Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sein letzter Trumpf

Titel: Sein letzter Trumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Zsolnay Verlag
Vom Netzwerk:
Parker.
    »Näher an Albany«, riet Hanzen, »aber nicht direkt in Albany.«
    »Stimmt.«
    »Und Sie würden die Stelle gern markieren, mir aber nicht sagen, welchen Punkt Sie sich ausgesucht haben.« Hanzen grinste. »Ist okay, versteh ich. Aber es wird nicht funktionieren.«
    »Nein?«
    »Vom Ufer her sieht alles anders aus«, erklärte Hanzen. »Von hier draußen können Sie sich die Stelle aussuchen, die Sie möchten, aber am Ufer werden Sie sie nie finden.«
    »Nicht ohne Sie, meinen Sie.«
    »Nicht ohne jemand, der den Fluss kennt.«
    »Jemand, dem ich traue«, sagte Parker.
    Hanzen grinste erneut; das alles regte ihn nicht sonderlich auf. »Sie trauen mir bereits«, sagte er, »hier draußen auf meinem Boot, obwohl Sie da eine kleine 22er unter dem Hemd haben. Kommen Sie, fahren wir stromaufwärts, und Sie singen aus, wenn Sie etwas sehen, was Ihnen zusagt.«

 
    ZEHN
     
    Sie verbrachten drei Stunden auf dem Fluss, und es gab vier Stellen, die Parker interessant erschienen, drei am Ostufer und eine am Westufer. Hanzen hatte Straßenkarten in seiner Kajüte, auf denen dieser Abschnitt des Flusses verzeichnet war, und er zeigte Parker die betreffenden Stellen, damit er sehen konnte, welche Straßenverbindungen es gab und welche Orte in der Nähe waren.
    Von Zeit zu Zeit tuckerten niedrige, lange Frachtschiffe vorbei, flussauf- oder abwärts, beladen mit Fracht in Containern oder mit Schrott. Die Besatzungen winkten, und Hanzen winkte zurück, und jedesmal schaukelte sein kleineres Boot in den langen, langsamen Heckwellen des Frachtschiffs, gleichgültig, wie weit entfernt es war.
    Außerdem sahen sie auf der Rückfahrt an einer Stelle, als sie ganz nahe am dichter besiedelten Westufer entlangfuhren, ein Schnellboot mit blauen Streifen, das nahe am gegenüberliegenden Ufer flussabwärts fuhr. Eine Polizeibarkasse. »Bleibt bloß von meinen Babys weg«, sagte Hanzen.
    »Fahren die oft Patrouille?« erkundigte sich Parker.
    »Überhaupt nicht«, sagte Hanzen. »Es ist nicht so viel Betrieb auf dem Fluss, dass sie regelmäßig auslaufen würden. Manchmal kommen sie raus, weil es ihnen Spaß macht, bei Tag, aber nachts kommen sie nur raus, wenn’s ein Problem gibt.« Er nickte Parker zu und fuhr fort: »Sie können sich aber drauf verlassen, dass sie kommen, wenn’s ein Problem gibt.«
    »Das glaub ich«, sagte Parker.
    Etwas später fragte Hanzen: »Genug gesehen?«
    Parker schaute sich um. »Sind wir wieder da?«
    »Da ist die Anlegestelle.« Hanzen zeigte über den Fluss, wo nichts Besonderes zu sehen war. »Ich glaube nicht, dass Sie weiter südlich noch was Interessantes finden würden.«
    »Nein, Sie haben recht.«
    »Dann könnten Sie mir auch jetzt mein Geld geben.«
    Parker zog den Umschlag aus seiner Gesäßtasche und gab ihn Hanzen. Hanzen drückte ihn so, dass der Schlitz aufging und er die Kanten der Zwanziger sehen konnte. Zufrieden zog er eine Hälfte der Kajüttür so weit auf, dass er den Umschlag aufs Bett werfen konnte. »Angenehm, mit Ihnen Geschäfte zu machen, Mr. Lynch«, sagte er. »Vielleicht ergibt sich ja noch einmal eine Gelegenheit.«
    »Ja, vielleicht«, sagte Parker.
    Während sie den breiten Fluss überquerten, hielt Parker die Karte auf das Kajütdach gedrückt und prüfte, welche Möglichkeiten sich anboten. Wenn sich der Job konkretisierte, würde Mike Carlow hierherkommen und sich die Routen ansehen, feststellen, welche ihm am besten gefiel, welche am besten mit ihrer geplanten Vorgehensweise zusammenpasste.
    Als sie schon über die Flussmitte hinaus waren und die Strömung hart gegen die linke Bordwand schlug, konnte Parker bereits undeutlich den dunkelroten, dicht oberhalb des Ufers abgestellten Subaru direkt vor ihnen ausmachen. Er konnte auch Menschen erkennen, drei, in dunkler Kleidung. Und zwei oder drei Motorräder. »Sie haben Besuch«, sagte er.
    Hanzen nickte. »Freunde von mir. Und Sie sind einfach nur Mr. Lynch, der einen geeigneten Standort für ein Restaurant mit Blick auf den Fluss sucht.«
    »Hier, Ihre Karte.«
    »Tun Sie sie in die Kajüte«, sagte Hanzen. Parker öffnete die Kajüttür und ließ die Karte auf das Bett fallen, neben den Umschlag mit den Geldscheinen, dann machte er die Tür wieder zu.
    Hanzen fuhr langsamer, als sie sich dem Ufer näherten, und Parker sah zu den drei wartenden Männern hinüber. Biker. Zwei waren stämmige Männer mittleren Alters mit Vollbärten, verschlagenem Blick und Bierbäuchen; der dritte war jünger, schlanker und

Weitere Kostenlose Bücher