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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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sauber waren – na ja, nicht sauber , aber unverwanzt. Bevor er wieder ins Haus ging, schraubte er den Gehäusedeckel der Alarmanlage ab. Die Schrauben saßen sehr fest, und es gab auch sonst keine Hinweise darauf, dass sich jemand in jüngerer Zeit am Gerät zu schaffen gemacht hätte – kein abgeplatzter Lack, keine neu aussehenden Kratzer. Und die Alarmanlage selbst funktionierte.
    Joan hatte gesagt, sie hätte die potenziellen Kunden bis in den Flur hereingelassen. Und der Tiefkühlfahrer war höchstwahrscheinlich bis in die Küche gekommen. Er nahm sich für diese beiden Räume viel Zeit, tastete unter Teppiche und hinter Vorhänge, holte in der Küche die Kochbücher aus dem Regal.
    Die erste Wanze fand er im Flur.
    Sie war an der Innenseite des Telefongehäuses befestigt.
    Er ging in die Küche, schaltete das Radio ein und stellte es neben das zweite Telefon, das dort installiert war. Dann schraubte er das Gerät auf und fand eine zweite, mit der ersten identische Wanze. Bei beiden waren in das dünne Metall des Gehäuses die Buchstaben USA eingeprägt. Er wischte sich den Schweiß vom Gesicht und ging weiter ins Wohnzimmer. Trotz einstündiger Suche fand er nichts, was aber nicht hieß, dass das Zimmer sauber war. Er wusste, dass er sich mit einem Peilgerät viel Mühe hätte ersparen können, aber er hatte nicht die Zeit, sich eines zu besorgen. Und wenigstens wusste er jetzt Bescheid – wusste, dass seine Familie nicht außer Gefahr war, wusste, dass sein Heim nicht sicher war.
    Wusste, dass sie da raus mussten.
     
    Er saß im Schlafzimmer auf dem Stuhl vor der Frisierkommode. Ein Strahl Morgensonne hatte einen Ritz im Vorhang gefunden und sich auf Joans Gesicht gelegt, wo das Licht, je nachdem, wie sie sich im Schlaf bewegte, zwischen ihren Augen und ihrer Stirn hin und her pendelte. Wie ein Visier-Laser, dachte Reeve, als ob ein Scharfschütze auf sie zielte. Er war müde, stand aber gleichzeitig unter Hochspannung; er hatte die halbe Nacht lang geschrieben. Er hatte die ausgedruckten Blätter bei sich. Joan wälzte sich herum und ließ den Arm dorthin fallen, wo er eigentlich hätte liegen müssen. Sie stemmte sich mit dem Arm hoch und blinzelte mehrmals. Dann rollte sie sich wieder auf den Rücken und reckte den Hals hoch.»Morgen«, sagte sie.
    »Morgen«, antwortete er und kam zu ihr ans Bett.
    »Wie lang bist du schon auf?« Sie blinzelte wieder, um die Augen auf das beschriebene Blatt Papier scharf zu stellen, das Reeve ihr hinhielt.
    »Seit Stunden«, sagte er so leichthin, wie es ihm unter den gegebenen Umständen möglich war.
    SAG NICHTS. LIES NUR. WENN DU SO WEIT BIST, NICKE. DENK DARAN: NICHTS SAGEN!
    Sein Gesichtsausdruck verriet ihr, dass er es ernst meinte. Sie nickte und setzte sich im Bett auf, strich sich dabei das Haar aus den Augen. Er hielt ihr das nächste Blatt hin.
    DAS HAUS IST VERWANZT: WIR KÖNNEN NICHTS SAGEN, OHNE DASS MAN UNS HÖRT. WIR MÜSSEN SO TUN, ALS SEI DAS EIN TAG WIE JEDER ANDERE AUCH. WENN DU SO WEIT BIST, NICKE.
    Diesmal dauerte es einen Moment, bis sie nickte. Als sie es schließlich tat, starrte sie ihm in die Augen.
    »Und, willst du den ganzen Tag im Bett bleiben?«, fragte er scherzhaft-spöttisch, während er ihr das nächste Blatt zeigte.
    »Warum nicht?«, sagte sie. Sie sah erschrocken aus.
    DU MUSST ZU DEINER SCHWESTER FAHREN. UND ALLAN MITNEHMEN. ABER SAG IHM NICHTS. PACK EINFACH EIN PAAR DINGE INS AUTO UND FAHR. TU SO, ALS WÜRDEST DU IHN SO WIE IMMER ZUR SCHULE FAHREN.
    »Komm schon, steh auf, ich mach inzwischen Frühstück.«
    »Ich geh grad unter die Dusche.«
    »Okay.«
    WIR DÜRFEN NICHT SAGEN, WOHIN IHR FAHRT. NIEMAND DARF ES WISSEN. ES IST EIN GANZ NORMALER MORGEN.
    Joan nickte.
    »Toast für dich?«
    ICH GLAUBE NICHT, DASS WIR BEOBACHTET WERDEN, NUR ABGEHÖRT.
    Er lächelte, um sie zu beruhigen.
    »Toast ist okay, danke«, sagte sie, und ihre Stimme zitterte dabei nur minimal. Sie räusperte sich und zeigte auf ihn. Er hatte das vorausgesehen und hob das entsprechende Blatt.
    MACH DIR UM MICH KEINE SORGEN. ICH MUSS MICH NUR MIT EIN PAAR LEUTEN UNTERHALTEN.
    Sie machte ein zweifelndes Gesicht, also lächelte er noch einmal, beugte sich dann hinunter und gab ihr einen Kuss.
    »Jetzt besser?«, fragte er.
    »Besser«, sagte sie.
    ICH RUF DICH BEI DEINER SCHWESTER AN. DU KANNST SIE VON UNTERWEGS AUS ANRUFEN UND SIE VORWARNEN. KOMM NICHT HIERHER ZURÜCK, BEVOR ICH ENTWARNUNG GEBE. ICH LIEBE DICH.
    Sie sprang auf und umarmte ihn. Sie blieben eine

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