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Sein erster Fall

Sein erster Fall

Titel: Sein erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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abgetretenen Läufer wieder zurück zu der Theke mit der Klingel und dem Registerbuch, hob die Klappe hoch und sah mich etwas um. Es lagen ein halbes Dutzend Wäschepakete dort, ein paar Magazine, und ein Pappkoffer stand da. Ich suchte weiter, bis ich schließlich das Richtige fand, nämlich einen Drahtring, an dem ein Schlüssel baumelte. Ich nahm den Schlüssel herunter und ging wieder den Korridor entlang. Mit dem Nachschlüssel ließ sich die Tür zu Zimmer 18 ohne Schwierigkeiten öffnen.
    Der Vogel war ausgeflogen.
    Unten im Schrank lag schmutzige Unterwäsche, eine einzelne Socke mit einem Loch an der großen Zehe, eine rostige Rasierklinge und ein Bleistiftstummel. In der Schreibtischschublade lag nichts weiter als eine alte Krawatte, eine leere Ginflasche und ein zerknülltes Zigarettenpäckchen. Das Bett war gemacht und unbenutzt.
    Es war ein finsterer, muffiger, trostloser Raum. Der Spiegel über dem schäbigen Holzschreibtisch warf ein fahles, verzerrtes Bild meines Gesichtes zurück.
    Ich ging noch mal zum Schrank und untersuchte die Unterwäsche auf Wäschereizeichen. Da stand ganz verblichen X-B 391, man konnte es kaum noch lesen. Diese Nummer, etwas deutlicher und von anderer Hand geschrieben, stand auch am Hosenbund.
    Ich notierte mir die Nummer, verließ das Zimmer, schloß es ab und schob den Schlüssel leise unter der Theke durch an die Wand, so daß es den Eindruck erwecken mußte, als wäre er vom Nagel heruntergefallen.
    Jerry Wegley hatte mich also doch ’reingelegt. Fünfundzwanzig Dollar hatte er eingesackt und mir dafür einen Revolver verpaßt, der von Blut nur so troff. Sein Dienst ging von vier Uhr nachmittags bis zwölf Uhr nachts. An sich würde er also zwischen zwei und drei Uhr zu Bett gehen. Diesmal aber war er nicht ins Bett gegangen. Hatte er davon Wind bekommen, was mit dem Revolver angestellt worden war, den er mir aufgehängt hatte?
    Ich wußte es nicht und hatte im Augenblick auch keine Möglichkeit, das Problem zu lösen. Ich wartete auf der Straße, bis ein Taxi vorbeikam, und ließ mich zum Flugplatz bringen. Ein Pilot, dessen Spezialität es war, Flugzeuge an Brautpaare zu vermieten, war bereit, mich nach Yuma in Arizona zu bringen und schien höchst erstaunt, daß ich die Reise allein machen wollte. In Yuma angekommen, ging ich genau nach einem Operationsplan vor, den ich gedanklich schon so viele Male durchexerziert hatte, daß ich mir vorkam, als spielte ich eine Rolle in einem Theaterstück.
    Ich ging zur First National Bank an den Schalter, über dem »Neue Konten< stand, und sagte: »Mein Name ist Peter B. Smith. Ich möchte eine Summe investieren.«
    »Haben Sie was Besonderes dabei im Auge, Mr. Smith?«
    »Ich möchte etwas, das guten und schnellen Gewinn verspricht.«
    Der Bankbeamte lächelte. »Da sind Sie nicht der einzige, Mr. Smith.«
    »Klar!« erwiderte ich. »Sie sollen mir auch gar nicht raten, sondern lediglich rasch handeln, wenn ich etwas finde.«
    »Wollen Sie dann ein Konto eröffnen?«
    »Jawohl.«
    Ich zog zweitausend Dollar in Scheinen aus der Tasche.
    »Wo sind Sie abgestiegen, Mr. Smith?« erkundigte er sich.
    »Noch nirgends.«
    »Kommen Sie aus dem Osten?«
    »Nein, aus Kalifornien.«
    »Eben eingetroffen?«
    »Jawohl.«
    »Hatten Sie ein Geschäft in Kalifornien?«
    »Nur Gelegenheitsgeschäfte«, entgegnete ich, »aber ich bin der Meinung, daß Kalifornien seinen Höhepunkt überschritten hat. Arizona hat noch viel vor sich.«
    Weitere Referenzen verlangte er nicht. Er stellte mir eine Quittung aus, ließ die Unterschriftenkarte ausfüllen, zählte die zweitausend Dollar nach und trug den Betrag in ein Bankbuch ein. Er schob einen Scheckblock in eine Kunstlederhülle, auf der der Name der Bank aufgeprägt war, und gab ihn mir. Ich steckte das Scheckbuch ein und verließ das Gebäude.
    Darauf ging ich zur Kommerzbank, suchte auch dort den Schalter >Neue Konten<, gab meinen Namen mit Peter B. Smith an, schüttelte dem Angestellten die Hand, erzählte ihm dieselbe Geschichte und deponierte ebenfalls zweitausend Dollar. Außerdem mietete ich einen Safe und tat den größten Teil von Sandra Birks’ restlichem Geld hinein.
    Es war schon später Nachmittag, als ich mir schließlich ein Zimmer besorgte. Die Miete zahlte ich für einen Monat voraus und erklärte der Wirtin, mein Gepäck würde nachkommen.
    Ich wanderte durch die Stadt und sah mir die Autogeschäfte an. Ich wählte dasjenige, welches mir den größten Umsatz zu haben schien, ging

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