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Sein letzter Trumpf

Titel: Sein letzter Trumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Zsolnay Verlag
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waren.
    Die erste Maiwoche. Sonnenlicht tanzte auf dem breiten Fluss. Am jenseitigen Ufer bildeten die Palisades einen senkrechten Vorhang aus dunkelgrauem Gestein, und dahinter lag New Jersey. Dieses Restaurant, das sich Palisader nannte und vor allem Touristen als Kundschaft hatte, lag am Ostufer des Flusses, dicht oberhalb von Yonkers, der nördlichen Nachbarstadt von New York City. Das dort drüben war die Nordostecke von New Jersey, hinter den Palisades. Der Staat New York fing direkt rechts davon an und erstreckte sich bis hinauf nach West Point. Ein paar Segelboote kreuzten auf dem Fluss, und ihre weißen Segel wirkten in der Sonne fast wie aus Porzellan. Größere Schiffe waren keine zu sehen.
    Parker wandte den Blick von der Aussicht ab und sah Mike Carlow im Gefolge derselben Hostess auf den Tisch zukommen. Er nickte Parker zu, setzte sich ihm gegenüber undschaute aus dem Fenster. »Noch nichts, nehme ich an«, sagte er.
    »Noch nicht.« Cathman hatte gesagt, es würde zwischen eins und drei passieren, und es war erst halb eins.
    »Ich hab eine Schwester in Connecticut«, sagte Carlow. »Wenn wir das durchziehen, könnte ich eine Zeitlang bei ihr unterkriechen, mir die ganze Rumfliegerei sparen.«
    »Na ja, es sieht so aus, als könnte was draus werden«, sagte Parker, und das Mädchen kam schon wieder zwischen den Tischen einhergerauscht, diesmal mit dem riesigen Dan Wycza im Schlepptau. Mit ihrer schlanken Hand, die Wyczas Körperfülle nur noch unterstrich, zeigte sie auf Parker und Carlow, lächelte allen dreien unverbindlich zu und segelte wieder davon.
    Wycza schaute auf die freien Plätze am Tisch; er konnte mit dem Rücken zur Aussicht oder zur Tür sitzen. »Sei nie der letzte«, verkündete er und rückte sich den Stuhl mit Blickrichtung Fenster zurecht. Er nahm vorsichtig auf dem Stuhl Platz, der unter seinem Gewicht knarrte. »Also machen wir’s?« fragte er.
    »Außer es passiert noch was Unvorhergesehenes«, sagte Parker. »Ich hab heute morgen noch mal Lou Sternberg angerufen, und er kommt nächste Woche rüber.«
    »Gut.« Wycza nahm seine Speisekarte, schaute dann aber auf den Fluss hinaus und sagte: »Was wir brauchen, ist jemand, der auf dem Wasser wandeln kann.«
    »So Leute spielen nicht in unserem Team«, knurrte Carlow.
    Wycza zuckte die Achseln. »Wenn der Preis stimmt, schon«, sagte er und schaute in die Speisekarte.
    Ihre Bestellung nahm ein magerer junger Mann entgegen, der eine große schwarze Fliege trug, die aussah, als hätte ihm jemand einen Streich gespielt. Als er gegangen war, sagteParker: »Wir brauchen eine Frau. Aber nicht zum Auf-dem-Wasser-Wandeln.«
    »Wie wär’s mit deiner?« fragte Wycza.
    Parker schüttelte den Kopf. »So was macht sie nicht.«
    »Wie muss sie sein?« fragte Carlow.
    »Jung, schlank, hübsch. Vielleicht eine, die auch zerbrechlich wirken kann.«
    Wycza grinste: »Wie die Kleine, die mich hierhergeführt hat.«
    »So was in der Art«, sagte Parker. »Aber eine von uns.«
    »Tommy Carpenter war mit so einer zusammen«, sagte Carlow. »Kennst du Tommy?«
    »Wir haben mal zusammen was mit Lou Sternberg gemacht«, sagte Parker. »Wie hieß die noch? Noelle.«
    »Noelle Braselle«, sagte Carlow und lächelte. »Ich fand das immer einen schicken Namen.«
    »Aber die würde mit Tommy kommen, oder?« fragte Parker. »Das wären dann zwei Anteile mehr, nicht nur einer.«
    Carlow schüttelte den Kopf. »Tommy haben sie geschnappt. Genaugenommen alle beide.«
    »Berufsrisiko«, sagte Parker. »Dieselbe Geschichte damals mit Lou. Wir hatten ein paar Gemälde geklaut. Die beiden sind erwischt worden, dann aber wieder freigekommen, sie hatten einen guten Anwalt.«
    »Aber das hat Tommy einen Schreck eingejagt«, sagte Carlow. »Man würde nicht meinen, dass er einer von der furchtsamen Sorte ist, aber so war’s. Er hat aufgehört, schlagartig und für immer.«
    »Kenn ich die Leute?« fragte Wycza.
    »Ich glaube nicht«, sagte Parker.
    »An Noelle würdest du dich wieder erinnern«, erklärte Carlow.
    »Wo ist Tommy?« fragte Parker Carlow.
    »Außer Landes. Ist irgendwo in die Karibik gegangen, macht jetzt was anderes. Keine krummen Sachen, er will nie wieder hinter Gitter. Noelle hat mit ihm ihren Partner verloren, aber wie man hört, ist sie immer noch zugange.«
    »Kannst du sie ausfindig machen?« fragte Parker. »Ich hätte es über Tommys Kontakt probiert, aber das kann ja jetzt nichts mehr nützen.«
    »Ich hör mich um«, sagte Carlow.
    »Ich

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