Sein letzter Trumpf
der Strömung an seiner Leine. Eine provisorische, niedrige Kajüte, fensterlos und dunkelblau gestrichen, nahm die vordere Hälfte des Bootes ein.
Parker und Hanzen stiegen aus. Hanzen zog seine Schuhe, Socken und Hosen aus und rollte sie zu einem Bündel zusammen, das er auf den Boden legte. Er trug weiße Unterhosen, die so schlabberig waren, als wären sie zu oft gewaschen worden. Er watete ins Wasser, packte die Leine, zog das Boot zu sich heran, machte die Leine von der Boje los und zog das Boot damit ans Ufer. »Ich muss es da draußen festmachen«, sagte er, »sonst klettern die Kids rein und setzen sich einen Schuss.« Er streckte die Hand aus. »Oder stecken es in Brand wie das da.«
»Man hat’s nicht leicht«, sagte Parker.
»Amen«, sagte Hanzen. Er kam aus dem Wasser und zog das Boot hinter sich her, bis es im Ufersand knirschte, dann drehte er es so weit, dass das Deck hinter der Kajüte vom Ufer aus zu erreichen war. »Klettern Sie an Bord«, sagte er.
Parker stieg über das Dollbord. Das Innere war frisch gestrichen – grau und sehr ordentlich. Die stabile Holztür war mit einem Vorhängeschloss gesichert.
»Halten Sie das bitte mal?« sagte Hanzen und reichte ihm sein Kleiderbündel. Parker nahm es und legte es neben der Kajütentür aufs Deck, während Hanzen das Boot vom Ufer abstieß, bis es ganz im Wasser war, und dann über die Bordwand stieg. »Einen Moment noch«, sagte er.
»Nur zu.«
Hanzen rollte seine Hose herunter, nahm einen Schlüsselbund heraus und öffnete das Vorhängeschloss. Er zog die zweiteilige Tür auf, und Parker sah ein schmales, ungemachtes Bett unter einer dunkelbraunen Decke, ein paar Holzkisten und Pappkartons, die als Regale und Stauraum dienten, und Playboy-Häschen an der Innenseite der Türen. Hanzen bückte sich, holte ein Handtuch aus der Kajüte, trocknete sich die Beine ab und warf das Handtuch aufs Bett. Er machtedie Tür zu, ohne das Schloss vorzuhängen, und zog sich an. Erst dann begab er sich an das Steuer neben der Tür der Kajüte, steckte den Schlüssel ins Zündschloss und ließ den Motor an.
Mittlerweile waren sie ein Stück nach Süden und in die Strömung getrieben. Da es keine Sitzgelegenheit gab, stellte sich Parker auf die andere Seite der Tür, legte einen Unterarm aufs Kajütdach und schaute zum Ufer hinüber. Als sie weiter in die Flussmitte hinaustrieben, sah er nördlich und südlich weitere Anlegeplätze, ein paar alte Bauten und einige vor Anker liegende kleine Boote. Es herrschte keinerlei Verkehr auf dem Fluss, und Parker sah nirgends eine Feriensiedlung oder eine Privatvilla.
»Ihnen geht’s um den Norden, stimmt’s?« fragte Hanzen.
»Ja.«
Hanzen drehte am Steuer und ließ den Motor aufheulen, und aus dem langsamen Treiben rückwärts wurde ein stetig zunehmender Schub vorwärts. Die Wellen zischelten an den Bootswänden entlang. »Wir fahren dieses Ufer rauf und das andere runter«, sagte Hanzen. Er musste jetzt etwas lauter sprechen.
Fünf Minuten lang sagte keiner von beiden etwas. Es waren keine Boote zu sehen, obwohl hier, wie Parker wusste, noch manchmal Frachtschiffe fuhren, und im Sommer waren natürlich die Urlauber unterwegs, mit Motor- und Segelbooten. Aber außerhalb der Saison wurde der Fluss kaum genutzt.
Sie hielten sich dicht am Ostufer, das überall ziemlich gleich aussah, bis sie eine andere Stadt passierten, die kleiner war als Hudson und ärmer wirkte – ihre Schindelhäuser kletterten vom Ufer aus dicht übereinandergestaffelt den Hang hinauf. Hanzen lenkte das Boot etwas weiter vom Ufer weg,näher zur Mitte des Flusses hin, der hier sehr breit war, so dass man das andere Ufer zwar sah, aber nicht klar, sondern nur als unscharfes Gemenge von Grün und den Farben der Häuser.
Nördlich der Stadt fuhr Hanzen wieder näher ans Ufer heran und sagte: »Sie haben hoffentlich nichts dagegen, aber ich muss hier mal nach ein paar von meinen eigenen Sachen sehen.«
»Nur zu.«
»Als erstes muss ich feststellen, ob meine Alarmanlage funktioniert«, sagte Hanzen und steuerte abrupt nach links, zur Flussmitte hin, so dass Parker seinen Unterarm fest auf das Kajütdach pressen musste, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Hanzen fuhr ein Stück hinaus, beschrieb dann einen weiten Halbkreis, ohne das Ufer aus den Augen zu lassen, und lächelte zufrieden. »Da ist er«, sagte er. »Sehen Sie den dicken, nach unten gebogenen Ast?«
Parker schüttelte den Kopf. »Hauptsache, Sie sehen ihn.«
Hanzen grinste
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