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Sein letzter Fall - Fallet G

Sein letzter Fall - Fallet G

Titel: Sein letzter Fall - Fallet G Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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für deine Mühe, vielleicht bietet sich die Gelegenheit, sich mal zu revanchieren.«
    Krause stotterte etwas Unverständliches. Van Veeteren bedankte sich noch einmal und legte den Hörer auf.
    Er ist zu jung, dachte er. Er war nicht bei Hennan dabei und auch nicht in Kaalbringen.
    Aber Kommissar Münster hatte damit zu tun gehabt!
    Sowohl mit dem einen als auch mit dem anderen.
    Er ließ sich auf den Stuhl sinken.
    Mit dem einen und dem anderen? Linden und Kaalbringen? Van Veeteren schüttelte den Kopf. Welch willkürliche Verknüpfung…
    Natürlich hatten Jaan G. Hennan und der Axtmörder in der kleinen nördlichen Küstenstadt nichts miteinander zu tun; einzig und allein in seiner eigenen privaten Geschichtsschreibung nahmen die Erscheinungen dieselbe Reiseroute.
    Kaalbringen und der Fall G.
    Und trotzdem war es merkwürdig. Ein Muster oder Gesetzmäßigkeiten?, dachte er. Und wenn schon. Er drehte sich eine Zigarette und zündete sie an, während er überlegte, ob er Münster sofort anrufen sollte oder ob er sich vorher selbst ein wenig Zeit zum Nachdenken und für praktische Überlegungen gönnen sollte. Er entschied sich schnell für Letzteres – zu welchen Schlussfolgerungen und Handlungsstrategien er auch immer kommen würde, so herrschte in diesem Fall wohl kaum höchste Eile. Denn eines war sicher: Verlangen war seit mindestens drei Wochen verschwunden, und auch wenn sein Schicksal und seine Abenteuer seit seiner Abreise aus Maardam immer noch äußerst nebulös und undurchsichtig waren, so konnte man die krasse Einschätzung seiner Tochter nur unterschreiben.
    Es gab recht wenig Hoffnung, dass er noch am Leben war.
    Van Veeteren seufzte. Er fragte sich, aus welchen Gründen er so eine Schlussfolgerung ziehen konnte, fand darauf aber keine Antwort. Er verließ die Kochnische und holte stattdessen die Portweinflasche.
    Polizeipräsident Hiller war gerade damit beschäftigt, zwei Zwergakazien umzutopfen, als Münster in sein Zimmer im fünften Stock eintrat. Nicht, dass Münster aus eigener Anschauung gewusst hätte, dass es sich um Akazien handelte (höchstens, dass es um eine Zwergvariante ging, denn sie sahen nicht nach viel aus), aber Hiller erklärte ihm die ganze Sache, bevor er sich überhaupt hatte setzen können.
    Fast als würde es sich um eine gegenseitige Vorstellung handeln, dachte Münster. Akazie, Zwerg – Münster, Kriminalkommissar! Angenehm. Der Polizeichef hatte Zeitungen auf dem Schreibtisch ausgebreitet und arbeitete mit aufgekrempelten Hemdsärmeln, den Schlips auf den Rücken geworfen. Er füllte Erde aus einem großen Plastiksack in terrakottafarbene Töpfe und drückte vorsichtig mit den Daumen rundherum, damit die Pflanzen feststanden.
    »Diese Verlangen-Geschichte«, sagte er, ohne seine Arbeit zu unterbrechen oder den Blick zu heben.
    »Ja?«, fragte Münster.
    »Ich habe durch Zufall davon gehört. Wir dürfen nicht die Fantasie mit uns durchgehen lassen.«
    »Was meint der Polizeipräsident damit?«, fragte Münster.
    »Nur das, was ich sage«, erklärte Hiller. »Verlangen ist ein alter Zausel, der verschwunden ist, das ist alles. Er hat vor langer Zeit mal bei uns gearbeitet, und er hatte etwas mit einem alten Fall zu tun, der aber inzwischen Geschichte ist. Geschichte, Münster!«
    »Geschichte«, sagte Münster.
    »Mit neunundneunzigprozentiger Sicherheit ist er im betrunkenen Zustand in irgendeinen Kanal gestolpert, bei den Problemen, die er mit dem Alkohol gehabt hat. Er wird schon irgendwann wieder auftauchen, das ist nichts, woran wir unsere Kräfte verschwenden sollten… wir haben wahrlich genug zu tun. Diese verfluchte Geschichte da draußen in Bossingen und diese verfluchten Brüder Holt und…«
    »Ich weiß, was wir zu tun haben«, warf Münster ein. »Und ich glaube nicht, dass Reinhart die Absicht hat, Leute abzustellen, um Verlangen aufzuspüren. Aber ich werde ihm den Standpunkt des Polizeipräsidenten mitteilen, sobald ich ihn treffe, das verspreche ich.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Hiller. »Selbstverständlich. Übrigens – wo ist er eigentlich?«
    »Wer? Reinhart?«
    »Ja. Oder haben wir von jemand anderem gesprochen?«
    »Nein, natürlich nicht. Er verhört gerade Rassisten unten in der Zweiundzwanzig, wie ich annehme. Die diese Schule angezündet haben.«
    »Rassisten? Igitt, ja. Ich verstehe. Ja, das wollte ich nur gesagt haben. Sie können zurück zu Ihrer Arbeit gehen.«
    »Danke«, sagte Münster.
    Wie alt ist er eigentlich?, überlegte er, als er

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