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Sein letzter Trumpf

Titel: Sein letzter Trumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Zsolnay Verlag
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sagen kann, Sie haben mich erwischt, Officer – und schon geht’s wieder ab ins Nest. Und man selber geht mit.«
    »Solche gibt es«, stimmte Parker zu.
    »Ich bin keiner von denen«, sagte Hanzen. »Mir gefällt’s hier draußen. Wenn also auch nur die geringste Wahrscheinlichkeit besteht, dass Sie und Ihre Partner, wer immer die sein mögen, in Handschellen von diesem Schiff runtergeschafft werden, dann erzählen Sie mir besser erst gar nichts davon.«
    »Gut, dann fahre ich Sie zurück ins Lido«, sagte Parker, wendete aber nicht. »Sie müssen nämlich wissen, dass immer etwas schiefgehen kann. Pete hat Ihnen sicher gesagt, dass ich schon etliche Sachen durchgezogen habe und man mir noch nie Handschellen angelegt hat. Aber es hätte jedesmal passieren können.«
    »Die Security auf dem Schiff wird verdammt scharf sein.«
    »Die Security ist überall scharf, wo Geld ist.«
    »Stimmt. Sie würden von mir verlangen, dass ich Sie da rausfahre, nach Einbruch der Dunkelheit, damit Sie an Bord können?«
    »Nein, an Bord kommen wir ohne Ihre Hilfe.«
    »Also geht’s darum, wieder runterzukommen. Mit dem Geld.«
    »Richtig.«
    »Wollen Sie sich abseilen? Werden die Sie nicht sehen?«
    »Da ist eine Tür in der Bordwand, die benutzen die selber, wenn sie das Geld wegbringen. Sie liegt ungefähr anderthalb Meter über der Wasserlinie, in der richtigen Höhe für den Kai. Fenster gibt es da in der Nähe keine.«
    »Sie haben jemand, der Ihnen Pläne und so was besorgt.«
    Parker fuhr und antwortete nicht. Sie kamen durch eine Kleinstadt mit einer Tankstelle und einer Blinkampel. »Das war keine Frage«, sagte Hanzen.
    »Ich weiß.«
    »Okay. Klingt nicht schlecht. Ich bin einfach da auf dem Fluss und kümmer mich um meinen eigenen Kram, da kommt dieses Schiff. Wenn ich Hektik an Bord sehe, komm ich erst gar nicht rüber. Erwarten Sie von mir bloß keine James-Bond-Rettungsaktionen.«
    »Ich erwarte keine James-Bond-Rettungsaktionen«, versicherte ihm Parker.
    »Wann soll die Sache steigen?«
    »Machen Sie sich Sorgen wegen der Handschellen?«
    »Nicht, solange ich nur eins von mehreren Booten auf dem Fluss bin.«
    »Dann rufe ich Sie an«, sagte Parker. »Sie brauchen ja keine lange Vorwarnzeit.«
    Hanzen lachte. »Vertrauen ist was Schönes«, sagte er.

 
    ZWEI
     
    »Es ist nicht gerade Luxus pur«, sagte der Immobilienmakler, »aber der Preis stimmt. Und Ihnen geht’s ja wohl nicht um allen möglichen Firlefanz.«
    »Uns doch nicht«, bestätigte Carlow. »Wir fahren nur gern ab und zu aus der Stadt raus, am Wochenende, um ein bisschen zu angeln.«
    »Dann ist das genau das Richtige für Sie«, sagte der Makler. Er war ein fröhlicher Mann mit rundem Gesicht und buschigen weißen Haaren über den Ohren, so dass er aussah wie ein bartloser Weihnachtsmann. »Ich bin auch Angler, wissen Sie.«
    »Ach ja?« Carlow wirkte echt interessiert. »Wonach gehen Sie denn hauptsächlich?«
    »Forellen. Nicht im Hudson, aber in den kleinen Nebenflüssen.«
    Carlow und der Makler gingen weiter durch das Haus und redeten dummes Zeug übers Angeln, während Parker sich umsah und überlegte. War das wirklich der ideale Standort für sie?
    Es war unmittelbar nördlich einer kleinen Stadt am Fluss, etwa fünfundvierzig Kilometer südlich von Albany, am Ostufer, also auf der gleichen Seite wie Hanzens Anlegeplatz, aber weiter flussaufwärts. Ein Fahrweg führte von der Staatsstraße hinab und an ein paar heruntergekommenen Häusern vorbei zu diesem Stück Land auf einem niedrigen Felsvorsprung etwa fünf Meter über dem Wasser.
    Vier Häuschen waren hier in den zwanziger Jahren gebaut worden und seither ziemlich verwahrlost. Sie standen in einer Reihe nebeneinander, identische Rechtecke, vom Fluss abgewandt, mit Schindeldächern und verblassten grünen Holzverkleidungen. Sie waren auf schäbige Art altmodisch, von den klapprigen, löchrigen Fliegendrahttüren bis hin zum geometrisch gemusterten Linoleum auf den Küchenböden. Neben jedem der Häuschen war ein Abstellplatz fürs Auto, und auf der Rückseite hatten sie mit Fliegendraht umgebene Veranden mit Blick auf den Fluss. Am Ende eines kurzen gepflasterten Wegs führte eine alte Holztreppe mit einem langen Geländer von dem Felsvorsprung zu einer Anlegestelle und einem kurzen Holzsteg hinunter.
    Die Häuschen wurden wochen- und monatsweise an Urlauber vermietet, aber es gab kaum noch Leute, die sich in den Ferien mit so einfachen Unterkünften zufriedengaben. Der Makler hatte

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