Sein letzter Fall - Fallet G
denn war.«
»Ja?«, fragte Verlangen.
»Im Park, in diesem blöden Park… wie heißt er noch… Wollerspark oder so?«
»Wollerimspark?«
»Ja, im Wollerimspark. Ich habe da vor einer Weile ein paar Nächte geschlafen… Ich schlafe manchmal draußen, wenn das Wetter gut ist.«
»Das kann ich mir denken«, sagte Verlangen. »Du hast Hennan mit jemand anderem zusammen gesehen, stimmt das?«
»Ja, natürlich«, sagte Kekkonen. »Er hat sich mit diesem Typen getroffen, der für ein paar Tage in der Stadt gewesen ist…«
»Mit wem?«, wollte Verlangen wissen.
Kekkonen zuckte mit den Schultern.
»Wann?«
»Weiß der Teufel. Vor einem Monat oder so. Ein großer Kerl mit Pferdeschwanz… so’n Killertyp… sah verdammt gefährlich aus, ich glaube, es war ein Engländer… oder Ire oder so etwas…«
»Name?«, fragte Verlangen.
»Keine Ahnung«, sagte Kekkonen. »Ich glaube, sie haben ihn Liston oder so genannt…«
»Liston?«
»Ja, da gibt es doch einen Boxer… oder…?«
»Ich weiß«, nickte Verlangen. »War er denn farbig?«
»Nicht die Bohne«, antwortete Kekkonen. »Aber es war ein verdammt starker Kerl.«
»Ich verstehe. Na, und was haben Hennan und dieser Liston dann im Park gemacht?«
Kekkonen runzelte die Stirn und konzentrierte sich erneut.
»Sie haben auf einer Bank gesessen«, sagte er. »Die haben da gesessen und geredet… ziemlich lange… ich lag sozusagen direkt hinter ihnen in den Büschen. Ich weiß noch, dass sie ziemlich viel geredet haben, weil ich mal pissen musste, aber mich irgendwie nicht getraut habe… es war morgens. Ein schöner Morgen, verdammt viel Vogelgezwitscher und so, das ist das Schöne, wenn man…«
»Hast du gehört, worüber sie geredet haben?«
Kekkonen schüttelte den Kopf.
»Nicht einen Funken«, sagte er. »Ich habe einfach nur dagelegen und gewartet. Fast hätte ich mir in die Hosen gepisst, aber ich habe es gerade noch geschafft. Als sie gegangen sind, hat er einen verdammt großen Umschlag gekriegt…«
»Wer hat einen Umschlag gekriegt?«
»Na, Liston natürlich, dieser hünenhafte Typ… er hat einen Umschlag gekriegt von demjenigen, der möglicherweise Hennan war, und dann sind sie weggegangen.«
»Und was ist dann passiert?«
»Dann bin ich aufgestanden und habe gepisst.«
Verlangen überlegte.
»War das alles?«, fragte er.
Kekkonen schnaubte.
»Ja, zum Teufel«, erklärte er. »Ich hab doch gesagt, dass es nichts war… aber jetzt hast du jedenfalls alles erfahren. Und es ist sicher, dass du kein Bulle mehr bist?«
»Ich bin kein Bulle«, versicherte Verlangen. »Dieser Liston, hast du ihn nach dieser Geschichte noch mal in der Stadt oder so gesehen?«
Kekkonen überlegte.
»Nein«, antwortete er. »Ich denke nicht. Ich habe ihn auch vorher nur einmal gesehen… ich glaube bei Kooper’s.«
»Aber nicht zusammen mit Hennan?«
»Nein, nicht mit Hennan. Oh Scheiße, was du alles wissen willst.«
»All right«, sagte Verlangen. »Ich will dich nicht länger stören. Du hast sicher viel um die Ohren, wie ich mir denken kann, oder?«
»Das geht dich einen Scheißdreck an«, sagte Kekkonen. »Aber ich denke trotzdem, dass es auf jeden Fall mehr als nur fünfzig wert war.«
»Leck mich am Arsch«, sagte Verlangen und verließ die Wohnung.
Ja ha?, dachte er, als er in den Nieselregen von Westerkade hinaustrat. Und was zum Teufel soll ich jetzt damit anfangen?
Er schaute auf die Uhr. Es war halb acht. In nicht einmal vierundzwanzig Stunden würde er im Gerichtsgebäude von Linden als Zeuge aussagen müssen.
Liston?
Wenn nun Kekkonen sich nicht alles mit Hilfe seines verkorksten Gehirns ausgedacht hatte, dann hatte es also Anfang Juni eine Person in der Stadt gegeben, die Liston hieß. Oder die zumindest Liston genannt wurde.
Die eines Morgens im Wollerimspark von Jaan G. Hennan einen Umschlag bekommen hatte.
Von einer Person, die vielleicht Hennan war.
Das war alles.
Während er am Kanal entlang zurückging, versuchte er, sich Kekkonen auf dem Zeugenstuhl vorzustellen. Es war kein schöner Anblick – wenn es überhaupt möglich wäre, ihn dorthin zu bekommen. Wahrscheinlich nicht, wie Verlangen es einschätzte.
Kekkonen hatte das Geschick, sich in Luft aufzulösen, wenn es seinen Zielen diente. Das war wohl das einzige Talent, das er sich im Laufe der Jahre noch bewahrt hatte.
Und sollte man es auf irgendeine Art und Weise trotzdem schaffen, was würde Kekkonen dann sagen? So wie Verlangen ihn einschätzte, würde er sich
Weitere Kostenlose Bücher