Sein Wille geschehe (German Edition)
Lena aus der geschmeidig beiseite gleitenden Glastür in die Ankunftshalle des Londoner Flughafens. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, was sie erwartete, aber sie hoffte inständig, dass es nicht der Pelzhäschen-Liebhaber MacAlister war, von dem ihre Kollegin Sonia gesprochen hatte sondern der Mann, dessen Hemd sie mit Kaffee ü bergossen und mit dem sie einen - wenn auch denkbar merkwürdi gen - Streifzug durch Aachen unternommen hatte. Ihr Blick schweifte über die Vielzahl der Menschen, die auf die Ankunft der Passagiere aus Düsseldorf warteten. Schon einen Moment später blieb er an einem schwarzen Schopf hängen, dessen Besitzer lässig an einem beleuchteten Werbeplakat lehnte und sich nun mit einem Ruck da von löste . Lenas Puls beschleunigte sich, als er ihr in gemächlichem Tempo entgegenkam.
» Hello again « , sagte er mi t einem verschmitzten Grinsen, » nice to meet you .«
»Nice to meet you, too« , erwiderte Lena mit zittriger Stimme .
»Man höre und staune«, stel lte MacAlister lakonisch fest, » so schlecht ist Ihr Englisch also doch nicht .« Er wies auf Lenas Kof fer. » Ist das Ihr gesamtes Ge päck?«
»Sie haben doch gesagt, ich soll mir was Nettes einpacken. Mehr gab mein Kleiderschrank leider nicht her .« MacAlister wirkte sichtlich erheitert und setzte sich in Bewe gung. Lena beeilte sich, ihm zu folgen. » Wie konnten Sie sich eigentlich so sicher sein, dass ich tatsächlich kommen würde ? Ich meine, jemandem , den man kaum kennt, per SMS mit zu teilen, dass man einen Flug für ihn gebucht hat und davon ausgehen, dass derjenige dann auch Zeit und Lust hat, ist doch schon ziemlich ungewöhnlich, oder? Ganz abgesehen davon, dass ich nicht mal weiß, aus welche m Grund ich überhaupt hier bin.«
» S ie werden es beizeiten erfahren« , erwiderte MacAlister knapp, aber keineswegs unfreundlich. » Und w arum ich mir dessen sicher war?« Er zuckte gleichmütig die Achseln. » Ich bekomme meistens, was ich will.«
Lenas Augen weiteten sich verblüfft . Ehrlich war er ja, das musste man ihm lassen. Aber offenbar besaß er auch eine ebensolche Arroganz.
MacAlister steuerte zielstrebig einen schneeweißen S-Klasse Mercedes an, neben dem ein uniformierter Mann mit tadellos durchtrainierter Figur und penibel geschnittener Kurzhaarfrisur wartete. Als er MacAlister kommen sah, eilte er herbei und wollte Lena den Koffer abnehmen .
» Danke, nein. Ich halte ihn selber « , lehnte sie ab. Der Chauffeur sah fragend zu MacAlister, der beschwichtigend seine Hand auf Lenas
Schulter legte und dem Chauffeur unmerklich zunickte.
» Geben Sie Thomas ruhig Ihren Koffer. Seien Sie versichert, er ist bei ihm in guten Händen.«
Zögernd reichte Lena dem Chauffeur den Trol ley . Thomas zwinkerte ihr freundlich zu und hielt ihnen wohlerzogen die Tür auf. MacAlister bot Lena galant den Vortritt, und sie ließ sich staunend auf die aus feinstem Leder gefertigten Polster fallen.
Wenn er vorgehabt hat, mich mit diesem Auftritt zu beeindrucken, ist es ihm erfolgreich gelungen, dachte sie bei sich und hoffte, dass sie nichts verschmutzen würde. Bereits wenige Minuten später glitt d ie weiße Limousine lei se surrend durch Londons zu jeder Tageszeit belebte Straßen, und Lena saugte gierig die Eindrücke der Bilder auf, die im Sekund entakt an ihr vorbeirauschten. MacAlister drehte sich zu ihr um, so dass er mit dem Rücken halb an der Tür lehnte, und beobachtete sie sichtlich amüsiert .
»Noch nie in London gewesen ?« , fragte er nach einer Weile.
Lena löste sich nur ungern von ihren Eindrüc ken und schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Und gefällt es Ihnen?«
» Gefallen ? Es ist atemberaubend !« , antwortete sie schwär merisch. MacA lister lächelte zufrieden.
» Wenn es Sie jetzt schon derart einnimmt , sollten Sie es unbe dingt bei Nacht sehen.«
Mit Schrecken erinnerte Lena sich daran, dass es bereits Sonntag war und man sie morgen früh pünktlich um acht im Büro erwartete. Was hatte sie sich bloß dabei gedacht, einfach in ein Flugzeug zu steigen und in der Weltgeschichte herumzureisen? Sie biss sich auf die Unterlippe und sen kte niedergeschlagen den Kopf.
»I ch glaube nich t, dass ich dann noch hier bin .«
»Warum sollten Sie nicht ?«
»Für Sie mag es vielleicht keine Bedeutung haben , aber ich habe einen Job zu verlieren. Meine Vorgesetzte macht mich einen Kopf kürzer, wenn ich morgen nicht an meinem Schreibtisch sitze und die Briefe tipp e, zu denen sie keine Lust
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