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Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caro Ramsay
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den Worten bildete sich eine Atemwolke vor ihrem Mund, die rasch mit der Luft verschmolz.
    Vik wandte sich der Heilsarmeekapelle zu, die man hinter der Straßenecke sehen konnte. Da ihre Füße kaum Licht auffingen, schienen ihre Silhouetten schwerelos in der Luft zu schweben.
    Frances hatte geweint; auf ihrem Gesicht waren noch Tränen zu sehen. Vik hob ihr Kinn mit dem Zeigefinger und wischte sie mit dem Daumen fort.
    »Ich habe versucht, ein bisschen in Stimmung zu kommen. Ich dachte, wenn ich hier im Schnee stehe und der Musik zuhöre«, schniefte sie, »würde mich die Dickenssche Weihnachtsromantik schon überwältigen.«
    »Und die Kälte«, fügte Vik hinzu und trat von einem Fuß auf den anderen.
    »Aber ich bin einfach so deprimiert.« Wieder flossen Tränen. »Es ist alles so verflucht deprimierend.«
    »Na ja, vielleicht …« Vik umfasste ihre Hände. »Diesmal wird vielleicht alles ganz anders. Diesmal hast du die Chance, glücklich zu werden. Wäre das nicht ein schönes Geschenk?«
    »Wäre es das?« Aber sie lächelte. Sie beugte sich vor und küsste ihn. »Ich habe nachgedacht …«
    Nein, nicht jetzt . Er zog sich von ihr zurück. »Pass auf, ich muss mit dir über etwas sprechen. Was meine Arbeit betrifft.«
    »Oh …« Frances klang verletzt. Sie wandte sich leicht von ihm ab, und die Kapelle begann, Santa Claus is Coming to Town zu spielen. »Und ich dachte schon, du wolltest mich sehen.«
    Mittlerweile war Littlewood der Einzige, der noch einen eigenen Schreibtisch hatte, der Einzige, zu dessen Computer die anderen keinen Zugang hatten. Costello hatte zehn Minuten vergeblich auf die Tastatur eingehackt, aber alles, was ihr an Passwörtern einfiel, hatte sich als falsch erwiesen. Gleichzeitig wählte sie wieder und wieder und wieder Mick Battens Nummer, die permanent besetzt war. Sie blickte hinüber in Quinns Büro. Irgendetwas ging da vor sich. Der erfahrenste Mitarbeiter der Abteilung arbeitete für sich allein, nach dem Grundsatz »Informationen nur, wenn nötig«, und die anderen wurden nicht in das eingeweiht, was los war. Wenn sie bloß herausgefunden hätte, was Quinn und Littlewood um Mitternacht vorhatten, hätte sie hineingehen und den beiden ordentlich ihre Meinung sagen können. Quinn und Littlewood erweckten den Eindruck, dass ihre Besprechung vorüber war. Costello kehrte zu ihrem Schreibtisch zurück und wählte erneut Micks Nummer.
    »Costello! Was gibt’s Neues?«, meldete sich die Liverpooler Stimme von Dr. Mick Batten müde am anderen Ende der Leitung.
    »Tut mir leid, dass ich Sie so spät störe, Mick.« Sie blickte auf die Uhr. Der Stundenzeiger hatte fast die Geisterstunde erreicht.
    »Da sind Sie nicht die Erste.«
    »Ich mache mir Sorgen. Colin wollte nicht mit Ihnen sprechen. Also, ich habe das Gefühl, ich müsse …« Costello unterbrach sich.
    »Worüber?« Batten wirkte gelassen.
    »Diese vermissten Jungen, Mick. Wir brauchen Ihre Hilfe.«
    »Gewiss schmeichelt mir das, Costello, aber Sie können sich meine Antwort sicherlich vorstellen.« Sie hörte, wie er an etwas nippte, und leise klingelte ein Löffel in einer Teetasse. Oder Eis in einem Whisky. »Man hat mir keinen offiziellen Auftrag erteilt, für Sie zu arbeiten. Und ich habe Ihnen schon gesagt, als ich an dem Kruzifixkiller-Fall dran war, meine Profile sind lediglich auf Sachkenntnisse gestützte Vermutungen. Ihre Truppe wird schon jemanden finden, der sich gut in solchen Dingen auskennt.«
    »Natürlich, das ist mir schon klar. Aber wir haben Weihnachten, Mick. Die blöden Formulare werden doch erst ausgefüllt, wenn die Bürohengste aus der Verwaltung wieder aus dem Urlaub zurück sind.«
    »Und?« Ein langsamer, genüsslicher Schluck. Whisky.
    »Und die werden das niemals so gut hinbekommen wie Sie.«
    »Schmeicheln ist nicht gerade Ihre Stärke, was?«
    »Nein, ist es tatsächlich nicht«, fauchte Costello zurück, leise und schroff. »Mick, die haben sich Peter Anderson geschnappt. Vor vier Stunden. Wir brauchen hier Hilfe. Bitte.«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte kurz leicht verwirrte Stille. »Peter Anderson? Der Name kommt mir bekannt vor …«
    »Colin Andersons Sohn. Sie wissen, wie entscheidend die ersten Stunden sind, und die Zeit läuft.«
    Erneut kehrte Stille ein; sie wusste, Batten konzentrierte sich und brachte sein analytisches Gehirn in Gang. Sie setzte noch einen drauf. »Wir glauben, dass wir von oben bei der Ermittlung in eine bestimmte Richtung gedrängt werden.«
    »Ist das

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