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Sein letzter Trumpf

Titel: Sein letzter Trumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Zsolnay Verlag
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rieche mein Geld«, sagte Wycza.
    Sie sahen ihn an, und er schaute aus dem Fenster, und als sie seinem Blick folgten, glitt gerade das Schiff von links ins Bild. Auf dem glitzernden blaugrünen Wasser, zwischen den wenigen Segelbooten und vor der dunklen Drapierung der Palisades, sah es aus wie ein normales kleines Kreuzfahrtschiff, weiß und funkelnd, eine große ovale Hochzeitstorte, nur in der falschen Umgebung. Es hätte in der Karibik sein müssen, bei Tommy Carpenter, statt hier vor grauen Felsen den Hudson River hinaufzudampfen, nördlich von New York City.
    »Ich kann den Namen nicht lesen«, sagte Carlow. »Was meint ihr, ob die ihn schon geändert haben? In Spirit of the Hudson ?«
    »Den Namen haben die geändert«, versicherte ihm Wycza, »kaum dass sie eine halbe Stunde von Biloxi entfernt waren.«
    Parker betrachtete das Schiff draußen in der Flussmitte. Eine große, glänzendweiße leere Kiste, die flussaufwärts fuhr, um mit Geld gefüllt zu werden. Zum erstenmal war er sich absolut sicher, dass sie es machen würden. Als er es so da draußen sah, groß und langsam und ahnungslos, wusste er, dass es ihm gehörte. Fast hätte er zu ihm hinübergehen können, auf dem Wasser.

TEIL ZWEI

 
    EINS
     
    Im Lido saßen wieder dieselben Penner. Parker trank sein Bier an der Theke, dort, wo die Tür am nächsten war, dann ging er hinaus in den grauen Tag – keine Sonne diesmal – und lehnte sich eine Weile an den Subaru, bis Hanzen aus der Bar geschlurft kam. Als er bei dem Wagen angekommen war, setzte Parker sich wortlos ans Steuer, und Hanzen rutschte auf den Beifahrersitz. Sie fuhren die Warren Street hinab, auf den unsichtbaren Fluss zu.
    »Wohin geht’s heute?« fragte Hanzen.
    »Wir fahren nur rum und reden.«
    »Dann fahren Sie am besten aus der Stadt raus«, riet ihm Hanzen. »Bei der Third Street biegen Sie links ab.«
    Es kamen lauter Ampelkreuzungen. Bei der Third Street bog Parker ab, und zwei Querstraßen weiter waren keine Häuser und keine Ampeln mehr, nur noch Buschwald beiderseits der Straße.
    »Ich nehme an, Sie wollen, dass ich anfange«, sagte Hanzen amüsiert.
    »Wenn Sie was zu sagen haben«, sagte Parker.
    »Ich hab mit Pete Rudd über Sie gesprochen.«
    »Ich weiß.«
    »Und ich weiß, dass Sie’s wissen. Pete hat mir gesagt, was Sie machen und dass ich Ihnen trauen kann, solange Sie mir trauen können.«
    »Ich traue Ihren Bikerfreunden nicht«, sagte Parker.
    Hanzen schnaubte verächtlich. »Ich bin nicht mit irgendwelchen Bikern verbandelt«, sagte er. »Ich mach Geschäfte mit den Jungs, das ist alles, und ich würde ihnen auch nicht über den Weg trauen.«
    Darauf erwiderte Parker nichts. Sie näherten sich einer Kreuzung und Schildern, die eine Brücke über einen Fluss anzeigten. »Halten Sie sich links, wir bleiben auf dieser Seite und fahren am Fluss entlang nach Süden.«
    Parker tat es, und nach einer Weile sagte Hanzen: »Ich hab das Gefühl, Sie wollen, dass ich Ihnen sage, was Ihre Story ist.«
    »Wenn Sie möchten.«
    Sie waren auf einer zweispurigen Betonstraße. Auf der linken Seite erhob sich ein bewaldeter Hügel, der sich auf der rechten Seite nach unten fortsetzte, und immer wieder einmal war dort unten der schiefergraue Fluss zu sehen. Hanzen wies mit einer Kopfbewegung darauf und sagte: »Ich weiß nur von einer einzigen Veränderung, die sich da drunten in der letzten Zeit ergeben hat.«
    »Aha.«
    »Da ist jetzt ein Schiff voller Geld unterwegs.«
    »Aha.«
    »Und schon sind Sie zur Stelle.«
    Parker schwieg, und Hanzen fuhr fort: »Pete hat Ihnen wahrscheinlich gesagt, dass ich gesessen habe.«
    »Musste er mir nicht sagen.«
    »Na gut, ja, wahrscheinlich hat er’s nicht gesagt. Die Sache ist die: Ich will nie mehr in den Knast.«
    »Gut«, sagte Parker.
    »Es gibt Typen, und Sie kennen auch solche, die sind gern drin. Sie geben’s nicht zu und wissen es wahrscheinlich selbst gar nicht, aber sie mögen es. Sie mögen es, dass sie nicht fürihr eigenes Leben verantwortlich sind und nicht ständig Gelegenheit haben, sich alles zu versauen. Das Leben besteht aus kleinen, überschaubaren Abläufen, das Essen ist gar nicht so übel, man kann sich ein paar nette Kumpel aussuchen und muss nicht ständig auf dem Quivive sein.«
    Parker fuhr, ohne etwas zu sagen. Der Verkehr war eher spärlich, überwiegend Pickups und Lieferwagen. »Wenn man mit so einem ein Ding dreht, wartet der nur drauf, einen Fehler machen zu können, den Job so zu vermasseln, dass er

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