Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
wie ein Gummiball in einer Reihe von Pfützen auf. Gesprächsfetzen, Lieder, Nachbilder der zwei Filme, die er während des Flugs gesehen hatte, die U-Bahn-Fahrt, die Taxis, das indische Restaurant, Fliss, als er sie in der Küche überrascht hatte. Lieder … Melodien …
    Row, row, row your boat .
    Er sprang vom Sofa auf, stand mitten im Zimmer in T-Shirt und Unterhose, zitterte. Er schaltete den Fernseher ein, drehte den Ton ganz weg. Nacht-TV: hirnlos und bunt. Er schaute aus dem Fenster. Ein Halo von Natrium-Orange, ein bellender Hund irgendwo in der Nähe, ein vorüberfahrendes Auto. Der Fahrer starrte stur geradeaus. Beide Straßenseiten waren zugeparkt, Autos dicht an dicht, in den Startlöchern für das morgige Rennen.
    Er ging barfuß in die Küche und schaltete den Wasserkocher wieder ein. Er kramte in der Schachtel mit vermischten Kräutertee-Beuteln, fand Pfefferminze und beschloss, es damit zu probieren. Als er wieder in den Flur hinausging, bemerkte er, dass die Tür zu Fliss’ Schlafzimmer nicht ganz zu war. Genaugenommen mehr als nur »nicht ganz zu«: Sie stand halb offen. War das eine Einladung? Auf dem Weg in die Küche oder ins Bad hätte er es nicht übersehen können. Ihr Licht war ausgeschaltet. Er horchte nach ihrer Atmung, aber der Kühlschrank machte zu viel Lärm.
    Er wartete im Flur, den dampfenden Becher in der Hand, bis sich der Kühlschrank ausschaltete. Sie atmete nicht nur gleichmäßig – sie schnarchte.
     
    »Morgen.« Fliss kam mit verschlafenem Gesicht, eine Hand in den verwuschelten Haaren, in die Küche. Sie trug einen dicken Morgenmantel mit Schottenmuster und flauschige, pinkfarbene Pantoffeln.
    Reeve war schon draußen gewesen und hatte Sachen fürs Frühstück und Zeitungen gekauft. Sie ließ sich auf einen Stuhl plumpsen und griff sich eine Zeitung.
    »Kaffee?«, fragte er. Er hatte richtigen gemahlenen Kaffee und eine Packung Filter gekauft.
    »Wie haben Sie geschlafen?«, fragte sie, ohne aufzuschauen.
    »Gut«, log er. »Und Sie?«
    Während sie umblätterte, warf sie ihm einen kurzen Blick zu. »Tief und fest, danke.«
    Er schenkte ihr und sich Kaffee ein. »Ich habe rausgekriegt, was OPs sind.«
    »Aha?«
    »Ich hab noch ein bisschen weitergelesen.«
    »Sie waren ja wirklich früh auf. Und, was sind das für Dinger?«
    »Organophosphorverbindungen.«
    »Und was machen die so beruflich?«
    »Insekten vertilgen, glaube ich. Marco und andere meinen anscheinend, dass es beim spanischen Speiseölskandal in Wirklichkeit um Pestizide ging.«
    Sie nahm einen gierigen Schluck aus ihrem Becher und atmete aus. »Wie geht es jetzt weiter?«
    Er zuckte die Schultern.
    »Werden Sie mit Marco reden?«
    Reeve schüttelte den Kopf. »Er hat nichts damit zu tun. Er war nur der Katalysator. Jim hat nicht den Zwischenfall in Spanien recherchiert, ihm ging es um BSE.«
    »Bovine spongiforme Dingsbums.«
    »Enzephalopathie.«
    »Genau.«
    »Wie hat er den Sprung vom Speiseöl zur BSE geschafft?«
    »Er hat sich an etwas erinnert, das er mal gehört hatte.«
     
    Also hab ich Joshua Vincent angerufen und ihm gesagt, dass ihm mein Name wahrscheinlich nichts sagen würde. Er stimmte mir zu. Ich erklärte, dass seine Organisation, die National Farmers’ Union, vor einiger Zeit meiner Zeitung eine Pressemitteilung zum Thema BSE geschickt hätte. Er sagte, er würde nicht mehr bei der NFU arbeiten. Er klang verbittert, als er das sagte. Ich fragte ihn, was passiert sei.
    »Man hat mich rausgeworfen«, sagte er.
    »Warum?«
    »Wegen dem, was ich über BSE gesagt habe.«
    Und da begann ich, meine Story zu wittern. Wenn ich jetzt noch Giles dazu überreden kann, meine Recherchen zu finanzieren …
     
    »Und, was machen Sie heute?«, fragte Fliss. Sie hatte geduscht, sich die Haare getrocknet und angezogen.
    »Ich werd versuchen, Joshua Vincent ausfindig zu machen.«
    »Und wenn Sie’s nicht schaffen?«
    Reeve zuckte wieder die Schultern; er wollte an die Möglichkeit eines Misserfolgs nicht denken, obwohl man eigentlich immer damit rechnen sollte. Zu jedem Plan sollte es auch einen Plan B geben.
    »Sie könnten mit Giles Gulliver reden«, schlug sie vor, während sie Brotkrümel von ihrem Teller auftupfte.
    »Das wäre eine Idee.«
    »Und dann?«
    »Hängt davon ab, was ich von ihm erfahre.«
    Sie lutschte sich die Krümel von der Fingerspitze. »Erwarten Sie von Giles – oder sonst jemandem in seiner Preisklasse – lieber nicht zu viel.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Sie nahm die Zeitung und

Weitere Kostenlose Bücher