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Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caro Ramsay
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Straße, nachdem er seine Mutter aus den Augen verloren hatte, wäre er sicherlich froh gewesen, jemanden zu treffen, den er kannte. Hallo, Peter, erinnerst du dich nicht an mich? Hast du deine Mum verloren …? Und Peter hätte vertrauensselig Frances’ Hand genommen.
    Deshalb hatte Littlewood nichts zu Vik gesagt.
    Anderson holte tief Luft und ließ die Briefschlitzklappe zufallen. Der Schmerz in den Rippen setzte ihm zu. Der schmale Vorgarten, der ungefähr zwei Meter unter dem mit schweren Gardinen verhangenen Fenster lag, war mit Disteln überwuchert, und er sah eine Plastikkiste, ein paar Ziegel und einen Autoreifen. Licht entdeckte er nirgendwo. Er sprang hinunter in den Garten, zog die Plastikkiste zur Wand und stampfte durch das Gebüsch, wobei er seine Niedergeschlagenheit durch die körperliche Betätigung überwand. Er stellte einen Fuß auf die Kiste und legte die Ellbogen auf die vermoosten Fensterbänke; in den Vorhängen gab es nicht einen einzigen Spalt, nirgendwo im ganzen Fenster. Er suchte die sechs Glasscheiben ab, von deren Rahmen weißer Lack abblätterte. Hinter dem Glas lagen Dunkelheit und Stille, und die Scheibe zeigte nur sein verzerrtes Spiegelbild. Er blickte in einen Abgrund, und der starrte direkt zurück.
    Das Haus gab keines seiner Geheimnisse preis.
    Colin Anderson trat zurück in den Garten, und die abrupte Bewegung zerrte an der gebrochenen Rippe. Der Schmerz war unerträglich und trieb ihm die Tränen in die Augen. Als er zu weinen begann, konnte er plötzlich gar nicht mehr aufhören. Peter könnte in diesem Haus sein, jetzt, in diesem Moment. Und er selbst wusste nicht, was er tun sollte.
    Er sah die Straße hinauf und hinunter: Ziegelmauern, verschlossene Türen, verhängte Fenster. Ein Wagen bog in die Straße ein, und das Brummen des Motors tröstete ihn ein wenig. Der Wagen wurde langsamer, als er vorbeifuhr, und Anderson hoffte, der Fahrer suche nach einem Parkplatz. Vielleicht konnte er sich bei ihm nach Frances erkundigen? Darüber, was in Nummer 42 vor sich ging? Der Wagen fuhr weiter, beschleunigte in der Kurve – und was jetzt? Er konnte und würde hier nicht einfach wieder verschwinden. Costello war sich so sicher.
    »Mist«, sagte er in die Nacht. Dann hörte er Schritte, und sein Herz begann zu klopfen. Littlewood kam die Straße herauf, den Kopf entschlossen erhoben. »Kommen Sie mit«, sagte er schnaufend und wandte sich wieder einem Weg zwischen zwei Wohnhäusern zu.
    »Mein Gott.« Anderson musste fast rennen, um mit dem großen Mann mitzuhalten.
    »Drei Zäune, zwei Höfe. Die Wohnungen mit einem Eingang haben Keller.«
    »Ein Keller? Wir können in einen Keller?«, fragte Anderson.
    »Legal ist es nicht, aber Quinn wird ihre Hühneraugen zudrücken, wenn wir einen berechtigten Grund haben.« Er klopfte Anderson auf die Schulter. Littlewood brach die Regeln so leicht, wie er ein Ei aufschlug, aber Anderson setzte seine Karriere aufs Spiel, und das fiel ihm nicht leicht.
    Sie kletterten über einen Zaun aus der Vorkriegszeit und tappten über einen betonierten Hof, in dessen Mitte Mülltonnen eine Versammlung abhielten. Eine riesige Kletterpflanze schlängelte sich über schneebedeckten Sandstein. »Wenn nötig, treten wir die Scheißtür ein, aber ich habe etwas gehört, ganz bestimmt.« Littlewood drückte den Draht des nächsten Zauns nach unten und half Anderson hinüber. Eine aufgescheuchte Ratte huschte an einer Mauer entlang.
    »Haben Sie das gehört?«
    »Was? Die Ratten?«
    »Geräusche. Na los, bewegen Sie Ihren Hintern.« Der nächste Hof war gepflastert, kleine Bäume standen in großen Behältern, und alle waren beschnitten und umwickelt worden.
    »Was soll ich gehört haben?«, wiederholte Anderson und packte Littlewood am Arm.
    »Los, weiter.« Wieder ein grüner Zaun, eins zwanzig hoch, und Anderson hörte, wie sein Hemd zum zweiten Mal riss, als er hinüberkletterte. »Hier«, sagte Littlewood. Die Rückseite des Hauses war dunkel und ernst und unregelmäßig mit kleinen Fenstern gesprenkelt, vor denen vertrocknete Blumenkästen hingen, und von der schmutzigen Luft im Laufe der Jahre grau geworden. »Hier unten.« Er hockte sich hin und zeigte auf eine Stelle. »Das ist die Rückseite von Nr. 42, und dieser Keller liegt unter der Erdgeschosswohnung.«
    »Man kann nicht zufällig in den Keller und dann weiter in die Wohnung?«
    »Nein, ganz sicher nicht. Aber, Col, sehen Sie mal hier.«
    Auf Bodenhöhe befand sich ein langes Fenster, und

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