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Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caro Ramsay
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in Ruhe umschauen.
    Er nahm seine Marks-and-Spencer-Tüte, lief die Treppe zur Haustür hinauf und zog die fremden Schlüssel aus der Tasche. Die Haustür war verschlossen, und für die innere Glastür dahinter brauchte er einen zweiten und dritten kleineren Schlüssel. Der Eingangsbereich war genau so, wie er ihn in Erinnerung hatte, geräumig und luftig, die Wände cremefarben und beige. Einige von Helenas Aquarellen hingen hier. Er rief Peters Namen, doch die einzige Antwort war ein Klicken der Zentralheizung. Ich habe die Heizung laufen lassen, hatte sie gesagt. Hatte sie dafür einen besonderen Grund gehabt?
    Rasch ging er durch alle Räume im Erdgeschoss: ins vordere Wohnzimmer, wo der Goldfisch glücklich in einer großen Glasvase schwamm, durch das zweite Wohnzimmer ins offizielle Esszimmer, in die große Küche mit dem Aga-Herd und den beiden Haushaltsräumen dahinter. Überall schaute er sich kurz um und fürchtete sich vor dem, was er finden könnte, obwohl er noch mehr Angst hatte, nichts zu entdecken.
    In einem der Haushaltsräume, das fiel ihm auf, war es kühler, ja, sogar richtig kalt. Er kehrte in die Wärme der Küche zurück und ging dann noch einmal in den kalten Haushaltsraum. Hier zog es von irgendwoher. Anderson fasste an die heißen Rohre, die aus dem Boden kamen, ehe sie sich über der Arbeitsfläche nach links und rechts aufteilten. Der Boiler stand also im Keller unter diesem Raum. Er schob einen Wäschekorb vor einer Tür zur Seite; von hier zog es, und zwar ganz schön kräftig, durch den Spalt unter der Tür. Sie war verschlossen. Er ging mit klopfendem Herzen zurück in die Küche und fand eine Reihe von Schlüsseln, die nahe der Hoftür an einem Stück Schmiedeeisen in Form einer Violine hingen. Er suchte sich den ältesten aus, einen klobigen aus Bronze. Der passte genau ins Schloss. Die Tür öffnete sich und gab den Weg frei auf eine Treppe, die in den Keller führte. Langsam stieg er hinunter. Hier war es wärmer; er hörte den Boiler und die Pumpe. Und hier zog es auch. Dann sah er, dass die Kellertür einen Spalt offen stand; irgendwer hatte sie nicht zugemacht. Von der Straße wehte ein kalter Wind herein.
    Er schob die Außentür zu, die über den Boden scharrte und dann zuknallte, als sie sich gelöst hatte. Sofort hörte das Rauschen des Windes auf. Er lehnte den Kopf an die Tür und schloss die Augen. Zumindest hatte niemand die offene Tür bemerkt und war in das Haus eingedrungen. Ihm fiel der kleine Huf in seiner Hand ein, und er schlug die Augen auf. Als sie sich an das trübe Licht gewöhnt hatten, das von der Straße durch den schmalen Spalt um die Tür hereinfiel, sah er einen zweiten Huf, der aus einem kleinen Bündel von Anorak unter dem Boiler hervorragte.
    »Peter?«
    Lynne schlang die Finger um die Tasse Earl Grey, nippte gemächlich daran und entspannte sich. Zum ersten Mal, seit sie sich erinnern konnte, seit der Minute, in der Eve geboren war, herrschte in diesem Haus eine Ruhe wie nie zuvor. Dieses Haus hatte ihr niemals gehört, nicht so wie jetzt.
    Endlich gab Eve dieses entsetzliche Rasseln nicht mehr von sich. Es hatte eine Ewigkeit gedauert, hatte aufgehört und wieder angefangen, so als würde sich Eve mit aller Macht ans Leben klammern, wann immer es ihren Körper verlassen wollte.
    Seit zehn Minuten war es im Haus still.
    Das alles war nun ihres. Sie nippte wieder an ihrem Tee und seufzte. Tiefe Zufriedenheit erfüllte sie. Eigentlich, überlegte sie, müsste sie die Polizei oder jemand anderes anrufen, aber sie hatte sich vollkommen in ihren Gedanken verloren. Sie saß zusammengekauert auf dem Lieblingssessel ihrer Mutter und schaute hinaus in den Garten, wo es dämmerte. Draußen wirkte alles so kahl, so verlassen, ein Grad über dem Gefrierpunkt; die Farnwedel waren schon von einer feinen Schicht Schnee überzogen. Die Welt sah nicht nach Weihnachten aus, aber sie gab sich alle Mühe.
    Sie würde wieder Wicken pflanzen. Sobald das Wetter wärmer würde, würde sie den Fischteich sauber machen und neue Kois und neue Teichrosen einsetzen. Douglas würde ihr helfen. Sie fragte sich, wie lange es dauern würde, ehe er einziehen konnte; da Eve nicht mehr störte, war das Haus groß genug, und er konnte sich sogar oben ein Büro einrichten. Sie hielt sich die Porzellantasse unter die Nase, schnupperte das Aroma des Earl Grey und lächelte. Seine Sekretärin wohnte schließlich gegenüber – die konnte dann in zwei Minuten bei der Arbeit sein.
    Der

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