Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
DS Costello«, stellte sich Mulholland vor, trat vor Costello und verdeutlichte auf diese Weise, wer das Sagen hatte. Diesmal hatte sie nichts dagegen einzuwenden. »Es ist sehr freundlich von Ihnen, uns an einem Samstag zu empfangen, Sir.«
»Ich räume gerade meinen Schreibtisch für den Weihnachtsurlaub leer«, antwortete er. »Und natürlich möchte ich helfen, wo ich nur kann. Kommen Sie doch in mein Büro.«
Mulholland spannte heimlich die Finger an. Munro die Hand zu schütteln fühlte sich an, als hielte man einen toten Schellfisch.
»Möchten Sie Kaffee oder Tee? Bestimmt kann uns Stella etwas organisieren.«
»Ein Kaffee wäre schön, danke«, sagte Mulholland.
»Sie kennen Stella schon, nicht wahr? Sie war so schockiert, nachdem sie begriffen hat, dass sie den kleinen Jungen gesehen hat.«
»Wir haben einige Zeugen bei uns auf der Wache gehabt«, meinte Costello ausweichend und fügte hinzu, nein, danke , auf den Kaffee bezogen. Munro bestellte über die Gegensprechanlage Kaffee für Mulholland und sich und dazu ein Glas Wasser, während sie in dem länglich schmalen Büro Platz nahmen. Die Einrichtung bestand zum größten Teil aus Mahagoniholz und weinrotem Leder, und an den Wänden hingen braungetönte Fotografien und leicht verblichene Ölgemälde von den Vorgängern in diesem Büro. Nur die Architektenmodelle von Gebäuden überall in der Stadt gaben einen Hinweis auf die gegenwärtige Nutzung des Raums. Mulholland fiel die Fotografie einer hochnäsig wirkenden weißhaarigen Dame auf, die ein protziges Perlenhalsband trug. Bei jeder anderen Frau hätte es bestimmt billig gewirkt, doch ihr Gesicht sah nach Geld aus. Ein müder übergewichtiger Spaniel saß neben ihren Füßen. Sowohl der Spaniel als auch seine Besitzerin zeigten eine gewisse Ähnlichkeit zu dem großen Porträt über dem Schreibtisch.
Munro lächelte, als er Mulhollands Blick bemerkte. »Das ist meine Mutter. Und das da oben ist ihr Vater – mein McDougall-Großvater. Die Familie hat schon eine lange Tradition in der Juristerei.« Er verschränkte die Finger, beugte sich vor und fragte: »Ach ja, wie kann ich Ihnen behilflich sein? Es geht um meine Kreditkarte, oder?«
»Um die Platinum MasterCard.« Mulholland zitierte die Nummer aus dem Gedächtnis und beeindruckte Douglas Munro sichtlich. »Befindet die sich gegenwärtig in Ihrem Besitz?«
»Einen Augenblick, bitte.« Munro erhob sich aus dem Stuhl, zog seine Brieftasche hervor, warf rasch einen Blick hinein und verzog das Gesicht. »Ja, sie ist in meiner Brieftasche.«
»Ihnen ist nicht aufgefallen, dass sie mal gefehlt hätte?«
»Nicht dass ich wüsste. Ich benutze sie nicht häufig, aber sie ist immer in meiner Brieftasche, und die lasse ich nirgendwo liegen. Wieso?«
Es klopfte an der Tür.
»Stella, kommen Sie rein. Sie haben sich gewiss schon kennengelernt, oder?«, fragte er.
Stella nickte und stellte ein Tablett auf dem Tisch ab, mit einer Silberkanne Kaffee, zwei Porzellantassen mit Untertassen und kleinen Biskuits, die feinsäuberlich auf einem Zierdeckchen arrangiert waren. Sie nahm einen Umschlag vom Tablett und reichte ihn Douglas. »Entschuldigen Sie bitte«, sagte sie zu Costello, »aber haben Sie schon irgendwelche Neuigkeiten?«
»Nichts, aber wir verfolgen einige vielversprechende Ansätze.«
Stella warf ihr einen Blick zu, der ungefähr ausdrückte, dass die beiden Polizisten doch lieber draußen nach den Kindern suchen sollten, anstatt hier im Büro herumzusitzen. »Douglas, gerade ist die Polizei vorbeigekommen, weil man die Schlüssel für drei unserer Objekte braucht; die beiden an der Rowanhill Road und das an der Crown Avenue. Soll ich sie begleiten?«
»Reine Routine, Sir«, versicherte Mulholland ihm. »Die Suchteams durchforsten die gesamte Gegend.«
»Gut, gut. An so etwas denkt man ja nicht im Traum.« Er nickte. »Natürlich, Stella. Nehmen Sie sich hinterher ruhig ein Taxi und fahren Sie dann nach Hause, wenn Sie möchten. Gleich kommt nur noch Eve vorbei, und ich kann auch selbst abschließen. Aber könnten Sie den Herrschaften von der Polizei vielleicht noch einen weiteren Gefallen tun? Es geht um meine Kreditkarte.« Er zeigte ihr die Karte und schlitzte den Umschlag mit einem feinen Brieföffner auf.
»Miss McCorkindale, ist Ihnen vielleicht bei Mr. Munros Abrechnungen etwas aufgefallen, das Sie sich nicht erklären konnten?«
Stella zuckte mit den Schultern. »Nein. Aber die nächste Abrechnung müsste jeden Tag kommen –
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