-Jacke, aber kurz vor Carlisle hatte er darauf gedrängt, dass sie an einer Raststätte hielten, damit er sich was Wärmeres zum Anziehen besorgen könnte. Die anderen waren in den Autos geblieben.
»Ich glaub kaum, dass es hier in den Läden Klamotten zu kaufen gibt«, hatte Jay gemurmelt. Aber der Straßenjunge war mit einer gefütterten braunen Lederjacke wieder herausgekommen. Jay fragte nicht, wo er sie herhatte. Er wusste, dass er sich eigentlich hätte aufregen sollen; jemandem die Jacke vom Leib zu reißen, war nicht gerade die beste Art, ihre Anwesenheit geheim zu halten. Andererseits nahm er nicht an, dass das Opfer zur Polizei rennen und versuchen würde, ihr glaubhaft zu machen, dass ein Angehöriger der amerikanischen Bloods die Vororte von Carlisle unsicher machte …
»Scheiße, Mann, ich hasse Penner«, sagte der Junge und scharrte mit den Füßen.
»Gehört, Mr. Creech?«, fragte Jay. »Er hasst Sie. Vielleicht sollten Sie mir besser helfen, ihn zu besänftigen, denn wer weiß, was er sonst anstellt.«
Wie aufs Stichwort ließ der Junge, der auf den Namen Jiminez hörte, mit geübter Bewegung ein goldfarbenes Butterfly-Messer aufschnappen.
»Ich musste Reeve auf der Insel absetzen«, stotterte Creech.
»Ja? Wann war das?«
»Gestern Nacht.«
»Kann er irgendwie von der Insel runter?«
Creech schüttelte den Kopf.
»Ganz sicher?«
»Hundert Pro. Er könnte natürlich schwimmen, aber das wär’s dann auch.«
»Sonst noch was, Mr. Creech?«
Creech leckte sich die Lippen. »Nein«, sagte er.
Jay lächelte und stand auf. »Ritz ihn«, befahl er. Jiminez hatte nur darauf gewartet. Die Klinge fuhr wie ein Blitz über Creechs Oberschenkel; Creech zuckte zusammen und bedeckte die Stelle mit beiden Händen. Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor.
»Wir können ziemlich viel Schaden anrichten, Mr. Creech«, sagte Jay, während er im Bootshaus herumschlenderte. »Sie haben hier ein paar hübsche Werkzeuge, und jedes davon könnte zu Ihrer Bearbeitung dienen. Es erfordert lediglich ein bisschen... Kreativität.« Er hob das Heißluftgebläse auf. »Und, wo ist die Steckdose?«
»Ich schwör’s!«, sagte Creech.
»Was hat er mitgenommen, Mr. Creech?«, fragte Jay. »Sie sagen, Sie haben ihn auf der Insel abgesetzt, da müssen Sie doch wenigstens gesehen haben, was er dabei hatte.«
»Er hatte eine Tasche dabei, so’ne Art
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