Sein Schmerz - Extrem (German Edition)
krochen, während der Mond von einer Seite des Himmels zur anderen wanderte. Katie stöhnte und wimmerte im Schlaf. Jason wollte seine Arme um sie legen und sie trösten, aber in letzter Zeit schien sie keinen Wert mehr auf seinen Trost zu legen. Als sie zu schnarchen begann, kletterte er aus dem Bett und holte den Vakuumsack aus dem Schrank. Er kroch hinein und legte sich auf dem Boden schlafen. In dieser Nacht träumte er von seiner Mutter und seinem Vater. Es war das erste Mal, dass er an sie dachte, seit er Katie getroffen hatte. Er fragte sich, wo sein Vater nun sein mochte.
Edward verließ das Polizeirevier und fuhr direkt ins Leichenschauhaus. Inzwischen waren sie daran gewöhnt, ihn dort zu sehen. Es war dieselbe Pilgerfahrt, die er jeden Abend unternahm, seit er Melanies Leiche entdeckt hatte und sein Sohn verschwunden war. Vom Leichenschauhaus fuhr er weiter zur Notaufnahme des Sunrise Hospital und dann den Strip entlang.
Es fiel Edward schwer, zu glauben, dass ein Junge, der keinen einzigen Schritt ohne Schmerzen gehen konnte, in einer Stadt wie Las Vegas einfach so verschwand. Es war ausgeschlossen, dass der Junge überlebt hatte. Und trotzdem gab es seit fast einem Monat keinen einzigen Hinweis auf ihn. Edward hatte sich sogar ein paarmal mit dem Yogi in Verbindung gesetzt, um sich zu erkundigen, ob Jason sich an ihn gewandt hatte, aber Arjunda hatte ihm versichert, dass dies nicht der Fall war.
Edward parkte vor dem Leichenschauhaus und stieg aus dem Wagen. Bierflaschen knallten auf den Boden und zerschmetterten, als er seine Autotür öffnete. Taumelnd ging er über den Parkplatz in die kalte, sterile Leichenhalle. Er schlurfte den Korridor hinunter und steuerte an der Rezeption vorbei direkt in die große Kühlhalle, in der die unidentifizierten Leichen aufbewahrt wurden.
»Sir? Sir? Oh, Sie schon wieder. Ich hab Ihnen doch schon mehrfach erklärt, dass Sie nicht einfach hier nach hinten gehen können. Wenn Ihr Junge auftaucht, rufen wir Sie an.«
»Lassen Sie mich doch wenigstens mal nachsehen. Sie erkennen ihn vielleicht nicht. Ich erkenne ihn, ganz egal, was mit ihm passiert ist.«
»Er ist nicht hier! Und jetzt gehen Sie, bevor ich die Polizei rufen muss.«
Edward drehte sich um und schwankte wieder zur Tür hinaus auf den Parkplatz. Er wankte heftig und wäre beinahe gestürzt, als er nach der Autotür griff und sich hinter das Steuer fallen ließ. Er öffnete ein neues Heineken, nahm einen ausgiebigen Schluck und fuhr in Richtung Notaufnahme davon.
Er wusste, dass sein Sohn irgendwo da draußen war und Qualen litt. Er würde ihn finden und tun, was schon vor langer Zeit hätte getan werden müssen.
Die Sonne war bereits aufgegangen, als Katie von der Arbeit nach Hause kam. Jason bemerkte die blauen Flecken sofort. Auf einer Seite ihres Gesichts war ein deutlicher Faustabdruck zu erkennen und ihr Hals war an den Stellen, an denen sich zwei Hände um ihre Kehle geschlungen hatten, schwarz und blau.
»Was ist mit dir passiert?«
»Mach dir keine Sorgen um mich. Aber wir haben das Geld für die Miete. Sei einfach dankbar dafür. Mir geht’s gut.« Katie setzte sich auf die Bettkante und begann zu weinen.
»Wer hat dir das angetan? Wer hat dir wehgetan?«
»Ich weiß seinen Namen nicht, verflucht. Er war nur irgend so ein Typ. Sie sind alle nur irgendwelche namenlosen Typen.«
»Was für Typen?«
»Die Typen, denen ich einen blase, um die Miete zu bezahlen. Jetzt zufrieden? Ich gehe seit dem Tag, an dem du mich getroffen hast, auf den Strich, damit wir das Zimmer hier behalten können. Ich wollte nie auf der Straße enden. Ich hätte mich eher umgebracht oder wär wieder zurück nach Hause gegangen, bevor es so weit gekommen wäre. Aber dann hab ich dich kennengelernt, und du hast mich gebraucht. Und ich hab mich in dich verliebt und wir brauchten das Geld, damit wir zusammenbleiben konnten.«
»Aber warum hast du mir nichts gesagt? Warum hast du mir nicht gesagt, dass du andere Männer fickst? Ich hätte nicht zugelassen, dass du dir das antust.«
»Wär’s dir lieber gewesen, wenn wir beide auf der Straße gelandet wären? Du kannst uns nicht helfen. Was willst du denn tun? Hamburger braten und in Ohnmacht fallen und sterben, wenn ein bisschen Fett auf deine Haut spritzt? Ich musste das für uns tun!«
»Ich hätte etwas tun können.«
»Was willst du jetzt damit sagen? Dass du mich nicht mehr liebst? Hältst du mich jetzt für ’ne Hure oder so?«
»Ich weiß es nicht.«
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