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Sein letzter Trumpf

Titel: Sein letzter Trumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Zsolnay Verlag
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medizinischen Notfällen bestens ausgerüstet war und auch über eine direkte Funkverbindung zu dem Rettungshubschrauber im Krankenhaus Albany verfügte, wahrscheinlich für den Fall, dass ein Gewinner einen Herzanfall erlitt. Sternberg schindete noch etwas Zeit, indem er die Krankenschwester zu ihrer Einsatzbereitschaft beglückwünschte und sie nach ihrem beruflichen Werdegang fragte, und entspannte sich dabei soweit, dass seine Brummbärfassade Risse bekam.
    Als sie schließlich den Sanitätsraum verließen, war es erstViertel nach zwölf, und Cahill sagte: »Tja, Herr Abgeordneter, das war’s. Sie haben alles gesehen. Und wenn Sie es nicht für Bestechung halten« – sie strahlte ihn an, fröhlich und sexy –, »würde der Kapitän Sie sehr gern zu einem kleinen Umtrunk einladen.«
    Klar, dass er das wollte. Aber es war zu früh. Was sollte er tun? Sternberg musste das ganz allein entscheiden, er konnte sich mit den anderen beiden nicht beraten, durfte sich nicht einmal die Zeit nehmen, sie anzusehen. Einen Drink akzeptieren? Sollte er noch eine weitere halbe Stunde auf Zeit spielen, sich dann auf einmal an den Tresorraum erinnern und verlangen, ihn zu sehen? Oder jetzt aufs Ganze gehen, obwohl er wusste, dass sie damit ihre Beute um die Einnahmen der Bank in den nächsten fünfundvierzig Minuten schmälern würden?
    Lieber jetzt gleich, entschied er. Jetzt gleich, denn jetzt waren sie in Bewegung, im Fluss, und es war das beste, einfach weiterzugehen, statt den Strom abreißen zu lassen und später einen neuen Anlauf zu machen. Außerdem hatte er die Nase voll davon, den Abgeordneten zu spielen. »Wir sind noch nicht ganz fertig«, sagte er. » Wenn wir dann fertig sind und es ist noch Zeit, werde ich gern mit Ihnen und dem Kapitän ein Gläschen trinken – Sie werden uns doch Gesellschaft leisten?«
    Entweder war sie tatsächlich erstaunt, oder sie spielte die Erstaunte. »Nicht fertig? Aber Sie haben alles gesehen.«
    »Ich habe noch nicht gesehen«, widersprach er, »wo das Geld hinkommt. Es ist doch noch an Bord, oder?«
    Sie machte ein gequältes Gesicht. »Ach, Herr Abgeordneter, das können wir nicht machen.«
    Er bedachte sie mit einem zutiefst misstrauischen Blick. »Was können Sie nicht machen?«
    »Dieser Raum«, sagte sie, »das müssen Sie doch verstehen, der ist hermetisch verschlossen, aus Sicherheitsgründen, da darf niemand hinein.«
    »Unsinn«, sagte er. »Da müssen doch Menschen drin sein. Wie kommen die denn heraus?«
    »Die haben eine eigene Tür in der Bordwand«, erklärte sie, »durch die sie direkt auf den Kai und in den gepanzerten Geldtransporter gelangen, wenn wir angelegt haben.«
    »Wollen Sie behaupten, dass man in diesen Raum, wie immer er heißt, nicht hinein- oder aus ihm herauskommt –«
    »Tresorraum«, sagte sie. »Er heißt Tresorraum.«
    »Weil das Geld da sicher verwahrt wird, und das Geld ist ja der ganze Zweck der Übung, nicht wahr? Aber was passiert als nächstes damit ?«
    »Herr Abgeordneter, die Bücher des Unternehmens sind –«
    »Höchst attraktiv, da habe ich keinen Zweifel«, unterbrach er sie. »Ms. Cahill, haben Sie plötzlich etwas vor mir zu verbergen? Das ist doch der springende Punkt: Was geschieht mit dem vielen Geld, sobald es an den Betreiber des Casinos verloren ist?«
    Susan Cahill wurde etwas lauter. »Mr. Kotkind«, sagte sie und vergaß, seinen Titel zu benutzen, »wir verbergen absolut nichts auf diesem Schiff! Jeder Cent wird abgerechnet.«
    »Und trotzdem gibt es angeblich keinen Zugang zu dem – wie nannten Sie ihn? – Tresorraum. Angenommen, das Schiff sinkt, würden dann die Menschen in dem Raum einfach sterben? Oder es bricht ein Feuer aus? Wollen Sie mir das sagen? Dass Menschen in diesem Raum arbeiten, deren Sicherheit Sie wegen Geld aufs Spiel setzen?«
    »Natürlich nicht.« Sie hatte jetzt ihre liebe Mühe, sich gegen ihn zu behaupten. »Wenn es absolut notwendig ist, können die von innen aufschließen.«
    »Und andere hineinlassen«, beharrte er. »Sie haben mir noch nicht einmal die Tür zu diesem Raum gezeigt. Gibt es –«
    »Der Raum hat eine eigene Treppe«, sagte sie widerstrebend, »die aus dem Toilettenbereich nach unten führt. Oben steht eine Wache, und unten ist eine sehr gut verschlossene Tür.«
    »Aha, so ist das. Und ich nehme an, diese Tür hat wie bei jeder Wohnung in meinem Wahlbezirk Brooklyn eine Klingel und eine Sprechanlage. Sie drücken auf die Klingel und erklären die Situation, die drinnen machen

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