Sein Wille geschehe (German Edition)
Attraktivität wusste und diese mit geradezu dreistem Charme für seine Zwecke einsetzte. Sicher war sie nicht die Erste, die in diese honigsüße Falle getappt war. Was also hatte sie schon den die ihn umschwärmenden Frauen mit Modellfigur, Traummaßen und engelsgleichen Gesichtern entgegenzusetzen? Für Sport hatte sie noch nie besonders viel übrig gehabt. Ihr Po war viel zu flach und kämpfte mit der Erdanziehung, was sich über ihren Busen gleichermaßen sagen ließ. Noch nie in ihrem Leben hatte sie ein Nagelstudio von innen gesehen, weil sie der Ansicht war, dass der Aufwand sich nicht lohnte, wenn ihre Hände am Wochenende eh im schmutzigen Spülwasser eines Putzeimers badeten. Seit einer Ewigkeit versuchte sie, sich die Haare wachsen zu lassen. Doch spätestens wenn sie es bis knapp über die Schultern geschafft hatte, gab sie auf und ließ sich alles wieder abschneiden. Und wenn sie nur mal so zum Spaß ins Schwimmbad ging – was allerdings echten Seltenheitswert besaß! - fing sie sich garantiert einen F ußpilz ein. Alles in allem war » attraktiv « wirklich das letzte Wort, mit dem sie sich beschrieben hätte.
Jamie hingegen schien perfekt. Sein schlanker Körper mit den schmalen Hüften war muskulös und trainiert , breitschultrig und hochgewachsen. Die feste Haut, die sich darüber spannte, war sanft gebräunt und nahezu makellos. Finger- und Fußnägel machten den Eindruck, als kämen sie in regelmäßigen Abständen in den Genuss der besten Mani- und Pediküre, die London zu bieten hatte, und sein ebenmäßig schönes und leicht kantiges Gesicht wurde wahrscheinlich durch eine qualifizierte Kosmetikerin behandelt, obwohl er es im Grunde gar nicht nötig hatte. Der unangenehme Stoß von Jamies Ellbogen brachte sie zurück in die Realität.
»He, träum nicht. Wir sind da .« Gespannt trat sie hinter ihm aus dem polierten Auf zug und lief über den langen Korridor dem Konferenzzimmer entge gen. D ie übrigen Teilnehmer schienen bereits auf sie zu war ten. Ein Meeting in dieser Größenordnung hatte nichts Aufregendes für Lena. Sie kannte diese Art von Besprechung und hatte sich während ihrer Laufbahn als Sekretärin nie darum gerissen, sich zu einem solchen beordern zu lassen. Wie sie sehr bald feststellte, war Jamies Auftritt jedoch allein schon ein Grund, aus dem es sich gelohnt hatte, ihn heute hierher zu begleiten. Mit dominant vorgestrecktem Kinn und ausladenden Schritten betrat er den Besprechungsraum. Der herbe Duft seines Eau de Toilettes , den er bei jeder Bewegung an seine Umgebung abgab, erschien Lena wie eine Reviermarkierung, und die ihm wie selbstverständlich anhaftende Dominanz räumte jeden Zweifel aus , wer hier das Alphamännchen war. Lena grinste verstohlen, als ein Blick in die Runde ihr bestätigte, dass jeder Mann diese Ansicht zu teilen schien .
Jamie verplemperte nur wenig Zeit mit oberflächlichen Höflichkeitsfloskeln und eröffnete das Meeting. Es ging um Bilanzen, Börsenverläufe und neu geschlossene Verträge. Lena, die Protokoll führte, tippte mechanisch mit, achtete jedoch kaum auf die Inhalte. Nach knapp zwei Stunden schickte Jamie sie in die Küche, um für eine kleine Erfrischung zu sorgen. Erbötig verteilte sie Tassen und Löffel und trug anschließend die gefüllten Kannen hinein. Als sie sich mit einem unterdrückten Gähnen wieder auf den schmalen Stuhl in der ihr zugewiesene n Ecke zurückziehen wollte, fing sie Jamies scharfen Blick auf.
» Miss Stein , wären Sie wohl so freundlich?« Er deutete mit einem Kopfnicken auf die Kannen.
Lena war sofort w ieder hellwach und sprang auf. »Ja, natürlich, Sir .« E ilig griff sie nach zwei Kannen. » Tee oder Kaf fee?« , bot sie dem Mann an, dem sie am nächsten stand.
»Tee, bitte« , antwortete dieser beiläufig , ohne Lena weiter zu beachten . Sie ü berging sein mürrisches Desinteresse und beugte sich leicht vor, um das Gewünschte eingießen zu können. Dabei rutschte ihr Rock hoch und gab unversehens einen Teil ihres Strumpfhalters preis.
»I ch hätte lieber Kaffee, aber nur, wenn er so sc hwarz ist, wie Ihre Unterwäsche « , hörte sie eine Stimme hinter sich sagen. Sie drehte sich abrupt herum und sah in ein frivol grinsendes Männergesicht. Im Stillen ärgerte sie sich über dessen Unverfrorenheit , dachte aber an Jamies Order, sich höflich zu verhalten und griff schweigend nach der Tasse. Der Mann war jedoch einen Deut schneller und schob sie provokant ein Stückchen weiter auf den Tisch,
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