Sein letzter Fall - Fallet G
der Zugabfahrts- und -ankunftszeiten«, ergänzte Krause. »Jetzt habe ich verstanden, und ich bitte um Entschuldigung, dass wir nicht gleich darauf gekommen sind. Ich werde das gleich in Angriff nehmen. Wo kann ich den Hauptkomm… wo kann ich dich erreichen, wenn ich fertig bin?«
»In Krantzes Antiquariat«, sagte Van Veeteren. »Da bin ich und warte. Du hast doch die Nummer?«
Krause versicherte, dass er sie hatte, und fragte, ob sonst noch etwas sei.
Dem war nicht so, zumindest nicht im Augenblick, versicherte Van Veeteren und legte den Hörer auf. Lehnte sich im Sessel zurück und nahm sich den Nooteboom wieder vor.
Eins plus eins, wie gesagt.
Hätten sie nicht von selbst darauf kommen können?, fragte er sich, während er wartete. Warum hatte man diese einfache Querverbindung übersehen?
Ein Telefongespräch von einem unbekannten Ort und eine Zugreise an einen unbekannten Ort.
Das waren doch die einzigen beiden Hinweise, die man hatte, und trotzdem war man nicht in der Lage gewesen, sie miteinander zu verknüpfen. Wenn das nicht erbärmlich war!
Andererseits war es vielleicht auch gar nicht so merkwürdig. Verlangens Verschwinden stand sicher nicht besonders weit oben auf der Tagesordnung in der Maardamer Polizeizentrale. Wenn es überhaupt auf irgendeiner Tagesordnung stand. Eine Vermisstenmeldung unter hundert anderen, vielleicht sollte man es eher als ein Plus vermerken, dass Münster überhaupt die Verbindung mit dem Fall G. hergestellt hatte.
Die
eventuelle
Verbindung. Plötzlich war er allem gegenüber ziemlich skeptisch und bereute es, dass er so vermessen gegenüber Krause gewesen war. Wie groß war die Chance eigentlich, dass die beiden Spuren sich kreuzten? War es überhaupt sicher, dass man herausbekommen konnte, von wo aus Verlangen an diesem Tag im April angerufen hatte? Und wenn es ein Dutzend Anrufe in diesem Zeitraum gegeben hatte, die aus Orten von der Liste kamen! Aus Saaren oder Malbork beispielsweise… Wer sagte ihm denn, dass Belle Vargas’ Ehemann nicht seine kränkelnden alten Eltern irgendwo da oben wohnen hatte, die ihn jeden Tag anriefen und von diesem und jenem berichteten und davon, wie ihre Gedärme funktionierten?
Ich bin ein eingebildeter Esel, stellte er verbittert fest und ging nach hinten in die Kochnische, um Kaffeewasser aufzusetzen. Die sollen froh sein, dass ich rechtzeitig gekündigt habe.
»Zwei«, sagte Krause. »Es gibt zwei denkbare Alternativen hinsichtlich des Gesprächs.«
»Gut«, nickte Van Veeteren. »Ich bin dir dankbar, dass du dir dafür die Zeit genommen hast.«
»Was?«, fragte Krause ungläubig.
»Ich habe gesagt, dass ich dir dankbar… ach, ist ja auch egal. Lass hören.«
»Ja, also«, begann Krause und räusperte sich. »Ich bin alle eingehenden Gespräche zwischen dem zwölften und dem achtzehnten April zusammen mit Frau Vargas durchgegangen… laut den Angaben, die ich von der Telefongesellschaft bekommen habe. Und es gibt also zwei, von denen sie annimmt, dass sie es sein könnten. Ja, die einzigen, die in Frage kommen, um genau zu sein. Vielleicht kann man eines auch noch ausschließen, wenn wir mit ihrem Mann gesprochen haben, aber bis jetzt hatten wir noch nicht die Gelegenheit dazu…«
»Ich verstehe«, sagte Van Veeteren. »Und um welche beiden Orte handelt es sich?«
»Um Karpatz und Kaalbringen«, sagte Krause. »Am vierzehnten beziehungsweise sechzehnten. Ich bin, äh, ich weiß, dass Kaalbringen auf der 14.42-Uhr-Liste steht.«
»Aber Karpatz steht nicht auf der Liste.«
»Nein«, sagte Krause. »Also…«
»Also kann man sagen, dass es eigentlich nur eine Alternative gibt.«
»Hm«, sagte Krause. »Wenn es miteinander zusammenhängt, ja.«
Ich wusste es, dachte Van Veeteren. Verdammt noch mal! In irgendwelchen vollkommen kurzgeschlossenen Synapsen in meinem vertrockneten Hirn wusste ich es. Das ist doch nicht die Möglichkeit, das darf doch nicht wahr sein, dass bestimmte Muster sich schließen oder verknüpfen…
»Hallo?«
»Ja?«
»Ist der Hauptkommissar noch dran? Entschuldigung, ich…«
»Macht nichts. Ich bin noch dran. Also Kaalbringen… ja, wir dürfen natürlich nicht zu hohe Erwartungen haben, aber wenn man meint, es wäre der Mühe wert, nach Maarten Verlangen zu suchen, dann ist das zumindest ein kleiner Wink in eine bestimmte Richtung. Oder?«
»Zweifellos«, stimmte Krause zu. »Ich muss sagen, ich…«
»Ihr müsst natürlich in Prioritäten denken, dafür habe ich jedes Verständnis. Danke
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