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Sein Bruder Kain

Sein Bruder Kain

Titel: Sein Bruder Kain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Zähne. Er betastete die Kohle in seiner Hand, ohne Monk aus den Augen zu lassen. »Angus getötet?« Er lachte abermals, ein hartes, beinahe erstickt klingendes Geräusch. »Ja - ich schätze, sie hat recht. Ich habe Angus getötet!« Er warf den Kopf in den Nacken, sein Gelächter schwoll an, bis es fast an Hysterie grenzte.
    Monk machte einen Schritt nach vorn.
    Caleb hörte augenblicklich auf zu lachen, so plötzlich, als hätte ihm jemand eine Hand über den Mund gelegt. Er sah Monk an und hob seine Hand mit der Kohle ein Stückchen höher.
    Monk erstarrte. Caleb hatte bereits seinen Bruder ermordet. Wenn er Monk hier in diesen verlassenen Sümpfen tötete, würde seine Leiche nicht gefunden, bevor sie nicht verrottet und unkenntlich war, falls sie überhaupt je gefunden wurde. Er würde um sein Leben kämpfen, aber Caleb war stark, an Gewalt, vielleicht sogar an das Töten gewöhnt, und er hatte nichts zu verlieren.
    Ohne die leiseste Vorwarnung fuhr Caleb auf dem Absatz herum und stürzte auf das andere Ende der Hütte zu, krachte durch die notdürftig zusammengezimmerte Tür und warf Archie, der dahinter stand, der Länge nach in den Schlamm.
    Als Monk sich ebenfalls durch den Eingang gezwängt hatte, kam Archie schon wieder ein wenig unbeholfen auf die Füße, und Caleb war in Regen und Dunkelheit verschwunden. Sie konnten das glucksende Geräusch seiner Schritte hören, dann noch einen Ausbruch von Gelächter, dann herrschte Stille.
    Oliver Rathbone war einer der hervorragendsten Strafverteidiger des Jahrzehnts. Er besaß Scharfblick und Redegewandtheit und hatte ein hervorragendes Gespür für die Wahl des richtigen Zeitpunkts. Und was noch wichtiger war, er hatte den Mut, widersprüchliche und hoffnungslose Fälle zu übernehmen.
    Er war in seinem Büro in der Vere Street hinter den Lincoln's Inn Fields, als sein Sekretär mit zweifelnder Miene ankündigte, daß Mr. Monk ihn in einer dringenden Angelegenheit zu sprechen wünsche.
    »Natürlich«, sagte Rathbone mit einem Anflug eines Lächelns um die Lippen. »Etwas ganz Gewöhnliches würde Monk niemals hierherbringen. Lassen Sie ihn eintreten.«
    »Ja, Mr. Rathbone.« Der Sekretär zog sich zurück und schloß die Tür hinter sich.
    Rathbone faltete die Papiere, in die er vertieft gewesen war, zusammen und schob sie zurück in den Ordner, in den sie gehörten, und band diesen zu. Seine Gefühle waren ebenfalls gemischt. Er hatte Monk immer für seine beruflichen Qualitäten bewundert - sie standen außer Frage, genauso wie sein Mut, den er im Umgang mit dem Verlust seines Gedächtnisses und seiner persönlichen Identität gezeigt hatte. Aber er fand ihn auch sehr schwierig und sein Benehmen, um es gelinde auszudrücken, ziemlich schroff. Und dann war da noch die Sache mit Hester Latterly. Ihre Zuneigung zu Monk irritierte Rathbone, obwohl es ihm widerstrebte, das zuzugeben. Monk behandelte sie ganz und gar nicht mit dem Respekt und der Aufmerksamkeit, die ihr gebührte. Und ihn selbst brachte Monk allzuoft dazu, seine gewohnte Toleranz, seine Geduld und sein besonnenes Urteil auf die Probe zu stellen.
    Die Tür öffnete sich, und Monk trat ein. Er war tadellos gekleidet, wie gewöhnlich, sah aber müde und erschöpft aus. Die Haut unter seinen Augen war dunkel überschattet. Er schien angespannt zu sein.
    »Guten Morgen, Monk.« Rathbone erhob sich, eine automatische Geste der Höflichkeit. »Was kann ich für Sie tun?«
    Monk schloß die Tür hinter sich; er hatte nicht die Absicht, sich mit Nebensächlichkeiten aufzuhalten. Noch während er auf dem Stuhl gegenüber dem Schreibtisch Platz nahm und die Beine übereinanderschlug, begann er zu sprechen.
    »Ich habe einen Fall, in dem ich Ihren Rat brauche.« Er gab Rathbone keine Gelegenheit, etwas darauf zu erwidern, sondern fuhr direkt fort, als hielte er es für selbstverständlich, daß der andere Mann damit einverstanden war. »Eine Frau hat mich wegen ihres Mannes, der verschwunden ist, aufgesucht. Ich habe ihn bis nach Blackwall auf der Isle of Dogs verfolgen können, wo er zuletzt gesehen wurde, und zwar in Gesellschaft seines Zwillingsbruders, der dort lebt, mehr oder weniger…«
    »Einen Augenblick mal.« Rathbone hob die Hand. »Ich übernehme keine Fälle dieser Art. Scheidung oder ähnliches…«
    »Das tue ich auch nicht!« sagte Monk knapp, obwohl er wußte, daß diese Feststellung, wenn sie überhaupt zutraf, sich nur auf die letzten Monate beziehen konnte. »Wenn Sie mir bitte gestatten

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