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Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caro Ramsay
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Haustür hinter sich zumachen kann.
    Es fühlte sich gar nicht nach Samstag an. Da Weihnachten nahte, geriet die Routine nach und nach aus dem Blickfeld. Es war der Tag nach dem kürzesten Tag des Jahres. Und es lag nicht am schwindenden Licht; es gab gar kein Licht, das hätte schwinden können. Der Schneefall hatte am Vormittag ein wenig nachgelassen, doch dem Wetterbericht zufolge würde er wieder anfangen, und außerdem sollte der Wind bis zum Abend kräftig auffrischen.
    Die Räumlichkeiten von McDougall, Munro und Munro waren altmodisch und feudal, jedoch auf unaufdringliche Weise, und es roch dezent nach altem Leder und gutem Brandy. Das Büro von Munro-Immobilien befand sich im obersten Stockwerk der alten Anwaltskanzlei, und Mulholland und Costello waren bereits unten an der ersten Hürde hängen geblieben; sie mussten am Empfangstresen vorbei, ehe sie weiter vordringen konnten. Also warteten sie. Vik wollte die Sache schnell hinter sich bringen und wieder verschwinden. Und Costello hatte richtig miese Laune, nachdem sie nichts Konkretes aus dem Supermodel herausgeholt hatte und anschließend halb erfroren war, während sie vor dem HMV-Geschäft auf Mulholland wartete. Er war von der Partickhill-Wache herübergekommen und hatte einen kleinen Umweg bei Frances vorbei gemacht, bei der er geklingelt hatte. Entweder war sie nicht zu Hause gewesen, oder sie hatte nicht geöffnet. Im Empfangsbereich des Büros trat er ans Fenster und tat so, als würde er sich für den Verkehr unten auf der Straße interessieren, während er sich heimlich ein weiteres Mal Frances’ Nachricht anhörte. Sie hatte sie frühmorgens auf seiner Mailbox hinterlassen, eine lange Mitteilung, in der sie die Hoffnung ausdrückte, dass sie den armen Jungen finden würden; sie mache sich Sorgen deswegen, ihr Gesicht schmerzte, und sie würde jetzt ins Bett gehen. Nach dem Aufstehen würde sie sich wieder bei ihm melden. Dann schniefte sie, lachte knapp und sagte, sie würde jetzt auflegen. Nach einer Pause fügte sie hinzu, sie würde Weihnachten gern mit ihm verbringen – sie hatte es tatsächlich gesagt –, und endete mit: Ich sage mal gute Nacht , in ihrer tiefen, rauchigen Stimme. Bisher hatte sie nicht wieder angerufen, und niemand hatte auf die Mailbox gesprochen. Er seufzte, klappte das Handy zu, stellte es auf lautlos und steckte es in die Tasche. Er hatte eigentlich keine Ahnung, warum man ihn dieser Zyanidgeschichte zugeteilt hatte, und er war wütend, weil er die Kreditkarte hatte verfolgen müssen; das war eine Aufgabe für Idioten, für einen der Kollegen in Uniform von unten; das hätte sogar dieser Smythe geschafft, der weiterhin in Partickhill herumhing, um sich einzuschleimen – aber nein, DCI Quinn hatte es ihm aufgetragen. Sie hatte sich unmissverständlich ausgedrückt: Es machte keinen Unterschied, dass Andersons Junge vermisst wurde; die Arbeit heute würde fortgeführt wie gehabt. Sie sicherte sich nach allen Seiten ab, und das wusste auch jeder.
    Auf der anderen Seite der Straße war die Girlande im Schaufenster von Waterstone’s Buchhandlung halb heruntergefallen, und eine Reihe rote Squidgy McMidges zitterten neben den Türen im Wind. Mulholland sah erneut auf die Uhr, dann fischte er das Handy aus der Tasche – noch immer keine Nachricht. Er hörte die alte abermals ab, dann schickte er Frances eine SMS: Hoffe, dir geht es besser, ild. Und drückte auf Senden.
    Diskret summte eine Gegensprechanlage. Die Rezeptionsdame sagte: »Er wird Sie jetzt empfangen, wenn Sie bitte den Fahrstuhl benutzen …«
    Der Fahrstuhl war uralt, ein offener Käfig. Costello zitterte. »Stellen Sie sich vor, Sie klemmen sich die Hand zwischen den Stangen ein«, sagte sie. »Und sie wird langsam amputiert, während der Lift nach oben fährt …«
    »Sie sind ein echter Spaßvogel, Costello.«
    Im obersten Stockwerk gegenüber dem Fahrstuhl hing das Bild einer gebieterischen Dame mit weißem Haar, das aussah wie ein schlecht gemaltes Porträt der Queen. Die Augen schienen Costello und Mulholland über den Teppich zu verfolgen, was ebenfalls für die Augen des toten Fuchses galt, den sie um den Hals trug.
    »Hoffentlich erwürgt der sie irgendwann«, zischte Costello.
    Douglas Munro, Inhaber eines Bachelors in Jura (mit Auszeichnung), trug legere und dabei teure Kleidung aus Kaschmirwolle, hatte einen leichten Bauchansatz um die Taille, und sein Haar war an den Schläfen mit Grau gesprenkelt.
    »Ich bin DC Mulholland, und dies ist

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