Sein Wille geschehe (German Edition)
Achseln. » Wenn i ch das wüsste! I ch schätze, ich habe ein Blinddate .«
» Das klingt aber mächtig span nend.«
»Irgendwie schon, ja.« Lena lehnte sich in ihrem Sitz zurück und schaute aus dem Fenster auf die immer schneller an ihr vorbeiziehende Landschaft. Die aufkeimenden Zweifel über das, was sie gerade i m B egriff war zu tun, mähte sie direkt nieder. Du wolltest doch unbedingt mal was Verrücktes erleben, dachte sie, und verrückter als das hier kann es wohl kaum noch werden!
Eine gute Stunde später erreichten sie den Flughafen . Viertel
nach zwölf. Lena zog den rappelnden Koffer hinter sich her und verschwand im Inneren des Flughafen gebäudes. Sogleich wurde sie von der dort herrschenden Atmosphäre aus fröhlicher Reiselust und terminierter Managerhektik ergriffen.
»Schalter 101-139« , wiederholte sie MacAlisters Nachricht und sah sich suchend um. Sie reihte sich in den Strom der Reisenden ein und hielt nach Auskunftstafeln Ausschau. Endlich fand sie den richtigen Schalter und kniff, während sie darauf zuging, angestrengt die Augen zusammen, um besser erkennen zu können, wo das Ziel ihrer Reise lag.
» Willkommen auf Ihrem Flug nach London-Heathrow« , begrüßte die Mitarbeiterin des Bodenpersonals sie freundlich und zeigte ihre blen dend weißen Zähne. »Ihren Ausweis, bitte.«
Lena stellte ihren Koffer ab und beeilte sich, ihr Portemonnaie aus der Handtasche zu holen. Umständlich kramte sie ihren Personalausweis hervor, der sich hartnäckig sträubte und am Leder festklebte. M it einem entschuldigenden Lächeln rechte sie ihn der Frau hinter dem Schalter. Die legte ihn vor sich ab und überprüfte in ihrem Computer die Übereinstimmung der vorhandenen Daten.
»Wenn Sie Ihren Koffer dann bitte auf das Band stellen würden« , forderte sie Lena auf, die noch immer völlig perplex auf die Anzeigetafel starrte. Die An gestellte wog den Koffer. »Sie könnten e s auch als Handgepäck mitnehmen« , schlug sie nach einem Blick auf das angezeig te Gewicht vor, » dann brauchen Sie bei der Ankunft nicht auf die Ge päckausgabe warten .« Lena nickte benommen. »E inen angenehmen Aufenthalt in London, Frau Stein. Vielen Dank, dass Sie mit British Airways fliegen. Der Nächs te bitte!«
Sich noch immer nicht ganz sicher, ob sie wirklich das Richtige tat, durchquerte Lena die Halle in Richtung Boarding-Bereich, ließ die Kontrolle über sich ergehen und stellte sich zu den Warten den. Ihr Flieger war offenbar schon vor einer Weile gelandet, denn das Boarding hatte bereits begonnen. Nach wie vor glaubte sie zu träumen. Was, zum Teufel, t ust du hier eigentlich? Für einen Moment überlegte sie, die Schlange einfach zu verlassen und wieder in die Sicherheit ihrer Wohnung zu flüchten. Doch es war bereits zu spät. Der Steward am Terminal winkte sie durch in den angedockten Schlauch der Gangway, und ehe sie sich versah, saß sie in einem bequemen Sessel der First Class und bekam ein Glas wunderbar prickelnden Sekt serviert.
» Möchten Sie v ielleicht Ihren Mantel ablegen?« , fragte eine der adretten Stewardessen sie lächelnd und beugte sich zu Lena herab.
» Meinen … ? Ja. J a, das wäre vielleicht ganz gut« , antwortete Le na und schaute sich nervös um. In diesem Bereich des Flugzeugs reisten nicht besonders viele Passagiere, und bei den jenigen, die anwesend waren, handelte es sich überwiegend um konzentriert an ihren Laptops arbeitenden Männern in teuren Anzügen, deren zahlreiche Schattierungen eine erstaunliche Farbpalette aus Grautönen hervor brachte. I n ihrem Outfit aus Jeans und Strickpulli kam sie sich plötzlich unangenehm deplatziert vor und schämte sich fast ein bisschen für ihr schlichtes Erscheinungsbild.
»Haben Sie noch einen Wunsch ?« , erkundigte die Stewardess s ich freundlich. » Ein Kis sen oder eine Decke vielleicht?«
»Eine Decke, ja, das wäre toll« , erwiderte Lena angesichts der verlockenden Aussicht, ihre Anwesenheit vor den missbilligenden Blicken der hart arbeitenden Manager unter einem Haufen Wolle verbergen zu können. Die Stewardess reichte ihr lächelnd eine Decke, und Lena verkroch sich dankbar darunter.
» Der Flug dauert nicht b esonders lange«, merkte die Stewardess an. » Wenn es Ihnen recht ist, weck e ich Sie kurz vor der Landung.«
» Bi tte, ja. Haben Sie vielen Dank.« Mi t den Gedanken bereits bei J.K. MacAlister war Lena innerhalb weniger Minuten fest eingeschlafen.
7
Mit vor Aufregung klopfendem Herzen schritt
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