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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Parfüm für Joan kaufen. Auch wenn sie nie Parfüm benutzte …
    McCluskey schlug gerade wieder einen Drink vor, als sein Pager piepte. Er ging zu einem Kartentelefon und rief bei der Wache an. Als er zurückkam, sah er ärgerlich aus.
    »Ich muss weg, Gordon. Tut mir leid.«
    »Sie können ja nichts dafür.«
    McCluskey reichte ihm die Hand, und Reeve fühlte sich verpflichtet, sie zu schütteln. McCluskey spürte deutlich den Unterschied zu ihrem ersten Händedruck. Reeve legte jetzt keinerlei Gefühl hinein.
    »Na dann«, sagte der Detective, »einen guten Heimflug. Besuchen Sie uns bei Gelegenheit wieder.«
    »Klar«, sagte Reeve und wandte sich ab. Er sah das Schild mit der Nummer seines Flugsteigs und ging los. McCluskey wartete, bis er verschwunden war, und dann noch ein, zwei Minuten länger. Dann verließ er das Terminalgebäude. Er machte sich Gedanken wegen Reeve. Er nahm nicht an, dass der Mann viel wusste, aber so viel wusste er jedenfalls, dass etwas faul an der Sache war. Und jetzt hatte er Agrippa. McCluskey hatte mit dem Gedanken gespielt, Kosigin zu erzählen, dass Reeve jetzt diesen einen Namen hatte; aber das wäre gleichbedeutend mit dem Eingeständnis gewesen, dass er das Stück Papier in der Tasche des Toten übersehen hatte. Kosigin hatte für Patzer kein Verständnis. McCluskey hatte beschlossen, die ganze Sache für sich zu behalten.
    Jay lehnte sich mit einer Selbstverständlichkeit gegen McCluskeys Wagen, als gehörte ihm nicht nur das Auto, sondern auch der ganze Parkplatz dazu und vielleicht sogar alles Übrige in der Stadt.
    » Ein Kratzer im Lack, und ich lege Ihre ganze Mischpoke um.«
    »Meine Mischpoke ist schon tot«, sagte Jay und stemmte sich vom Kotflügel ab.
    McCluskey entriegelte die Fahrertür, öffnete sie aber nicht. Er richtete die zusammengekniffenen Augen auf ein Flugzeug, das gerade in den undurchdringlich blauen Himmel aufstieg. »Meinen Sie, wir sind ihn endgültig los?«, fragte McCluskey. »Ich will es jedenfalls stark hoffen. Ich mochte ihn nicht. Ich glaube auch nicht, dass er mich mochte. Der verdammte Scheißer hat mich ganz schön viel Arbeit gekostet.«
    »Mr. Kosigin weiß das bestimmt zu schätzen. Vielleicht fällt diesen Monat ein Bonus für Sie ab.«
    McCluskey gefiel Jays unverschämtes Lächeln nicht. Andererseits kannte er seinen Ruf, und der gefiel ihm auch nicht … Er öffnete die Fahrertür. »Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet.«
    »Ich hab nicht zugehört.«
    »Ich hatte Sie gefragt, ob Sie glauben, dass wir ihn endgültig los sind.«
    Jay grinste. » Sie jedenfalls sind ihn, glaube ich, endgültig los.« Er schwenkte etwas in der Luft. Es sah aus wie ein Flugticket. »Mr. Kosigin meint, ich sollte ein bisschen Urlaub machen … in der alten Heimat.« Er schwieg kurz. »Ich glaube, er hat mich gesehen.«
    »Was?«
    »Vorm Krematorium, da hat er mich, glaub ich, im Vorbeigehen gesehen. Es würde die Sache interessanter machen, wenn der Philosoph wüsste, dass ich mitmische.«
    McCluskey runzelte die Stirn. »Wovon zum Teufel reden Sie eigentlich?«
    Aber Jay schüttelte lediglich, nach wie vor grinsend, den Kopf und wandte sich ab. Während er sich entfernte, pfiff er etwas vor sich hin, eine Melodie, die dem Detective irgendwie bekannt vorkam.
    Sie ging ihm noch tagelang durch den Kopf, aber er kam einfach nicht darauf, was es war.
    Jeffrey Allerdyce bewirtete die Chefetage einer Klientenfirma im Penthouse der Washingtoner Zentrale von Alliance Investigative.
    Konkret bedeutete dies, dass die Seniorpartner von Alliance die Gastgeber spielten, während Allerdyce von seinem wohlgepolsterten Schreibtischstuhl aus zuschaute, der von zwei Juniorpartnern (deren Rolle bei dem Empfang sich natürlich darin erschöpfte) eine Treppe hoch ins Penthouse geschafft worden war.
    Allerdyce spielte nicht gern den Gastgeber und sah auch nicht ein, warum eine Firma das überhaupt tun sollte. Er war der Ansicht, dass es für einen Klienten genügen sollte, wenn man gute Arbeit lieferte. Aber wie ein Seniorpartner und eine Heerschar von Buchhaltern ihm erklärt hatten, wurde da neuerdings mehr erwartet. Klienten wollten das Gefühl haben, begehrt zu sein, sie wollten hofiert und verwöhnt werden. Sie brauchten das Gefühl – hatte der Seniorpartner sogar die Kühnheit besessen zu behaupten -, geliebt zu werden.
    Als ob Allerdyce sie bewirtete, weil er sie auch nur gemocht hätte! Der einzige Mensch, den Jeffrey Allerdyce je geliebt hatte, war sein Vater.

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