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Sein letzter Fall - Fallet G

Sein letzter Fall - Fallet G

Titel: Sein letzter Fall - Fallet G Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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härter.
    Wieder verging eine Weile, dann war ein schurrendes Geräusch von drinnen zu hören. Als schleppte jemand ein Klavier oder einen Sarg über den Boden. Der gleiche Jemand hustete eine Zeit lang und schien Schleim zu spucken, dann rasselte eine Sicherheitskette, und die Tür wurde zehn Zentimeter aufgeschoben.
    »Kekkonen?«, fragte Verlangen.
    Kekkonen hieß eigentlich nicht Kekkonen, aber er ähnelte dem alten Präsidenten eines nördlichen Landes, und niemand kannte einen anderen Namen für ihn.
    »Verlangen?«
    »Ja.«
    Er löste die Kette und öffnete die Tür. Eine grau gesprenkelte Katze schlüpfte heraus, und Verlangen schlüpfte hinein.
    Kekkonen schloss die Tür. Verlangen schaute sich um. Die Wohnung bestand aus einem Zimmer, einem Fenster, einem brummenden Kühlschrank und einer Matratze auf dem Boden. Vielleicht gab es auch eine Toilette, auf jeden Fall roch es so.
    »Scheiße, herzlich willkommen«, sagte Kekkonen. »Was willst du?«
    »Wohnst du hier?«, fragte Verlangen.
    »Zufällig ja«, sagte Kekkonen. »Hast du eine Zigarette?«
    Verlangen gab ihm eine und betrachtete ihn kurz, während sein Gegenüber sie mit zitternden Händen anzündete. Kekkonen war unglaublich gealtert, seit er ihn das letzte Mal gesehen hatte. Er sah aus wie ein zusammengefallener Greis, obwohl er wahrscheinlich kaum älter als fünfundvierzig war, und sein vollkommen kahler Kopf, der früher zumindest ein gewisses Funkeln aufzuweisen hatte, erinnerte jetzt eher an einen Totenschädel. Verlangen überlegte, welche Drogen Kekkonen wohl nahm und wie viele Jahre er noch hatte. Oder Monate.
    »Was willst du?«, wiederholte dieser und ließ sich auf eine Matratze zwischen Decken, zerknitterten Tageszeitungen und etwas, was wohl einmal ein Schlafsack gewesen sein mochte, fallen. Verlangen hatte keine Lust, ihm Gesellschaft zu leisten, und blieb deshalb stehen.
    »Ich dachte, Rollstuhl hätte dir das erklärt. Hennan. Jaan G. Hennan.«
    »Kenne ich nicht«, sagte Kekkonen.
    »Red keinen Scheiß. Du hast Duijkert und dem Rollstuhl erzählt, dass du ihn getroffen hast, ich suche dich schon seit mehr als einer Woche.«
    »Ich kenne keinen Hennan«, beharrte Kekkonen.
    Verlangen holte einen Fünfzig-Gulden-Schein aus der Tasche und hielt ihn Kekkonen unter die Nase.
    »Du hast uns beim letzten Mal auch geholfen, ihn festzunageln, und wir haben dich als Dank für deine Hilfe laufen lassen. Hast du das vergessen?«
    Es lag auf der Hand, dass Kekkonens Gedächtnis sich nicht unendlich weit in die Vergangenheit erstreckte, aber fünfzig Gulden waren immerhin fünfzig Gulden.
    Kekkonen setzte sich ein wenig aufrechter hin, lehnte sich an die Wand und nahm ein paar Züge.
    »Hundert«, sagte er.
    »Fünfzig«, sagte Verlangen. »Das hier ist eine schmutzige Sache. Du hast Hennan aus irgendeinem Grund getroffen, aus welchem?«
    Kekkonen schnappte sich den Schein und schob ihn unter die Matratze.
    »Nicht getroffen«, erklärte er. »Gesehen.«
    »Na gut, dann gesehen. Aber jetzt erzähl mal, ich muss dich ja wohl nicht offiziell verhören, oder?«
    »Ich bin mir da nicht sicher.«
    »Nicht sicher?«
    »Ja. Dass er es war.«
    »Dass es Hennan war?«
    »Ja, es war… irgendwie ein bisschen undeutlich. Es kann auch jemand anderes gewesen sein.«
    »Das hast du dem Rollstuhl aber nicht gesagt.«
    »Ich scheiße auf den Rollstuhl.«
    »Das glaube ich gern. Nun gut, jetzt spuck mal aus, worum es ging.«
    »Du bist kein Bulle mehr, oder?«
    »Du weißt genau, dass ich schon länger kein Bulle mehr bin.«
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagte Kekkonen grinsend. »Geil, wenn es aufwärts mit den Leuten geht. Hast du noch eine Ziggi?«
    »Verdammt, du hast deine doch noch nicht mal aufgeraucht«, sagte Verlangen wütend und nickte auf Kekkonens rechte Hand.
    »Na, so was«, sagte Kekkonen verwundert und nahm einen neuen Zug. Ließ dann die Kippe in eine leere Flasche fallen und bekam eine neue Zigarette.
    Verdammte Scheiße, dachte Verlangen. Lange halte ich es nicht mehr aus, in diesem Dreck herumzuwühlen.
    »Nun komm schon«, ermahnte er Kekkonen. »Du hast also Jaan G. Hennan gesehen? Erzähl mir davon, dann lasse ich dich auch in Ruhe.«
    Kekkonen hustete wieder eine Weile. Dann blieb er ein paar Sekunden lang mit halb geöffnetem Mund und leerem Blick vollkommen unbeweglich sitzen. Verlangen erkannte, dass es sich um eine Art mentaler Kraftanstrengung handelte.
    »Doch, ja, ich habe ihn gesehen«, sagte Kekkonen schließlich. »Wenn er es

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