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Sein letzter Fall - Fallet G

Sein letzter Fall - Fallet G

Titel: Sein letzter Fall - Fallet G Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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würden.
    »Man hätte sich vielleicht ein wenig mehr vom Staatsanwalt wünschen können«, meinte Münster im Auto auf dem Weg zurück nach Maardam.
    »Silwerstein ist ein Esel«, bemerkte Reinhart vom Rücksitz her.
    »Gut möglich«, sagte der Kommissar. »Aber das ist nicht unsere Sache. Und es sind garantiert nicht die Geplänkel von heute, die schließlich den Ausschlag geben werden.«
    »Das ist nur zu hoffen«, sagte Reinhart. »Du meinst, Hennan selbst hat die Entscheidung in der Hand? Ich fand, es ist ihm heute gelungen, ziemlich niedergedrückt auszusehen, diesem Schwein. Als wäre er auf einer Beerdigung… oder im Wartezimmer seines Zahnarztes oder so.«
    Van Veeteren seufzte.
    »Ja, was hast du denn verdammt noch mal erwartet? Wenn er zu allem Überdruss auch noch blöd wäre, dann würde er natürlich schon lange hinter Gittern sitzen.«
    Reinhart dachte eine Weile nach.
    »Was ich erwartet habe?«, wiederholte er dann. »Das kann ich dir sagen. Ich habe erwartet, dass wir diesen verfluchten Helfershelfer finden… denjenigen, der Barbara Hennan wirklich umgebracht hat. Schließlich sind wir schon seit einem Monat an der Sache dran, und etwas Dürftigeres habe ich noch nie gesehen. Oder was meint ihr?«
    Weder der Kommissar noch Münster hatten einen Kommentar dazu.
    »Wir haben ja noch Kooperdijk und Verlangen«, erinnerte Münster nach einer Weile.
    »Ja, sicher«, brummte der Kommissar. »Die Zeugen der Anklage. Na, dann wollen wir mal hoffen, dass die nicht zum Schluss als Zeugen des Beklagten auftreten.«
    »Hat die Verteidigung nicht einen einzigen Zeugen aufgerufen?«, wunderte Münster sich.
    »Nein«, bestätigte Van Veeteren. »Das hat sie nicht. Es ist zu hoffen, dass Silwerstein zumindest dadurch einen Punkt macht. Dass es nicht möglich war, einen einzigen Zeugen zu finden, der für Hennan sprechen könnte. Das sagt doch auch schon was.«
    »Man ist nicht gezwungen, eigene Zeugen aufzurufen«, sagte Reinhart. »Und wenn es niemanden gibt, der für den Angeklagten sprechen könnte, dann wäre es doch geradezu dumm, es zu tun.«
    »Sage ich doch«, nickte Van Veeteren. »Verflucht noch mal, fahr zum Adenaar’s. Ihr habt doch hoffentlich noch Zeit für ein Bier?«
    Münster schaute auf die Uhr.
    »Na gut, ein kleines«, sagte er. »Es hat sich ja nicht gerade in die Länge gezogen. Immerhin etwas.«
    »Man muss sich an den kleinen Dingen erfreuen«, fügte Reinhart hinzu. »Wenn die großen den Bach runtergehen. Also, eine halbe Stunde bei Adenaar’s ist schon in Ordnung, ein bisschen Smalltalk ist immer noch besser, als immer nur diesen Mist wiederzukäuen.«

23
    Das Haus lag in Westerkade fast ganz hinten am Loornkanal, und als Verlangen es erblickte, konnte er nicht begreifen, warum die Behörden es nicht schon lange hatten abreißen lassen.
    Er konnte auch nicht begreifen, wie ein Mensch auf die Idee kommen konnte, hier zu wohnen. Das verrußte und übel zugerichtete Ziegelgebäude hatte vier Stockwerke, war aber nicht mehr als zwölf, fünfzehn Meter breit auf der Straßenseite und wurde auf der einen Seite von einem Schrottplatz und auf der anderen Seite von einer Art Lagerhalle mit verrostetem Wellblechdach flankiert. Als er durch die marode Holztür trat, konnte er dennoch nicht umhin, einen leichten Stich von Genugtuung zu verspüren – darüber, dass es trotz allem immer noch Menschen gab, die unter schlimmeren Bedingungen lebten als er selbst.
    Unter dem Gewölbe war es dunkel wie in einem Kohlensack, und er war gezwungen, ein Streichholz anzuzünden, um die Tür zu finden, die weiter zum Treppenhaus führte. An keiner der Türen, an denen er vorbeiging, gab es ein Nummernschild, aber der Rollstuhl hatte ihm gesagt, ganz oben, also ging er davon aus, dass er einfach weitergehen musste. Er konnte sich kaum vorstellen, dass in den Wohnungen, die er passierte, Menschen hausten, wollte aber lieber nichts beschwören. Ein schmutziges Dämmerlicht fiel durch kaputte Treppenfenster, und über dem Ganzen hing ein Gestank von Pissoir und Verwesung. Der Putz war hier und da von den Wänden gefallen, und etwas, was wohl eine große Ratte war, schlüpfte in ein Loch in der Wand zwischen dem zweiten und dritten Stock.
    Ganz oben gab es drei Türen, zwei von ihnen waren jedoch mit kräftigen Brettern vernagelt. Nachdem er ein paar lang gezogene Sekunden zögernd dagestanden hatte, riss er sich zusammen und hämmerte gegen die dritte.
    Nichts geschah, also hämmerte er noch einmal, ein wenig

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