Seine einzige Versuchung
bemerkt, wie sich Ellis Vater unauffällig näherte, folgte ihm aber auf dem Fuße in banger Erwartung der nun folgenden Predigt. Benthin übernahm währenddessen den Part des Tänzers an Ellis Seite. So kam er doch noch früher als erwartet zu seinem ersten Tanz mit ihr…
Kapitel 4
Die völligeSprachlosigkeit ihrer Mutter kam überraschend. Nach ihrem Ausbruch hatte Elli sie einfach in der Halle zurückgelassen und eilig den Festsaal aufgesucht. Dort wurde sie bereits ungeduldig von den Gästen erwartet und sollte sofort den Tanz mit ihrem Vater eröffnen. Insgeheim bereitete ihr das Tanzen durchaus Freude, was sie aber nicht offen zugeben wollte, um ihrer Mutter nicht den Gefallen der Genugtuung zu verschaffen. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie ihre Mutter mit Benthin sprach, nahm sich aber vor, dies ab sofort einfach zu ignorieren und den verbleibenden Abend noch ein wenig zu genießen. Doch auch dies sollte ihr nicht gelingen, wie sich kurze Zeit später herausstellte. Ausgerechnet der Sohn der neureichen Familie, mit dem Elli sich zu Beginn des Festes kurz unterhielt, hatte ihre freundliche Art offensichtlich missverstanden. Mit einigen Gläsern mehr als er vertragen konnte, hatte er seine Hemmungen über Bord geworfen und es gewagt, Elli um einen Tanz zu bitten. Dabei war er übermütig geworden und hatte sich auf eine überaus unbeholfene und penetrante Art viel zu dicht an sie gedrängt, was sie diskret versuchte, abzuwehren - ohne Erfolg. Hilflos blickte sie zunächst suchend umher. Es war unmöglich, den aufdringlichen Tanzpartner einfach wegzuschubsen oder ihn anzugiften. Dies hätte die Aufmerksamkeit der anderen Gäste auf sie gezogen, was sie unbedingt vermeiden wollte. Schließlich erblickte sie ihren Vater. Er unterhielt sich gerade - zu ihrem Leidwesen - mit Benthin. Doch dieser Umstand war nun nebensächlich - sie wollte endlich aus ihrer prekären Lage befreit werden und warf dem Vater flehende Blicke zu, in der Hoffnung, er würde ihre Situation richtig deuten und reagieren. Erleichtert sah sie ihren Vater mit Benthin im Schlepptau auf sich zukommen und hörte, wie er ihren unmöglichen Tanzpartner zu sich zitierte. Aber was wollte Benthin hier? Er löste den linkischen Kerl unauffällig ab und übernahm die Rolle ihres Tanzpartners, natürlich ohne dessen ungehobelte Art zu übernehmen. So hatte sich die pikante Situation schnell und ohne Aufsehen gelöst. Für Elli stellte diese Lösung jedoch nicht die erwartete Erleichterung dar, denn nun war sie genau dem Mann noch näher, von dem sie am liebsten meilenweit entfernt gewesen wäre, ganz besonders nach der verstörenden Begegnung im Garten.
Er zog sie behutsam an sich. Dabei achtete er sorgfältig darauf, gebührenden Abstand zu ihr zu halten, um sie nicht erneut zu verschrecken. Er musste sich zwingen, seine Vernunft walten zu lassen. Sein Verlangen nach ihr versuchte im Gegenzug, die Oberhand zu gewinnen, nun, da sie ihm so nah war. Er sog den herrlichen, zarten Duft ihrer Haut förmlich ein. Unter seiner rechten Handfläche spürte er ihren schmalen, anmutigen Rücken. Gewandt führte er sie durch den langsamen Walzer. Hätte Elli geahnt, dass ausgerechnet Benthin ihren taktlosen Tanzpartner ablösen würde, hätte sie es vorgezogen, dessen Zudringlichkeiten noch bis zum Ende des Musikstückes ertragen. Was nun geschah, setzte ihr mehr zu als alles Vorangegangene. Benthin hatte sie an sich gezogen und hielt sie beschützend in seinen Armen. Er berührte sie zweifelsohne im Einklang mit den geltenden moralischen Regeln. Dennoch fühlte sie sich von seiner Nähe überfordert. Sie nahm seinen warmen, kraftvollen Körper aus nächster Nähe war, ebenso seinen dezent maskulinen, angenehm sauberen Geruch. Die Sicherheit seiner versierten Bewegungen gab ihr Halt, und doch machte sich eine undefinierbare Schwäche in ihr breit. In Benthins Brust kämpfte derweil der Verstand gegen sein Verlangen, mehr von ihr zu spüren. Damit bin ich keinen Deut charakterfester als dieses dahergelaufene Milchgesicht, das ich am liebsten verprügeln würde… Er ermahnte sich, vernünftig zu bleiben und konnte doch nichts gegen seine überwältigenden Gefühle tun, die die Steuerung seiner Bewegungen zu übernehmen drohten. Er erhöhte ein wenig den Druck seiner rechten Hand auf ihren Rücken, so dass sie ihm noch etwas näher war. Seine Linke löste er so weit von ihrer Hand, dass er in der Lage war, die Innenfläche ihrer Hand mit seinem Daumen streichelnd
Weitere Kostenlose Bücher