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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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er, wenn man berücksichtigte, dass er den Kater seit einer Woche nicht gefüttert hatte, schließlich auch war. Reeve dachte an den echten Bakunin und daran, wie er Seite an Seite mit Nietzsches späterem Idol Wagner auf den Barrikaden von Dresden gekämpft hatte …
    »Woran denkst du?«, fragte Joan.
    »Nur, wie schön es ist, wieder zu Hause zu sein.«
    Joan bedachte die Lüge mit einem schmalen Lächeln. Danach, wie die Bestattung gewesen war, hatte sie kaum gefragt; die Wohnung in London und die Frau, die darin wohnte, hatten sie allerdings durchaus interessiert. Allan wandte sich von der Sitcom ab.
    »Und, wie ist es in den USA, Dad?«
    »Ich dachte schon, du würdest überhaupt nicht mehr fragen.« Reeve hatte sich schon im Voraus überlegt, was er Allan erzählen könnte. Er schilderte San Diego als eine Wildwest-Stadt, fremdartig genug und aufregend genug, um das Interesse des Jungen zu fesseln.
    »Hast du irgendwelche Schießereien gesehen?«, fragte Allan.
    »Nein, aber ich hab ein paar Polizeisirenen gehört.«
    »Hast du einen Polizisten gesehen?«
    Reeve nickte.
    »Mit einer Knarre?«
    Wieder nickte Reeve.
    Joan strich ihrem Sohn durch die Haare, obwohl sie wusste, dass er das nicht ausstehen konnte. »Er wird noch zu einem richtigen Waffenfanatiker.«
    »Werd ich nicht«, erklärte Allan.
    »Das liegt an all diesen Computerspielen.«
    »Tut es nicht.«
    »Woran sitzt du denn so zur Zeit?«
    »An dem Spiel, von dem ich dir erzählt hab. Jackie hat es mir kopiert.«
    »Ich hoffe, es hat kein Virus.«
    »Ich hab ein neues Antivirenprogramm.«
    »Gut.« Noch kannte sich Allan mit Computern nur geringfügig besser aus als Reeve und Joan zusammengenommen, aber der Abstand vergrößerte sich zusehends.
    »Das Spiel heißt Militia , und es geht darum …«
    »Ich will nichts von verbrutzelten Augen hören!«, erklärte Joan.
    »Was ist aus dem Spiel geworden, das Onkel Jim dir geschickt hatte?«, fragte Reeve.
    Allan guckte verlegen. »Ich bin im fünften Level steckengeblieben …«
    »Hast du es verschenkt?«
    Allan schüttelte heftig den Kopf. »Nein, es ist oben.«
    »Aber du spielst nicht mehr damit?«
    »Nein«, sagte er leise. Dann: »Mum hat gesagt, Onkel Jim wär gestorben.«
    Reeve nickte. Joan sagte, sie hätte schon ein paar Gespräche mit Allan geführt. »Menschen werden alt und müde, Allan, und dann sterben sie. Sie machen Platz für andere, jüngere Leute, damit die weitermachen können …«
    »Aber Onkel Jim war nicht alt.«
    »Nein, na ja, manche Menschen, die …«
    »Er war nicht viel älter als du .«
    »Ich werde nicht sterben«, sagte Reeve zu seinem Sohn.
    »Woher weißt du das?«
    »Manchmal hat man so Ahnungen oder Gefühle. Ich habe das Gefühl, dass ich hundert Jahre alt werde.«
    »Und Mum?«, fragte Allan.
    Reeve sah sie an. Sie starrte ihn an, sichtlich neugierig auf seine Antwort. »Das gleiche Gefühl«, sagte er.
    Allan wandte sich wieder dem Fernseher zu. Ein wenig später murmelte Joan: »Danke«, schlüpfte wieder in ihre Hausschuhe und ging in die Küche, dicht gefolgt von Bakunin, der auf der Suche nach Futter war. Reeve fragte sich, wie ihre letzte Äußerung zu verstehen sei.
    Das Telefon klingelte, während er sich die Nachrichten ansah. Allan hatte sich in sein Zimmer verzogen, nachdem er seinen Eltern mehr als anderthalb Stunden seiner kostbaren Zeit geschenkt hatte. Reeve ließ Joan rangehen. Sie war noch immer in der Küche, wo sie einen Schwung Brot für den Ofen fertig machte. Später, als er hinüberging, um die letzte Tasse Kaffee des Abends aufzubrühen, fragte er, wer angerufen hätte.
    »Haben sie nicht gesagt«, gab sie auffällig beiläufig zurück.
    Reeve sah sie an. »›Sie‹? Gab’s mehrere solcher Anrufe?«
    Sie zuckte die Achseln. »Ein paar.«
    »Wie viele?«
    »Ich glaube, der vorhin war der dritte.«
    »In wie viel Tagen?«
    Wieder zuckte sie die Achseln. Sie hatte etwas Mehl an der Nase, und auch ihre Haare waren leicht eingepudert, wodurch sie älter aussah. »Fünf oder sechs. Und jedes Mal ist niemand dran. Überhaupt nichts zu hören. Vielleicht ist es die Telecom, die die Leitung überprüft, oder was weiß ich. Das passiert ja manchmal.«
    »Ja, stimmt.«
    Ja, dachte er, aber höchstens einmal alle Jubeljahre.
     
    Sie lagen seit einer Stunde schweigend nebeneinander im Bett und starrten an die Decke, als er fragte: »Was war denn nun mit diesen Leuten?«
    »Die, die angerufen haben?« Sie drehte das Gesicht zu ihm.
    »Nein, du hast

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