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Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caro Ramsay
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dahinter lag im Dunkeln der Keller des Hauses. Das Fenster war an einer Ecke kaputt. Dort war die Scheibe gesplittert, hielt jedoch noch im Rahmen. Anderson kniete neben Littlewood, lehnte sich an den wadenhohen Zierzaun, der die Grenze zu dem Lichtschacht bildete, dessen Boden drei Meter tiefer mit Bierdosen und Müll übersät war. Littlewood legte den Zeigefinger an die Lippen und signalisierte Anderson so, dass er leise sein möge. Beide hockten schweigend da, hörten jedoch nichts.
    Sie lauschten aufmerksam. In der Stille huschte etwas Kleines zwischen den Mülltonnen über den Hof. »Was war das?«, sagte Anderson erschrocken.
    »Ein Fuchs?«, murmelte Littlewood. »Pst.«
    Sie beugten sich in die dunkle Leere vor und spähten auf das mit Ruß und Schmiere bedeckte Glas, wo nur ein schwacher Schein sichtbar wurde, als würde ihnen das Starren beim Hören helfen oder als würden sie tatsächlich etwas hören. Littlewoods und Andersons Blicke trafen sich, und die zwei Männer atmeten nicht.
    Es war so leise, dass sie es kaum wahrnehmen konnten, nur ein zarter Strom geflüsterter Worte ohne besonderen Ton.
    »Das klingt wie ein kranker Mensch, wie ein Kind, also haben wir einen berechtigten Grund einzudringen«, verkündete Littlewood. Er griff über den Schacht hinweg und schob den Zeigefinger im Handschuh hinter die Glasscherbe, wobei er vorsichtig arbeitete, denn er wollte das Bruchstück nach außen ziehen. Es fiel auf den Boden und zersplitterte.
    Littlewood beugte sich in die Dunkelheit, reckte den Hals und spähte durch das Loch.
    »Sehen Sie etwas? Bitte, sagen Sie, dass Sie etwas sehen«, meinte Anderson und drängte die Tränen zurück.
    »Zu dunkel«, grunzte Littlewood. Das Geräusch war noch zu hören, wie das einer Meerjungfrau, die zu atmen versucht. Littlewood langte in die schartige Öffnung, packte das Glas mit Daumen und Zeigefinger, bewegte es hierhin und dorthin und versuchte, es herauszuzerren. »Das lasse ich lieber nicht nach innen fallen«, erklärte er. »Es ist schwer, aus dieser Höhe könnte es zum tödlichen Geschoss werden.« Er redete eigentlich nur, um Anderson zu beruhigen. Die Glasscheibe saß unerschütterlich im Rahmen fest. Littlewood zog den Handschuh am Gelenk stramm, zupfte den Mantelärmel über die Hand, schob sich auf den Knien vorwärts und gewann so erneut ein paar Zentimeter an Reichweite. »Andererseits müssen wir vielleicht einfach hoffen, dass gerade niemand unter dem Fenster sitzt.« Er schlug einmal, zweimal, dreimal gegen das Glas, ehe es sich löste. Scherben fielen in die Dunkelheit und landeten auf dem Boden, wo sie wie Diamanten glitzerten.
    Der monotone Gesang verstummte. Es herrschte absolute Stille. Dann fragte eine sehr junge Stimme in die Dunkelheit: »Mum?«
    Während sie sich erhoben, hörten sie Schritte, die sich von einem der anderen Hinterhöfe näherten.
    »Halt! Polizei!«
    »Polizei, was?«, murmelte Littlewood.
    Zwei uniformierte Beamte kletterten über den zweiten Zaun. Littlewood hielt ihnen seinen Dienstausweis entgegen.
    »Wir sind auch von der Polizei. DS Littlewood, Partickhill, und DI Anderson.« Er starrte die beiden anderen Beamten an. »Burns, sind Sie das?«
    »Ja, Sir«, flüsterte der andere zweifelnd. »Und Smythe.«
    »Los, gehen Sie zum Wagen und holen Sie eine Lampe. Dann treten Sie die Vordertür ein. Und beeilen Sie sich, verflucht noch mal!«
    Die beiden eilten den Weg zurück, den sie gekommen waren, durch einen Flickenteppich hellerer Stellen, die entstanden, weil in den Wohnungen über ihnen die Lichter angingen. Als Littlewood zum Fenster zurückging, balancierte Anderson auf der Kante und versuchte, den Fenstersims mit dem anderen Fuß zu erreichen, ohne dabei die drei Meter nach unten in den Schacht zu fallen.
    »Gehen Sie nach vorn, Colin. Sie müssen von vorn mit reingehen.«
    »Mich kriegen Sie hier nicht weg. Ich schaffe es schon da rein.«
    »Nicht, ohne sich den Hals zu brechen. Gehen Sie nach vorn.«
    Aber Anderson kniete sich wieder hin und spähte durch die kaputte Scheibe.
    Wieder hallten Schritte, verwirrte Stimmen, das statische Knistern eines Funkgeräts durch den Hof. Zwei Gestalten eilten aus der Dunkelheit heran, geführt vom Strahl einer Taschenlampe. Es waren Lewis und Wyngate. Lewis hatte den Alarm in der Wache gehört, und wo Lewis hinging, musste Wyngate folgen.
    »Reichen Sie uns mal die Taschenlampe, Windrad«, sagte Littlewood, nachdem der Constable über den letzten Zaun geklettert war. Er

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