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Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caro Ramsay
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dachte an Frances. Dennoch musste jemand dies den Kindern angetan haben – jemand hatte sie in diesem kalten, feuchten Keller eingesperrt –, und was hatte dieser Jemand mit Frances gemacht? Das Zimmer war eiskalt, das einzige Lebenszeichen war ein leises Summen vom Fernseher oder Videorekorder. Er ließ den Blick durch den Raum schweifen, und seine Augen gewöhnten sich nach und nach an die Dunkelheit, bis er den großen Sessel und das rote Sofa erkennen konnte. Sein Herz klopfte – irgendetwas stimmte hier nicht. Wo steckte Frances? Was war mit ihr passiert?
    Er kehrte in den Flur zurück, in dem das Blaulicht grell flackerte. Er warf einen Blick in die Küche; nichts zu sehen, nur meinte er noch immer ihr gemeinsames Curry, das im Backofen aufgewärmt worden war, zu riechen.
    Im Flur hob er das Tamburin auf, das der Schaufensterpuppe aus der Hand geschlagen worden war. Jemand war darauf getreten und hatte ein paar Schellen verbogen. Während er in das Badezimmer schaute, begleitete ihn das Tamburin mit seinem klingelnden Rasseln. Im Bad roch es nach Apfelshampoo, und einige Kleidungsstücke von Frances, der große schwarze Morgenmantel und eine schwarze Jeans, hingen an der Rückseite der Tür. Wieder kehrte er in den Flur zurück, beruhigt, und öffnete die nächste Tür, wobei er stehen blieb, als zwei Sanitäter mit einer zusammengefalteten Trage an ihm vorbeigingen. Er trat durch die kleine blaue Tür mit der blätternden Farbe ins Schlafzimmer, das er schon kannte und in dem er einige sehr angenehme Nächte verbracht hatte. Dort schloss er die Tür hinter sich und sperrte den Lärm von draußen aus. Das Bett war ordentlich gemacht – er erinnerte sich daran, das vor einer Ewigkeit selbst getan zu haben, und es sah aus, als hätte seitdem niemand mehr darin geschlafen. Die Luft war eiskalt; in diesem Raum hatte sich lange niemand mehr aufgehalten. Also, wo war Frances? Befand sie sich womöglich in Gefahr?
    Zurück im Flur wandte er dem flackernden Licht an der Vordertür und den Kabeln, die sich die alte Steintreppe hinunterschlängelten, den Rücken zu. Er ging zur nächsten Tür, einem großen stabilen Ding aus Holz, durch die er noch nie getreten war. Der Messingknauf ließ sich leicht drehen. In dem Zimmer spielte leise, gerade noch hörbare Musik. In der Ecke bemerkte er das grüne Licht eines CD-Players. Hier war es auch ein wenig wärmer, als sei hier bis vor Kurzem Leben gewesen. Er tastete an der feuchten Wand nach dem Lichtschalter, fand ihn jedoch nicht. Daher klemmte er das Tamburin unter den Arm und holte seine Taschenlampe hervor.
    Der schmale Lichtstrahl ließ ein Messingbett aufblitzen, und darauf lag, in weiße Seidenlaken gehüllt, ein Körper. Mit zitternder Hand schwenkte er das Licht höher, und da war sie. Ihr schönes Gesicht war in eine Wolke aus dunklem Haar gehüllt. Mit der rechten Hand hielt sie sich das Gesicht, und die Finger waren nach oben gebogen wie die eines Kindes.
    Mulholland rührte sich nicht. Dazu war er nicht fähig. »Fran?«, fragte er leise. »Fran?«
    Sie reagierte nicht. Er streckte die Hand aus und wollte sie ihr auf die Wange legen, und sie neigte ihm den Kopf zu. Er strich über ihr Gesicht. Sie war kalt. »Oh, Frances … oh, Frances … Wer hat dir das angetan?«
    In diesem Augenblick begriff er, dass die Musik »Tambourine Girl« war, und Rogan sang gerade die letzte Zeile. She says goodnight to you. Angespannt wartete er … Goodnight … Dann klickte der CD-Player, und das Lied begann von Neuem. She plays her tambourine …
    Er hörte ein Rasseln, und neben seinen Füßen schlug etwas auf den Boden. Das Tamburin war herabgefallen. Während er sich bückte, um es aufzuheben, strich der Taschenlampenstrahl über Rogans Gesicht, über einen Schwarzweißdruck, der die ganze Wand bedeckte. Er streckte die Hand danach aus, aber hinter ihm bewegte sich etwas in der Dunkelheit, und jemand nahm ihm die Lampe aus der Hand, legte ihm den Arm quer vor den Körper und führte ihn langsam rückwärts aus dem Zimmer.
    Costello redete auf ihn ein und wiederholte unaufhörlich: »Kommen Sie, Vik, kommen Sie nach draußen. Das ist nicht der rechte Ort für Sie.« Vik bewegte sich nicht. Costello verstärkte den Griff an dem feuchten Ärmel. »Vik? Vik?« Nichts. Er starrte mit großen Augen an die Wand und murmelte etwas, das Costello nicht verstand. Costello packte sein Kinn und drehte sein Gesicht in ihre Richtung. »Vik, wir gehen jetzt und zwar sofort.«
    Sie

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