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Sein letzter Trumpf

Titel: Sein letzter Trumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Zsolnay Verlag
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ihnen auf der Fahrt von seinem Büro hierher ganz ungeniert erzählt, dass nur noch Gruppen von Anglern hin und wieder eines der Häuschen mieteten und dass sie im Moment alle leerstanden. »Eigentümer sind zwei Schwestern, leben weit weg, eine in Washington, D.C., die andere drüben in der Nähe von Boston. Sie haben das Grundstück geerbt, scheren sich den Teufel um die Häuser, wollen nur, dass die Einnahmen für Steuern, Versicherungen und Reparaturen reichen. In der Jagdsaison, vor allem während der Hirschjagd, sind sie immer durchgehend vermietet, aber ansonsten stehen sie fast das ganze Jahr leer.«
    Sie brauchten keine Auswahl zu treffen, die Häuser glichen sich aufs Haar: ein kleines Wohnzimmer mit Kamin, Kieferntäfelung und der nötigsten Möblierung, eine winzige Küche mit zwanzig Jahre alten Geräten darin, ein klitzekleines Bad mit noch älteren Armaturen und drei kleine, abersaubere Schlafzimmer, jedes mit Doppelbett, Kommode, Kleiderschrank, Nachttisch, Nachttischlampe und Deckenlampe, aber keinem Wandschrank.
    Es gab eine ganze Anzahl solcher Häuschen am Fluss, Relikte aus einer Zeit, als Upstate New York noch zu den Feriengebieten von New York City gehörte, bevor die Jumbo-Jets die ganze Welt erschlossen. Die meisten Touristenunterkünfte der Gegend waren inzwischen abgerissen und durch Wohnhäuser, Landwirtschaft oder Leichtindustrie ersetzt worden, aber in den ärmsten Gegenden am Fluss hatte es nie einen wirtschaftlichen Grund für irgendwelche Veränderungen gegeben, weil hier sowieso niemand mehr herkam.
    Die Anlage, Tooler’s Cottages genannt, war die beste, die Parker und Mike Carlow in den letzten drei Tagen gesehen hatten. Sie gaben sich als zwei New Yorker aus, die ungefähr für die nächsten vier Wochen eine billige Unterkunft für sich und ihre Freunde zum Angeln suchten. Von hier aus waren keine anderen Häuser zu sehen, und die Häuschen selbst waren vom Fluss aus kaum zu erkennen.
    Im Hinausgehen stellten sie ihre übliche Frage: Hätten die Eigentümerinnen etwas dagegen, wenn man ab und zu auch andere Leute hier wohnen ließe? Überhaupt nicht. »Solange Sie die Häuser nicht niederbrennen«, sagte der Makler, »ist es den Schwestern Tooler völlig egal, was Sie hier machen.«
    Bei ihrem ersten Gespräch in seinem vollgestellten kleinen Büro mit den überall verteilten Irokesen-Souvenirs hatte er gesagt, er habe drei Häuser, die seiner Meinung nach für sie in Frage kämen, die Tooler Cottages seien aber wahrscheinlich die besten, also könne man die doch zuerst besichtigen. Schön. Die Frage war jetzt, ob es sich lohnte, die anderen beiden Objekte auch noch zu besichtigen.
    Parker und Carlow hatten sich in den letzten drei Tagenfast zwei Dutzend Mietobjekte angesehen, und an jedem hatte sie etwas gestört. Entweder waren die Nachbarn zu nahe, oder der Zugang zum Fluss war nicht einfach genug, der Eigentümer war zu neugierig, oder das Objekt lag direkt an einer Landstraße. Das hier war abgeschieden, es war vom Land und vom Wasser her zugänglich, und die Eigentümer wohnten woanders.
    Im Wohnzimmer stieß Parker wieder zu den anderen beiden. Carlow redete immer noch über Fische; vielleicht war er ja Fischer von Beruf, wenn er nicht gerade als Fahrer arbeitete, er hatte es nie gesagt, und Parker hatte ihn nie danach gefragt.
    Jetzt fragte Carlow: »Was meinst du, Ed? Ich finde, es sieht gut aus.«
    »Gut«, sagte Parker. Er war wieder Edward Lynch.
    »Und der Mietpreis stimmt«, versicherte der Makler ihnen und grinste sie beide an, froh darüber, mit der Arbeit dieses Vormittags wenigstens etwas verdient zu haben.
    Carlow sagte: »Und es ist genug Platz, falls die anderen Jungs mal mitkommen wollen.«
    »Aber bitte nur ein Haus belegen, ja? Die Toolers haben eine Putzfrau, die einmal wöchentlich saubermacht und nach dem Rechten sieht. Wenn sie den Toolers erzählt, dass zwei Häuser benutzt werden, ich aber nur die Miete für eins vorweisen kann, muss verdammt viel nachgezahlt werden.«
    »Dann benutzen wir nur das eine«, versprach Carlow.
    »An welchem Tag kommt sie?« erkundigte sich Parker.
    »Montags. Die meisten Leute reisen nach dem Wochenende ab, deshalb kommt Marie immer montags.«
    Das war also kein Problem. Sie wollten ihr Ding an einem Freitag durchziehen. »Kommt hier sonst noch jemand her?« fragte Parker.
    »Ed möchte wissen, ob wir abschließen müssen«, erklärte Carlow. Das stimmte nicht, war aber eine geschickte Bemerkung.
    Der Makler grinste und

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