Sein letzter Fall - Fallet G
dem er wünsche, hinter Schloss und Riegel zu landen, dann hieße es Jaan G. Hennan.
»Wenn man damit anfängt, fünf Jahre lang seine kleine Schwester zu vergewaltigen, dann hat man damit seine Bahn schon abgesteckt«, kommentierte Reinhart voller Abscheu. »Verdammte Scheiße, wenn es uns nicht gelingt, dieses Monster zu packen, bin ich fast bereit, es auf eigene Faust zu versuchen.«
»Nun mal langsam«, ermahnte Van Veeteren ihn. »Und übrigens habe ich noch bessere Gründe als der Inspektor, aber dennoch müssen wir auch bei diesem Fall darauf achten, uns an die Regeln zu halten.«
Reinhart schaute verwirrt zum Kommissar auf.
»Jetzt komme ich nicht mehr ganz mit«, sagte er. »Was für einen Grund hast du denn, der besser ist als meiner?«
»Darüber reden wir ein andermal«, sagte Van Veeteren. »Auf jeden Fall wäre es gut, wenn wir ihn mit den Mitteln schnappen könnten, die uns zur Verfügung stehen, und keinen anderen. Sind wir uns darin einig?«
»All right«, sagte Reinhart. »Es war ja auch nur bildlich gesprochen.«
»Rooth, weitermachen«, sagte der Kommissar. »Die Schwester ist die einzige Verwandte, wie ich vermute.«
»Das stimmt«, nickte Rooth. »Der Vater starb vor fünfzehn Jahren in einem psychiatrischen Pflegeheim. Die Mutter noch früher, wie gesagt. Ja, und außerdem sind wir die Liste mit Namen durchgegangen, die aktuell waren, als er das erste Mal eingebuchtet wurde. 1975. Wir haben einige seiner alten Bekannten gefunden, aber keiner von ihnen hat etwas davon gewusst, dass Hennan zurückgekommen ist… behaupten sie wenigstens. Ja, es sind nur zwei, mit denen wir bisher geredet haben, aber weder Jung noch ich haben irgendeinen Grund gesehen, ihre Angaben zu bezweifeln, es scheint, als…«
»Stop«, unterbrach ihn Reinhart. »Schließlich kann er sich in diesem Bereich seinen Helfer gesucht haben. Einen alten Bekannten aus der Drogenzeit. Wir müssen hier vorsichtig vorgehen, ich hoffe, das ist euch klar.«
»Absolut klar«, bestätigte Rooth irritiert. »Unsere beiden Jungs heißen Siegler und deWylde. Siegler sitzt in Kaarhuijs ein wegen Bankraub. Er hat seinen ersten Freigang erst am kommenden Donnerstag. DeWylde war oben in Karpatz, das haben wir auch überprüft.«
»Gut«, sagte Reinhart.
»Wie viele Namen habt ihr auf eurer Liste?«, wollte Münster wissen.
»Sechs, sieben bis jetzt«, antwortete Jung. »Plus diese beiden, wie gesagt. Aber es kommen natürlich noch weitere dazu.«
»Das wollen wir doch hoffen«, sagte der Kommissar. »Ich nehme jedoch an, dass euch auch aufgefallen ist, dass sie keinen besonders umfangreichen Bekanntenkreis gehabt haben, die Eheleute Hennan.«
»Genau«, nickte Rooth. »Wir haben noch keine Menschenseele gefunden, die Monsieur Hennan auch nur Guten Tag gesagt hat. Zumindest nicht in den letzten fünfzehn Jahren.«
»Wir dürfen die Nachbarn nicht vergessen«, warf Heinemann ruhig ein. »Die Familie Trotta. Haben sie nicht bei denen mal gegessen? Da müssen sie sich doch über irgendetwas unterhalten haben… vielleicht könnte uns das einen Hinweis geben.«
»Das stimmt«, bestätigte der Kommissar. »Wir müssen noch einmal Kontakt mit ihnen aufnehmen.«
»Ich habe sie bereits vorgewarnt«, erklärte Münster. »Ich habe bisher nur mit der Frau gesprochen. Aber wie ist das eigentlich mit dem Büro? Da muss es doch irgendwo in der Umgebung Menschen geben.«
Jung räusperte sich.
»Er hat es durch eine Anzeige bekommen. Das Gebäude gehört dem Besitzer des Beerdigungsinstituts im Erdgeschoss. Er heißt Mordenbeck, kein besonders aufgeweckter Bursche. Offensichtlich haben sie nicht mehr als zwanzig Worte miteinander gewechselt, Hennan und er.«
»Und das Haus?«, fragte Reinhart. »Im Kammerweg… wie haben sie das gefunden?«
»Durch einen Makler«, sagte Münster, der dieser Sache nachgegangen war. »Tielebergs, denen der Schuppen gehört, wohnen in Almeira in Spanien und mussten nicht einmal herkommen und die Papiere unterschreiben. Die Hennans haben es übrigens nur für ein halbes Jahr gemietet… ja, das sieht alles verdammt nach Theaterkulissen aus.«
»Kulissen, ja genau«, stimmte der Kommissar schlecht gelaunt zu. »Notdürftig zusammengeschusterte Kulissen, um zuzuschlagen und eins Komma zwei Millionen Gulden zu verdienen. Ich muss wohl gar nicht erst erwähnen, dass beide Wagen nur Mietwagen waren… der Saab wie auch der Mazda.«
»Verdammte Scheiße«, sagte Reinhart. »Das darf doch nicht wahr
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