Sein letztes Tabu
Mutter, die ihr siebenjähriges Kind bei ihrem Exmann ließ?
Sein Vater jedoch war entzückt. Er liebte Cat und nahm sie voll in die Familie auf. Luke dagegen hatte nie eine Schwester haben wollen. Auf keinen Fall diese Schwester. Und das ließ er sie bei jeder Gelegenheit spüren. Ohne ein einziges Mal darüber nachzudenken, was sie dabei empfinden würde.
Erst später begriff er, dass sie sich nach nichts anderem sehnte als er selbst auch, nämlich nach einem Vater, einer Mutter, einer Familie. Sie wollte geliebt werden. Und sie wollte wissen, wohin sie gehörte.
Noch heute schämte Luke sich für sein damaliges Verhalten. Aber er war natürlich auch noch ein Kind gewesen, hatte sich verlassen gefühlt und abgeschoben. Mit dreizehn hatte er nicht darüber nachgedacht, was in dem kleinen Mädchen vorging.
Luke ließ den Kopf schwer auf die Arme sinken. Er wollte Cat nicht mit jemandem verkuppeln, der ihren Wert vielleicht gar nicht zu schätzen wusste, der sie falsch behandelte. Sie hatte in ihrem Leben genug ertragen müssen. Sie brauchte jemanden, der liebevoll mit ihr umging, der sie von Herzen liebte.
Er richtete sich wieder auf, erhob sich langsam und ging ins Wohnzimmer. Es gab keinen Ausweg. Er musste ihr helfen, den passenden Mann zu finden, auch wenn er es kaum ertragen konnte.
Er warf sich auf das Ledersofa und zog eine Wolldecke halb über sich. Lange starrte er mit offenen Augen gegen die Zimmerdecke.
Die Party war ein riesiger Erfolg. Cat hatte den Teppich aufgerollt, und alle stampften bei “Don’t Bring Me Down” begeistert auf den Holzboden. Jeder amüsierte sich wunderbar.
Mit Ausnahme des Gastgebers, der halb verborgen hinter einem Philodendron stand.
Cat hatte Luke überredet, ein paar Blattpflanzen zu kaufen. Es sei einfach zu steril in seinem Apartment, der Mensch brauche etwas Lebendiges um sich herum. Luke hatte nachgegeben, auch wenn er wusste, dass er immer vergessen würde, die Pflanzen zu gießen. Aber Cat brauchte das. Sie liebte es, für jemanden zu sorgen, und wenn es nur ein paar Zimmerpflanzen waren.
Vor der Party war Luke so nervös gewesen wie eine Mutter, die ihre Tochter auf ihren ersten Ball begleitet. Wie würde Cat bei seinen Freunden ankommen?
Leider nur zu gut, das konnte er sehr bald feststellen. Cat war im Nu von einer Gruppe von Männern umringt, die auf jede mögliche Art und Weise versuchten, Eindruck zu machen. Luke betrachtete seine Freunde aus zusammengekniffenen Augen. Sie schienen zu allem bereit zu sein, würden ihr Konto offenlegen und Cat auch noch gestatten, bei ihren verflossenen Freundinnen Referenzen einzuholen. Es war nicht zu fassen.
Mike beugte sich zu Cat hinunter und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Luke hörte ihr Lachen und fühlte sich, als hätte er einen Schlag in die Magengrube bekommen.
Cat sah hinreißend aus, obwohl sie nicht auffällig gekleidet war. Sie trug eine nicht zu enge schwarze Hose und dazu ein Baumwollshirt in dunklem Türkis. Sie hatte keinerlei Schmuck angelegt und war nahezu ungeschminkt. Und dennoch stach sie alle anderen Frauen aus.
Mit zusammengezogenen Brauen beobachtete Luke, wie seine Freunde Cat umkreisten.
“Wenn du weiterhin jeden Einzelnen so feindselig anstarrst, wird sich keiner trauen, sie um eine Verabredung zu bitten.” Nick reichte ihm ein Bier.
Luke öffnete die Dose und nahm einen großen Schluck. “Allan hat ihr einen Klaps auf den Po gegeben”, sagte er düster.
“Na und? Du gibst doch diese Party, damit Cat ein paar Leute kennenlernt. Sie macht das doch ganz prima. Lass sie einfach in Ruhe.”
“Aber ich muss in ihrer Nähe bleiben. Sie war sehr nervös wegen heute Abend.”
“Warum denn? Weil sie deine etwas degenerierten Freunde kennenlernen würde?”
Luke zuckte mit den Schultern. “Vermutlich. Sie hat in Beaverton nicht viel unternommen. Ich habe ihr gleich gesagt, dass das Stadtleben für sie vielleicht nicht das Richtige ist.”
“Oh, Mann!” Nick lachte. “Damit hast du sie doch nur herausgefordert.”
“Wieso denn? Ich wollte sie doch nur warnen.”
Nick sah den Freund nachsichtig lächelnd an. “Indem du einer attraktiven und intelligenten Frau sagst, dass sie dem Stadtleben nicht gewachsen wäre?”
Auf der anderen Seite des Raumes stand Cat mit Paul und einigen anderen in der offenen Balkontür. Mit einer unbewussten Geste nahm sie ihr volles rotes Haar hoch. Luke schüttelte missbilligend den Kopf. Sicher, ihr war warm, aber er musste ihr unbedingt sagen, wie
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