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Sein letzter Trumpf

Titel: Sein letzter Trumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Zsolnay Verlag
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Schweigen und schaute verwundert auf; es kamen nicht viele Leute durch diese Tür. Doch Parker hatte sich der Rolle entsprechend gekleidet – dunkler Anzug, weißes Hemd und dezent gestreifte Krawatte –, damit sie nicht erschrak.
    »Ja?« sagte sie, unfähig, ihre Überraschung zu verbergen, und erwartete offenkundig, dass er sagte, er habe sich in der Tür geirrt.
    Parker schloss die Tür. Auf dem Flur war er niemandem begegnet, an den anderen Mattglastüren standen die Namen von Anwaltskanzleien, Wirtschaftsprüfern, »Medienspezialisten« und »Beratern« – der Tross staatlicher Behörden. »Cathman«, sagte Parker.
    Sofort wurde sie professionell: »Ja, selbstverständlich.« Sie griff nach dem Telefon. »Erwartet Mr. Cathman Sie?«
    Erwartete Cathman irgend jemanden? Parker ließ sich auf die Fiktion ein, dass hier Arbeit geleistet wurde, und erwiderte: »Sagen Sie ihm, Mr. Lynch ist hier. Sagen Sie ihm, ich komme von den Parkers.«
    »Ja, Sir«, sagte sie und drückte den Knopf für die Sprechanlage.
    Während sie leise ins Telefon sprach und ihn vermeintlich unauffällig aus dem Augenwinkel taxierte, sah Parker sich in dem Büro um. Es war klein, quadratisch und hatte keine Fenster, an den Wänden standen verstellbare Regale voller juristischer Bücher und Fachzeitschriften. Am einzigen Stück leere Wand, hinter Rosemary Shields Schreibtisch, standen zwei Hängeregistraturen mit je vier Schubladen, und darüber hing eine große gerahmte Reproduktion von Ben Shahns Sacco-und-Vanzetti-Poster. Cathman war also keiner, der eine Sache aufgab, nur weil sie aussichtslos war.
    Rosemary Shields legte auf: »Er kommt sofort.«
    »Danke.«
    Und er kam auch. Parker wandte sich der Verbindungstür zu, und sie ging auf. Cathman steckte den Kopf heraus wie ein Maulwurf aus seinem Loch, nicht sicher, was er sehen würde, und er war sichtlich erleichtert, als er sah, dass es Parker war. Zum Glück saß Rosemary bereits wieder an ihrem Computer und sah das Gesicht ihres Chefs nicht. Oder war sie eingeweiht und machte bei Cathmans Kehrtwendung ins Verbrechen mit? Parker bezweifelte es, aber man konnte ja nie wissen.
    »Ah, ja«, sagte Cathman. »Mr. Lynch, aber natürlich. Bitte kommen Sie herein.«
    Parker folgte ihm in sein Büro, Cathman schloss die Türund wirkte schlagartig nervös und verärgert. »Mr. Parker«, sagte er fast im Flüsterton und mit hoher, stotternder Stimme, »Sie sollten nicht einfach so hierherkommen. Das ist zu gefährlich.«
    »Für mich nicht.« Parker schaute sich in Cathmans Höhle um. Das Büro war größer als das Vorzimmer, aber nur unwesentlich. Eine Wand wurde fast ganz von einem Fenster eingenommen, durch das man auf den riesigen dunklen Steinhaufen des Parlamentsgebäudes sah, ein mit Türmchen besetztes pseudomittelalterliches Schloss, groß und abweisend, in den Hang gebaut und inzwischen vom hektischen Treiben einer modernen Stadt umspült. Von hier aus sah man das Gebäude schräg von hinten und weiter oben – und zudem noch aus dem zehnten Stock – und blickte auf die Stadt hinab, die, ein Gewirr von Geschäfts- und Regierungsbauten, steil zum Fluss hin abfiel.
    Hier drinnen hatte sich Cathman ein Nest gebaut, mit einem imposanten Doppelschreibtisch – grüne Filzeinlage in der Platte und Schubladen auf beiden Seiten, so dass sich die Partner gegenübersitzen konnten – schräg in einer Ecke, so dass Cathman der Tür gegenübersaß und trotzdem aus dem Fenster schauen konnte. Auch in diesem Zimmer gab es Bücherschränke, aber bessere, freistehende, mit Glastüren vor den einzelnen Fächern. An den Wänden verteilt hingen Diplome, Anerkennungsschreiben und Fotos. In der Ecke gegenüber dem Schreibtisch standen ein L-förmiges dunkelrotes Sofa und ein Couchtisch aus dunklem Holz.
    Cathman, durch Parkers Gleichgültigkeit beruhigt, aber trotzdem noch leicht gekränkt, machte ungeduldige Bewegungen zum Sofa hin. »Ja, gut, wenigstens haben Sie einen anderen Namen verwendet«, sagte er. »Setzen Sie sich, setzen Sie sich, wenn Sie schon mal da sind. Aber ich habe Ihnenbereits gesagt, mehrmals, dass ich mich gern überall mit Ihnen treffe, egal, wo, und Ihnen alle Fragen beantworte, Sie brauchen mich nur anzurufen und –«
    »Setzen Sie sich«, sagte Parker.
    Sie standen einander an den beiden Enden des Couchtischs gegenüber. Cathman blinzelte, schaute das Sofa an, schaute Parker an und sagte: »Meine Sekretärin –«
    »Rosemary Shields.«
    Cathman blinzelte erneut, überlegte

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