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Sein letzter Fall - Fallet G

Sein letzter Fall - Fallet G

Titel: Sein letzter Fall - Fallet G Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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irgendwie schafften, langsam mit den nachmittäglichen Bildern aus Verlangens Wohnung zu verschmelzen.
    Er blieb eine Weile im Bett liegen und versuchte, mit dieser merkwürdigen Mischung auf der Netzhaut einzuschlafen, musste aber bald feststellen, dass das unmöglich war. Also stand er leise auf und legte stattdessen im Wohnzimmer Preisner in den CD-Player. Schaltete die Lampe in der Sofaecke ein und holte die Aufzeichnungen heraus, die er von Münster in der vergangenen Woche bekommen hatte.
    Alle Bahnhöfe, von denen um 14.42 Uhr ein Zug abging. Und alle Bahnhöfe, an denen zum gleichen Zeitpunkt ein Zug ankam.
    Er blieb eine Weile mit einer Liste in jeder Hand sitzen, dann legte er die Abfahrtsliste beiseite. Wenn man annahm, dachte er, wenn man es wagte anzunehmen, dass Verlangen irgendwann von Maardam aus losgefahren war, von wo aus kein Zug um 14.42 losfuhr, dann musste es sich bei der Notiz um eine Ankunftszeit handeln.
    Warum auch immer jemand sich die Mühe machen sollte, aufzuschreiben, wann ein Zug ankam, aber vielleicht wollte ihn jemand abholen? Vielleicht gab es eine Art von Anschluss?
    Sechsundzwanzig. Es gab sechsundzwanzig Bahnhöfe im Land, an denen um 14.42 Uhr ein Zug einlief. An siebzehn von ihnen an allen Wochentagen. An vieren nur an den Werktagen. An dreien an Sonn- und Feiertagen und an zweien nur am Samstag.
    Zumindest laut Inspektor Krauses Computer.
    Er streckte sich auf dem Sofa aus. War Maarten Verlangen an einen dieser Orte gefahren? Hatte er an seinem dreckigen Küchentisch oder an seinem Schreibtisch gesessen und diese vier Ziffern notiert, nachdem er die Auskunft des Maardamer Hauptbahnhofs angerufen hatte?
    Es war nicht auszuschließen. Absolut nicht. Er gähnte. Begann zu frieren und deckte sich mit einer Wolldecke zu.
    Und schließlich: War es an diesem Ort geschehen – an einem dieser sechsundzwanzig –, dass er dann seiner letztendlichen Bestimmung begegnete, dieser moralisch verkorkste Detektiv?
    Letztendliche Bestimmung?, dachte Van Veeteren. Moralisch verkorkst! Was sind das bloß für Worte, die da aus dem Sumpf meiner müden Gedanken herausblubbern? Was bilde ich mir nur ein? Zeit, damit Schluss zu machen… allerhöchste Zeit.
    Er schaltete das Licht aus und schlief ein.
    Und genau in diesem durchsichtigen Augenblick zwischen Wachsein und Schlaf sah er eine Möglichkeit, wie es weitergehen konnte.
    Es war glasklar. Als zählte man eins plus eins zusammen.

29
    Was?«, fragte Inspektor Krause nach. »Jetzt komme ich nicht mehr ganz mit.«
    »Na gut, ich wiederhole«, sagte Van Veeteren. »Du erinnerst dich doch, dass du auf deinem Wundercomputer letzte Woche einen Knopf gedrückt und eine Anzahl von Ortsnamen herausbekommen hast, ausgehend von einem bestimmten Zeitpunkt auf einem Eisenbahnfahrplan… 14.42? Das muss Mittwoch oder Donnerstag gewesen sein, wie ich…«
    »Natürlich«, unterbrach Krause ihn beleidigt. »Das ist es nicht, worüber ich mich wundere. Wenn der Hauptkommissar nur…«
    »Hör auf damit«, unterbrach ihn wiederum Van Veeteren. »Ich habe seit fünf Jahren nichts mehr mit diesem Titel zu tun, selbst der Herr Polizeiinspektor sollte mittlerweile genügend Zeit gehabt haben, das zu lernen.«
    »Tut mir Leid«, sagte Krause. »Das war nicht böse gemeint. Aber was war das nun mit dem Telefon?«
    »Weißt du, dass Verlangen so ungefähr vor drei Wochen angerufen und mit seinem Enkelsohn gesprochen hat?«
    »Ich habe davon gehört, ja…«
    »Ich möchte herausfinden, von wo aus er angerufen hat.«
    »Ja? Und wie…?«
    »Das sollte doch heutzutage keine Kunst sein.«
    »Aber wenn er von seinem Handy aus angerufen hat, dann kann man nicht…«
    »Handy?«
    »Ja.«
    »Nicht alle Menschen haben ein Handy, im Gegensatz zu dem, was einige so glauben. Maarten Verlangen hatte beispielsweise keins.«
    »Nein. Ja, ich habe nicht daran gedacht, dass…«
    »Was bedeutet, dass er von einem fest installierten Apparat angerufen haben muss. Vielleicht von einem Karten- oder Münzautomaten, und dass es für einen aufgeweckten Kriminalinspektor kein größeres Problem bedeuten dürfte, herauszufinden, von wo.«
    »Danke«, sagte Krause. »Ich verstehe.«
    »Gut. Es handelt sich also um einen Anruf bei der Familie Vargas in der Palitzerstraat. Die Nummer ist 2133235. Irgendwann zwischen dem zwölften und achtzehnten April können wir sagen, um es etwas einzugrenzen. Das Interessante wird sein, es anschließend zu vergleichen…«
    »… zu vergleichen mit der Liste

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