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Sein letzter Fall - Fallet G

Sein letzter Fall - Fallet G

Titel: Sein letzter Fall - Fallet G Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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sie jammerte leise, Augen und Mund standen halb offen, und sie schien kaum bei Bewusstsein zu sein. Rooth umfasste ihr Kinn mit einer Hand und schüttelte es vorsichtig.
    »Was ist los?«, fragte Beate Moerk. »Was ist passiert?«
    Elizabeth Nolan kam zu sich. Starrte die beiden ein paar Sekunden lang verwundert an. Dann zeigte sie auf das Haus und bewegte die Lippen.
    »Was sagen Sie?«, fragte Rooth.
    Sie schloss die Augen und holte tief Luft. Öffnete erneut die Augen.
    »Im Badezimmer«, flüsterte sie mit kaum hörbarer Stimme. »Er liegt in der Badewanne.«
    Rooth starrte sie an, dann starrte er Beate Moerk an.
    Dann rannten alle beide ins Haus.
    Sie fanden den Weg sofort. Das Badezimmer im Haus der Nolans lag am Ende des L-förmigen Flurs, und Frau Nolan hatte die Tür offen gelassen.
    In der Badewanne, die bis zum Rand gefüllt war, lag Christopher Nolan. Sein Kopf lehnte am Rand, und das Wasser war so rot, dass Beate Moerk einen schnell wieder verschwindenden Gedankenblitz lang meinte, es wäre schön.
    »Verdammt!, rief Inspektor Rooth aus. »Verdammte Scheiße!«
    »Was ist denn hier los?«, war eine Stimme vom Eingang her zu hören.
    Es war Münster. Beate Moerk zog sich eilig aus dem Badezimmer zurück, drehte sich um und stieß in der Flurbiegung auf ihn.
    »Was ist passiert?«, fragte Münster noch einmal. »Wir sind gerade gekommen, um euch abzulösen. Frau Nolan scheint unter Schock zu stehen, und…«
    »Es ist keine Ablösung mehr nötig«, sagte Beate Moerk. »Hennan hat sich das Leben genommen. Er liegt da drinnen.«
    Sie drängte sich an Münster vorbei. Trat durch die Tür und sah Polizeianwärter Stiller, der neben Elizabeth Nolan hockte, die ausgestreckt auf dem Rasen lag.
    Plötzlich bekam Beate Moerk einen Streifen der untergehenden Sonne in die Augen und spürte, wie sehr sie sich nach ihren Kindern sehnte, so sehr, dass es schon wehtat.

44
    Nachdem Van Veeteren die Nachricht von Jaan G. Hennans Tod erhalten hatte, äußerte er innerhalb der folgenden drei Stunden höchstens zwanzig Worte, und auf dem Höhepunkt der Krise überlegte Bausen, ob er nicht einen Arzt rufen sollte.
    Aber er begnügte sich dann doch damit, in den Keller zu gehen und eine Flasche 79er Château Peripolignac zu holen, aber nicht einmal diese gewichtige Medizin schien zu helfen.
    Erst als sie sich endlich, kurz nach zehn Uhr abends, in dem blassgelben Raum im Polizeigebäude versammelten, schien der
Kommissar
in irgendeiner Weise bereit zu sein, wieder Kontakt mit der Wirklichkeit aufzunehmen. Er sank an der Stirnseite des Tisches nieder, zündete sich eine Zigarette an und bohrte seinen Blick in den Polizeichef.
    »Berichte!«, befahl er. »Und zwar bitte jedes einzelne verfluchte Detail!«
    DeKlerk betrachtete ihn und Bausen mit leicht unsicherem Blick, zog seine Jacke aus und kontrollierte, ob die Kaffeetassen und Butterbrote auch gerecht verteilt worden waren. Dann räusperte er sich und begann.
    »Das haben wir nicht voraussehen können«, setzte er an. »Aber jetzt ist es nun einmal so. Christopher Nolan, alias Jaan G. Hennan, hat sich am Nachmittag das Leben genommen, indem er sich in die Badewanne gelegt und die Pulsadern aufgeschnitten hat. An beiden Handgelenken. Sicherheitshalber hat er sich auch noch ein paar Schnitte am Hals…«
    »Es war mehr Blut in der Badewanne als im Körper«, ergänzte Rooth und biss in eine Brotscheibe. »Das reinste Rote Meer.«
    »Wir haben gerade einen Anruf von der Gerichtsmedizin in Oostwerdingen bekommen«, fuhr deKlerk unbeeindruckt fort. »Er bestätigt, dass Hennan außerdem eine gewisse Anzahl an Schlaftabletten genommen hat… es stand ja ein Röhrchen am Badewannenrand.«
    »Womit hat er geschnitten?«, fragte Bausen.
    »Mit einer Rasierklinge. Die lag auch auf dem Badewannenrand.«
    »Fein säuberlich und korrekt, wie es scheint.«
    »Exakt.«
    »Habt ihr mit seiner Frau gesprochen?«
    DeKlerk schüttelte den Kopf.
    »Noch nicht«, sagte er. »Ihr geht es nicht so gut.«
    »Nein?«, fragte Bausen.
    »Sie hat einen Schock«, ergänzte Beate Moerk. »Wir haben versucht, mit ihr zu reden, wir waren ja sowieso an Ort und Stelle, Rooth und ich, aber es war kein vernünftiges Wort aus ihr herauszukriegen.«
    »Die zeitlichen Eckdaten?«, fragte Van Veeteren.
    Rooth wischte sich den Mund ab und konsultierte seine Aufzeichnungen.
    »Sie hat das Haus um 16.13 Uhr verlassen«, sagte er. »Hat was erledigt. Unter anderem bei Merckx eingekauft, und um 17.50 Uhr war sie wieder

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