Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
zusammenballten, und in Gedanken meilenweit fort war. Er hörte überhaupt nicht zu. Und er sagte auch nicht laut und deutlich, dass es ihre war … ihre Ermittlung …
Lewis reichte Mulholland einen Stapel Fotos und deutete auf eine Stelle, die jemand an der Wand frei gemacht hatte.
»Das erste Opfer, das wir entdeckt haben, war Barbara Cummings. Sie hat in der Rowanhill-Bücherei gearbeitet. Sechsundvierzig, geschieden, drei Kinder, die alle auch hier in der Gegend wohnen. Sie hat Vollzeit gearbeitet und fuhr jeden Tag mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu ihrem Arbeitsplatz. Unterwegs kam sie an der Byres Road vorbei. Am Samstag, den 9. Dezember, ist sie nachmittags zu Hause zusammengebrochen. Es war niemand bei ihr. Sie wurde tot in ihrem Sessel aufgefunden. Laut Obduktionsbericht gab es keine Auffälligkeiten, eine leichte Röte wurde bemerkt, allerdings ihrer früheren Alkoholabhängigkeit zugeschrieben. Eine toxikologische Untersuchung wurde nicht angeordnet, und sie wurde genau eine Woche nach ihrem Tod eingeäschert. Sie hat häufiger rezeptfreie Mittel gegen Kopfschmerzen genommen, die ihrer Meinung nach davon herrührten, dass sie ihre Augen überanstrengte, und zu den von ihr verwendeten Medikamenten gehört eine Sorte namens Headeze. Bei Waldo hat sie für gewöhnlich lediglich Kleinigkeiten eingekauft, die sie mit dem Bus transportieren konnte.«
Mulholland hängte das Foto einer Frau mit dunklen Haaren auf, die breit lächelte und dabei ihre schiefen Zähne zeigte.
Costello kam sie bekannt vor. Rowanhill-Bücherei? Sie glaubte, schon einmal mit ihr gesprochen zu haben, vielleicht irgendwann Anfang des Jahres. In der Bücherei hatte es ein Problem mit Vandalismus gegeben, und sie erinnerte sich an eine kleine, breite Frau mit dicker Brille und leisen Bibliothekarinnen-Schuhen. Ja, das war sie, eindeutig. Auf dem Foto hatte sie eine neue Frisur, aber es war auf jeden Fall die gleiche Frau.
»Chronologisch gesehen war Duncan Thompson der Erste. Er wohnte oben im Novar Drive.« Das nächste Foto wurde an die Wand gepinnt – ein junger Mann mit breitem Lächeln, kurz geschorenen Haaren und einem kleinen Stecker in der Nase. »Er war achtundzwanzig und arbeitete im Arbeits- und Rentenministerium – oder wie auch immer es im Augenblick heißt. Er wurde am Abend des 4. Dezembers, einem Montag, tot in seinem Bett aufgefunden. Bei der Weihnachtsfeier seiner Abteilung am Samstagabend zuvor wurde er zuletzt lebend gesehen, und er hat sich laut Zeugenaussagen stark betrunken. Am Montag erschien er nicht zur Arbeit. Daher hat ein Kollege seine Schwester benachrichtigt, die das Opfer tot auffand. Er war irgendwann am Sonntagmorgen an seinem eigenen Erbrochenen erstickt. Das erschien als sehr eindeutige Todesursache, und deshalb wurde erneut keine toxikologische Untersuchung vorgenommen. Die Schwester sagte aus, auf der Arbeitsfläche in der Küche neben dem Wasserkocher habe eine Packung Headeze gelegen und neben dem Bett ein Glas Wasser gestanden, was bei einem starken Kater durchaus nicht ungewöhnlich erscheint, jedoch ist weder das eine noch das andere heute noch vorhanden, um untersucht werden zu können. Die Beerdigung fand am Freitag, den 8. Dezember, statt.«
Lewis hielt ein weiteres Foto in die Höhe. »Moira McCulloch brach in der Wohnung ihrer Mutter zusammen und starb im Krankenwagen auf dem Weg ins Western. Die Sterbeurkunde wies gewisse Zweifel bezüglich der Todesursache auf, dort war von rotem Gesicht, blauen Fingerspitzen und einem angeschwollenen Gehirn die Rede. Das alles kann auf Zyanid hindeuten. Da man die Todesursache nicht eindeutig geklärt hatte, steht uns die Leiche jedenfalls noch zur Verfügung, um weitere Untersuchungen vorzunehmen. Wir haben um toxikologische Tests gebeten, die vorrangig behandelt werden sollten, und wir warten auf die Ergebnisse.
John Campbell und Sarah McGuire sind uns bereits bekannt. Und das bislang letzte Opfer ist Nessie Faulkner.« Mulholland befestigte das letzte Bild an der Wand, eine kleine grauhaarige Dame mit kleiner runder Brille unter einem weißen Hut, die triumphierend in die Kamera lächelte. Sie sah aus, als hätte sie jedermann gern zur Großmutter. »Von ihrem Sohn wissen wir, dass sie ganz sicher Headeze-Kapseln gekauft hat, vermutlich am Mittwoch, den 13. Dezember, und zwar bei Waldo in der Byres Road.«
Costello fiel auf, dass sich Lewis weder bei Wyngate noch bei Anderson für deren harte Arbeit bedankt hatte. Sie war eben doch
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