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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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berührte jetzt den Kragen, als versuche er, ihn zu lockern.
    »Es tut mit verdammt leid, Sir«, sagte er, die Augen auf die Tischdecke gerichtet. »Ich wünschte, ich könnte ›willkommen in San Diego‹ sagen, aber ich schätze, Sie werden nicht allzu viele gute Erinnerungen mitnehmen.«
    Reeve wusste nicht, was er hätte sagen sollen, also sagte er danke. Er wusste, dass McCluskey nicht jemanden wie ihn erwartet hatte. Wahrscheinlich hatte er jemanden wie Jim erwartet: größer, magerer, nicht so gut in Form. Und Reeve wusste, dass, wenn die Augen wirklich die Fenster der Seele waren, seine Augen gefährliche schwarze Abgründe sein mussten. Selbst Joan sagte, er hätte manchmal den Blick eines Killers.
    Andererseits war auch McCluskey nicht das, was Reeve erwartet hatte. Aufgrund der tiefen, knurrigen Stimme am Telefon hatte er sich den Mann älter, massiger und erheblich verlebter vorgestellt.
    »Verfluchte Geschichte«, sagte McCluskey, nachdem er den von der Kellnerin angebotenen Kaffee abgelehnt hatte.
    »Ja«, sagte Reeve. Dann, zur Kellnerin: »Könnte ich die Rechnung haben?«
     
    »Wir sagen check dazu«, sagte McCluskey zu Reeve, als sie beide im Auto des Detective saßen und in Richtung La Jolla aufbrachen.
    »Wozu?«
    »›Rechnung‹, die heißt bei uns nicht bill , sondern check .«
    »Danke für die Aufklärung. Kann ich den Polizeibericht über den Selbstmord meines Bruders sehen?«
    McCluskey warf ihm einen kurzen Blick zu. »Ich denk schon«, sagte er. »Liegt auf dem Rücksitz.«
    Reeve griff nach hinten und nahm die in braune Pappe geheftete Akte. Während er las, meldete sich McCluskeys Funkgerät.
    »Keine Zeit«, sagte McCluskey nach einem kurzen Gespräch ins Mikrofon.
    »Tut mir leid, wenn ich Sie von irgendetwas abhalte«, sagte Reeve, ohne es so zu meinen. »Ich hätte das wahrscheinlich auch allein geschafft.«
    »Kein Problem«, erwiderte McCluskey.
    Der Bericht war kalt, sachlich, unverblümt. Männlicher Weißer, am Sonntag früh von zwei Joggern entdeckt, die auf dem Weg zum Ozean waren. Leiche in abgeschlossenem Mietwagen aufgefunden, Schlüssel steckte im Zündschloss. Browning-Pistole noch immer in der rechten Hand des Verstorbenen …
    »Wo hatte er die Pistole her?«
    »Es ist hier nicht schwer, an eine Schusswaffe zu kommen. Wir haben keine Quittung gefunden, also hat er sie vermutlich nicht in einem Geschäft gekauft. Aber damit bleiben noch immer jede Menge Möglichkeiten.«
    Geldbeutel, Reisepass, Führerschein und so weiter noch immer in der Jackett-Tasche des Verstorbenen, dazu der Mietvertrag für den Wagen. Ein Mitarbeiter der Verleihfirma bestätigte, dass ein Mann, auf den die Beschreibung James Mark Reeves passte, den Wagen am Samstag, 19 Uhr, zum Wochenendtarif gemietet und im Voraus bar bezahlt habe.
    »Jim benutzte wann immer möglich Kreditkarten«, sagte Reeve.
    »Tja, wissen Sie, Selbstmörder … die verspüren oft das Bedürfnis, nichts Unerledigtes zurückzulassen, wenn sie … äh, Sie wissen schon … Sie versuchen einen möglichst sauberen Schlussstrich zu ziehen.« Selbstmörder; nächste Angehörige. McCluskey war gewöhnt, mit heulender, unkontrollierbarer Trauer oder umgekehrt mit einer geradezu unmenschlichen eisigen Ruhe konfrontiert zu werden. Aber Gordon Reeves Verhalten ließ sich nur als methodisch bezeichnen. Oder geschäftsmäßig.
    »Vielleicht«, sagte Reeve.
    Das Motelzimmer des Verstorbenen wurde lokalisiert und durchsucht. Ein Abschiedsbrief war nicht aufgetaucht. Weiter wurde nichts Ungewöhnliches gefunden, abgesehen von kleinen Mengen von Substanzen, die durch Labortests als Amphetamine und Kokain identifiziert werden konnten.
    »Inzwischen ist die Obduktion durchgeführt worden«, sagte McCluskey. »Ihr Bruder hatte etwas Alkohol im Blut, aber keine Drogen. Ich weiß nicht, ob Sie sich dadurch irgendwie besser fühlen.«
    »Sie haben keinen Abschiedsbrief gefunden«, stellte Reeve fest.
    »Nein, Sir, aber längst nicht so viele Selbstmörder, wie man annehmen könnte, hinterlassen einen. Es sah so aus, als habe auf dem Badezimmerspiegel irgendetwas gestanden. Er, äh … es sieht so aus, als sei da etwas mit Zahnpasta geschrieben, dann aber wieder abgewischt worden. Könnte ein gewisses Licht auf den Gemütszustand werfen, in dem er sich befand.«
    »Irgendein erkennbarer Grund für den Selbstmord?«
    »Nein, Sir, ich muss zugeben, dass ich keinen sehe. Vielleicht berufliche Probleme …?«
    »Davon weiß ich nichts, ich war nur

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