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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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verkauft, und wie man seine Konkurrenten daran hindert, mehr als man selbst zu verkaufen.«
    Ja, Kosigin war eine Herausforderung. Das war der Grund, weswegen Allerdyce so neugierig auf ihn war, weswegen er ein schönes, dickes Dossier voller Geheimnisse über ihn haben wollte. Kosigin hatte einen Fehler begangen, als er sich ein zweites Mal an Alliance gewandt hatte. Allerdyce hatte gewusst, dass CWC eine eigene Sicherheitsabteilung besaß. Warum hatte Kosigin nicht sie eingesetzt? Warum war es nötig gewesen, eine Detektei mit der Aufgabe zu betrauen, den englischen Journalisten zu beschatten? In Allerdyce’ Kopf nahm eine Antwort allmählich Gestalt an: Kosigin hatte vor seinen Vorgesetzten etwas zu verbergen. Und dann hatte Alliance schon zu einer früheren Gelegenheit für Kosigin gearbeitet. Allerdyce wusste, dass die zwei Fälle miteinander zusammenhingen, auch wenn er nicht wusste, wie.
    Der Fahrstuhl erreichte das Penthouse. Während Dulwater die Tür aufhielt, tippte Allerdyce den Zahlenkode für die Eingangshalle ein. Dann stieg er aus und ließ den jungen Mann zurück, der noch immer die Tür aufhielt und auf Anweisungen wartete.
    »Das macht mich neugierig«, sagte Allerdyce. »Haben Sie einen gültigen Pass?«
    »Ja, Sir«, sagte Dulwater.
    »Dann kommen Sie morgen früh um sieben in mein Büro. Da werden wir uns weiter unterhalten.«
    »Ja, Sir«, sagte Dulwater und ließ die Tür los.
    Allerdyce ging zur Tür des Speisesaals zurück, öffnete sie aber nicht, nicht sofort. Stattdessen legte er das Ohr an das Holz, so wie er das als Junge immer gemacht hatte, nachdem er auf Zehenspitzen die Treppe hinuntergestiegen war, um an der Tür des Wohnzimmers oder des Arbeitszimmers seines Vaters zu lauschen. Geheimnisse zu erlauschen, Dinge, die in seiner Anwesenheit nicht ausgesprochen werden konnten, das waren seine glücklichsten Augenblicke gewesen – wenn niemand wusste, dass er da war.

Dritter Teil
    Hauptverbindungen

8
    In London fühlte er sich ebenso im Ausland wie in San Diego.
    In Heathrow ertappte er sich tatsächlich dabei, dass er Täuschungsmanöver durchführte. Nachdem er seine Reisetasche bei der Gepäckaufbewahrung abgegeben hatte, stieg er hinunter zum Underground-Bahnhof und schlenderte den Bahnsteig entlang, schaute sich um und wartete. Natürlich gab es gute Gründe, nicht mit dem Auto in die Stadt zu fahren, Gründe, die jeder eingesehen hätte: Er wollte nur kurze Zeit in London bleiben; sein Ziel lag ganz in der Nähe einer Tube-Station; es wäre Wahnsinn gewesen, durch London fahren zu wollen, besonders bei dem Jetlag, der ihm jetzt zu schaffen machte. Außerdem wollte er wissen, ob ihn jemand beschattete, und das ließ sich leichter feststellen, wenn er zu Fuß war.
    Als der Zug einfuhr, stieg er ein und wieder aus, schaute dann in beide Richtungen den Bahnsteig entlang. Schließlich sprang er im letzten Augenblick, bevor sich die Türen schlossen, wieder auf. Die anderen Fahrgäste sahen ihn an, als sei er verrückt. Vielleicht war er das. Er schaute aus dem Fenster. Auf dem Bahnsteig war niemand. Niemand beschattete ihn.
    Im Flugzeug hatte er es genauso gemacht. Seine Mitpassagiere mussten gedacht haben, dass irgendwas mit ihm nicht stimmte, so oft wie er aufgestanden war, um auf die Toilette zu gehen oder die Flugbegleiterinnen um Drinks zu bitten, die er eigentlich gar nicht haben wollte. Alles nur, um sich die Passagiere anschauen zu können.
    Jetzt war er auf dem Weg nach London, in der Tasche den Schlüsselbund, den er aus dem Motelzimmer seines Bruders mitgenommen hatte. Der Zug gehörte zur Piccadilly-Linie und würde ihn bis nach Finsbury Park bringen. Er stieg aber zwei Stationen vorher aus, an der Holloway Road, ließ sich Zeit, bevor er ein Taxi nahm, und schaute dann durch das Heckfenster hinaus, während der Fahrer Fußballkommentare von sich gab. Er dirigierte ihn an Jims Wohnung vorbei und ließ sich am Ende der Straße absetzen.
    Sie lag wie ausgestorben da. Es war halb zehn Uhr morgens. Alle waren auf der Arbeit. Die eine Straßenseite war von parkenden Autos gesäumt, und er schaute, während er daran vorbeiging, in jedes einzelne hinein. Ein Stück weiter waren Arbeiter dabei, ein Loch in den Bürgersteig zu graben. Sie lachten und tauschten mit irischem Akzent Zoten aus.
    Er tat sie als ungefährlich ab, rief sich dann zur Ordnung. Niemand konnte je mit völliger Sicherheit als ungefährlich abgetan werden. Der einarmige Bettler konnte eine Uzi im Ärmel

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