Sein letzter Fall - Fallet G
schon ganz kalt.«
»Hat der Arzt gesagt, wie lange sie da wohl gelegen hat?«
Hennan nickte.
»Ein paar Stunden nimmt er an.«
»Und was glauben Sie, was vorgefallen ist?«
Hennan zog überrascht die Augenbrauen hoch und schaute den Kommissar ein paar Sekunden lang an.
»Das ist doch wohl ziemlich offensichtlich. Sie ist hinuntergefallen… oder gesprungen.«
»Gesprungen? Sie meinen, dass sie sich das Leben genommen hat? Warum glauben Sie…?«
»Das glaube ich überhaupt nicht!«, unterbrach Hennan ihn aufgebracht. »Passen Sie auf, was Sie sagen, Mann! Meine Frau liegt tot da unten, und ich will nicht so einen Blödsinn hören, sie hätte das mit Absicht gemacht… das ist ausgeschlossen. Vollkommen ausgeschlossen, hören Sie?«
»Ich höre«, beschwichtigte Sachs ihn. »Aber ich finde es doch etwas merkwürdig, dass sie…«
»Es ist kein Wasser im Pool«, erklärte Hennan wütend. »Vielleicht haben Sie das ja auch schon bemerkt?«
Sachs faltete die Hände um sein rechtes Knie und machte eine Pause.
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Das sie das vergessen hat, natürlich.«
»Was vergessen hat?«
»Dass ich gestern das Becken geleert habe.«
»Aha.«
»Aha? Was zum Teufel meinen Sie denn damit?«
»Sie haben gesagt, Sie hätten das Becken geleert. Und warum?«
Hennan schnaubte verächtlich und schüttelte melancholisch den Kopf angesichts der Ignoranz des Kommissars.
»Weil man das ab und zu tun muss. Und jetzt waren einige Reparaturen vorzunehmen. Morgen, äh, heute kommen die Handwerker.«
Er schaute auf die Uhr. Sachs tat es ihm nach.
Zehn Minuten vor drei.
»Sie haben also das Wasser aus dem Becken gelassen. Ihre Frau hat vergessen, dass es leer war, und ist gesprungen. Das ist Ihre Ansicht von der Sache?«
»Verflucht, wie soll es denn sonst gewesen sein?«
Sachs wartete erneut ein paar Sekunden, in denen er versuchte, die Wahrscheinlichkeit von Hennans Theorie abzuwägen.
»Jemand hat sie runtergestoßen. Sie zum Beispiel.«
Hennans Gesichtsfarbe verfärbte sich.
»So ein Blödsinn«, sagte er. »Ich war den ganzen Tag in Linden.«
»In Ihrem Büro?«
»Ja. Am Morgen habe ich erst das Ablaufen überwacht, das dauert ein paar Stunden. Kurz nach elf war ich bei der Arbeit, wenn ich mich recht erinnere.«
»Und Ihre Frau?«
»Ist heute ziemlich früh nach Aarlach gefahren. Sie war auf der Suche nach bestimmten Porzellanteilen… die wir sammeln. Sie hoffte, bei Hendermaag’s vielleicht fündig zu werden.«
»Hendermaag’s?«, wiederholte Sachs, der in Sachen Porzellan einen weißen Fleck hatte.
»Ja. Aber langsam werde ich des Ganzen hier ein wenig überdrüssig, Herr Kommissar. Ich komme nach Hause und finde meine Frau tot auf, und als ich die Polizei rufe, da fangen Sie gleich an, mich zu verhören, als ob…«
»Als ob?«
»Als ob ich in irgendeiner Weise verdächtig wäre. Ich habe nie ein übertriebenes Vertrauen in die Ordnungsmacht gehabt, das gebe ich gerne zu, aber das hier überschreitet nun wirklich meine…«
»Schon gut«, unterbrach ihn Sachs. »Nehmen Sie es nicht so persönlich. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass es nur Routine ist. Nur noch ein paar Fragen, dann lasse ich Sie in Ruhe. Wo waren Sie am vergangenen Abend?«
Hennan zeigte seinen Missmut, indem er eine Weile schweigend rauchte, bevor er antwortete. Sachs betrachtete ihn geduldig und wartete.
»Nachdem ich mit der Arbeit fertig war, bin ich essen gegangen. Wir hatten das so verabredet, meine Frau wusste nicht, wann sie aus Aarlach wieder zurückkommen würde, und sie hätte es auf keinen Fall geschafft, noch zu kochen.«
»Hatten Sie im Laufe des Tages Kontakt mit ihr?«
»Nein.«
»Oder am Abend?«
Hennan schüttelte den Kopf.
»Kein einziges Mal?«
»Nein. Am Nachmittag habe ich mal versucht, zu Hause anzurufen, aber keine Antwort bekommen.«
»Wann war das?«
»Ich denke, so gegen fünf, halb sechs.«
»Sie wissen also nicht, wann Ihre Frau von ihrem Ausflug nach Aarlach zurückgekehrt ist?«
»Keine Ahnung«, stellte Hennan fest und drehte sein Glas. »Ich habe absolut keine Ahnung.«
Sachs beschloss, das Thema zu wechseln.
»Ein ungewöhnlich großer Swimmingpool«, sagte er.
Hennan nickte abwesend und murmelte etwas.
»Und tief. Auch so ein Sprungturm ist nicht gerade üblich, oder?«
»Das liegt an dem, der den ganzen Mist gebaut hat«, erklärte Hennan.
»Wie meinen Sie das?«
»Na, an dem, der die Hütte gebaut hat. Seine Frau war Kunstspringerin. Er hat ihr diesen
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