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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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wussten, dass sein Bruder kam und den ganzen Krempel mitnehmen würde.
    »Ich will nichts davon haben«, sagte Reeve nach einem Blick auf die Kleidungsstücke, die aus dem Koffer quollen. »Ich meine, ein paar Dinge vielleicht …«
    »Es gibt karitative Organisationen, die alles Übrige nehmen werden, überlassen Sie das nur mir.« Die Hände in den Taschen, machte McCluskey eine Runde durch das Zimmer, das ihm sichtlich vertraut war. Dann setzte er sich in den einzigen Sessel.
    »Jim stieg normalerweise in besseren Läden ab«, sagte Reeve. »Er muss knapp bei Kasse gewesen sein.«
    »Sie würden einen guten Detective abgeben, Mr. Reeve. Was machen Sie beruflich?«
    »Personalführung.«
    McCluskey nahm ihm das nicht ab. Er lächelte. »Aber früher waren Sie beim Militär, stimmt’s?«
    »Wie haben Sie das gemerkt?« Reeve öffnete das Nachtschränkchen und fand darin nichts als die Gideon-Bibel.
    »Sie sind nicht der einzige Detective im Raum, Mr. Reeve. Ich kenne Vietnam-Veteranen, Männer, die in Panama waren. Ich weiß nicht, was es ist … vielleicht haben Sie alle die gleiche vorsichtige Art, sich zu bewegen, als rechneten Sie jederzeit mit einem Stolperdraht. Und trotzdem haben Sie keine Angst. Ich weiß nicht.«
    Reeve hielt etwas in die Höhe. Es hatte unter dem Bett gelegen. »Netzadapter«, sagte er.
    »Sieht so aus.«
    Reeve schaute sich um. »Und wo ist das dazugehörige Gerät?«
    McCluskey nickte in Richtung des Koffers. »Sehen Sie die Tragetasche da? Halb unter dieser Hose versteckt.«
    Reeve ging hin und öffnete die Tasche. Darin lagen ein kleiner Kassettenrecorder, ein Mikrofon und ein paar Kassetten.
    »Ich hab mir die Kassetten angehört«, sagte McCluskey. »Größtenteils unbespielt. Dann ein paar Telefongespräche, klang so, als wollte sich Ihr Bruder mit einigen Leuten unterhalten.«
    »Er war Journalist.«
    »So steht es in seinem Reisepass. Hatte er gerade eine Story in Arbeit?«
    »Ich weiß es nicht. Haben Sie keine Aufzeichnungen gefunden? Es muss doch ein Notizbuch geben oder irgendwas in der Art.«
    »Absolut nichts. Ich hab mich schon gefragt, ob das nicht ein weiterer Grund für die Fahrt nach La Jolla war.«
    »Was?«
    »Um all solche Sachen in den Ozean zu schmeißen. Sauberer Schlussstrich, Sie wissen schon.«
    Reeve nickte. Dann hielt er das Kabel und den Recorder in die Höhe. »Passt nicht«, sagte er. Und er zeigte dem Detective, dass der Adapterstecker nicht in die Buchse des kleinen Geräts passte. »Passt einfach nicht zusammen.«
    Nachdem ihn der Detective an seinem Hotel abgesetzt hatte, fuhr Reeve hinauf, um sich zu waschen. Er wollte erst Joan anrufen, ließ es dann aber sein. In Schottland war es schon Morgen, und zwar sehr früher Morgen. Er konnte sie um 23 Uhr pazifischer Zeit anrufen, aber nicht früher. Er war sich allerdings nicht so sicher, dass er um elf noch wach sein würde. Er schaltete den Fernseher ein, suchte nach Nachrichten und fand alles, nur keine Nachrichten. Dann ging er wieder nach unten. Diesmal nahm er die Treppe, da er das Bedürfnis nach etwas Bewegung verspürte. Unten angelangt, fühlte er sich so gut, dass er wieder zum zehnten Stock hinauf- und dann wieder hinunterstieg.
    Im Restaurant aß er Suppe, ein Steak und einen Salat. Er schaute in der Bar vorbei, entschied sich aber gegen etwas Alkoholisches. Der Souvenirladen des Hotels hatte noch geöffnet, und er kaufte sich einen Stadtplan von San Diego, der besser und detaillierter war als die Gratisdinger, die er bislang bekommen hatte. Wieder in seinem Zimmer, fand er in einer Schublade der Kommode zwei dicke Telefonbücher, legte sie auf den Tisch und machte sich an die Arbeit.

5
    Am nächsten Morgen wachte Reeve früh, aber ziemlich mitgenommen auf und ging gleich ans Fenster. Das unbekannte Auto war nicht da.
    Er hatte es am Vorabend gesehen, vor Jims Motel, und hatte das Gefühl gehabt, dass es McCluskeys Wagen auch bis zurück zum Hotel gefolgt war. Er meinte, es auf dem Parkplatz entdeckt zu haben; einen dicken, alten amerikanischen Schlitten, irgendwas aus den Sechzigern oder frühen Siebzigern, mit butterweicher Federung und einer stumpfen Grün-Metallic-Lackierung, die schwer nach Do-it-yourself aussah.
    Jetzt war er nicht zu sehen, aber das bedeutete nicht, dass er nicht vorher da gewesen war.
    Er duschte und rief Joan an, nachdem er letzten Abend eingeschlafen war, ohne das Versprechen zu halten, das er sich selbst gegeben hatte. Sie sprachen nur ein paar Minuten lang,

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