Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seine einzige Versuchung

Seine einzige Versuchung

Titel: Seine einzige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Westphal
Vom Netzwerk:
mit wütenden Blicken regelrecht herein geschossen kam. Doch jetzt war keine Zeit mehr, sie zur Rede zu stellen. Die Gäste fieberten schon der angekündigten musikalischen Unterhaltung entgegen, was Elli nicht im Geringsten interessierte. Das Fass war endgültig zum Überlaufen gebracht - sie explodierte:
    „Tu doch nicht so scheinheilig, Mutter! Du weißt genau, dass ich im Garten war! Was hast Du Dir eigentlich dabei gedacht, mir diesen zugeknöpften , blasierten , vorgestrigen Alt - Adeligen auf den Hals zu hetzen?! Wen und ob ich überhaupt heirate, entscheide immer noch ich alleine! Und wenn Du glaubst, es würde mir gefallen, bald eine reiche Witwe zu werden, hast Du Dich geirrt!“ Damit fegte sie in den Festsaal, wo sie schon sehnsüchtig von ihrem Vater und den Gästen erwartet wurde. Frau Preuß‘ Mund klappte auf und wieder zu - es war eine Seltenheit, dass sie sprachlos war. 
    Allzu oft kam es nicht vor, dass er lachen musste, doch bei dem, was er soeben gehört hatte, konnte sich Benthin ein belustigtes Lächeln nicht verkneifen. Unfreiwillig war er Zeuge von Ellis Ausbruch gegenüber ihrer Mutter geworden, da die Haustür offen stand und er genau in dem Moment dort eingetroffen war, als ihre Worte auf die Mutter niederprasselten. Wohl bedacht war er draußen stehen geblieben bis beide Frauen die Eingangshalle verlassen hatten. Wie hatte sie ihn noch gleich bezeichnet? Zugeknöpft, blasiert, vorgestrig -  interessante Sichtweise… Ja, so musste er der jungen, modernen Frau wohl mit seinem unbeholfenen Verhalten vorgekommen sein . Es schien, als hätte sie gar nicht genug schlechte Eigenschaften aufzählen können, die sie mit ihm verband. Doch anstatt sich zu ärgern, empfand er amüsierte Genugtuung. Denn warum sollte sie ihm eine solche Vielzahl einfallsreicher Attribute zuschreiben, wenn er ihr vollkommen gleichgültig war? Das Verhalten der Mutter war in der Tat unmöglich, doch es könnte sich als Vorteil erweisen, Frau Preuß hinter sich zu wissen, wenn er Elli für sich gewinnen wollte. Oder etwa im Gegenteil? Sie schien es geradezu darauf anzulegen, genau das nicht zu tun, was die Mutter von ihr erwartete. Ellis Reaktionen waren unberechenbar, doch gerade das reizte ihn so an ihr. Leider hatte Benthin keine Ahnung, wie der Professor dazu stand. Das zu wissen, wäre ihm entschieden wichtiger gewesen. Sein Urteil flößte ihm Respekt ein. Er wusste, wie sehr der ehrwürdige Herr an seiner Ältesten hing. Eine herausfordernde Aufgabe lag vor ihm, die höchstes Fingerspitzengefühl erforderte. Immerhin sah Benthin jetzt etwas klarer, was er wollte - es war Elli. 
    Mit zielstrebigen Schritten erreichte er den Festsaal, wo der Tanz bereits begonnen hatte. Dass Elli nicht gerne tanzte, konnte er kaum glauben, als er sie mit ihrem Vater durch den Raum schweben sah. Er vermutete auch hier ihren Widerstand gegen alles, was der Mutter gefiel, und sei es nur aus Prinzip. Und doch vereinte sie beide ihre disziplinierte Haltung - niemand ahnte, welche Szene sich gerade eben noch zwischen Mutter und Tochter abgespielt hatte. Benthin hatte das Gefühl, Frau Preuß eine Erklärung schuldig zu sein und gesellte sich zu ihr:
    „Elli war nicht gerade begeistert, als ich sie gebeten habe, zurück ins Haus zu kommen.“ Sie war nachdenklich geworden durch Ellis Worte und antwortete kleinlaut:
    „Ja, wir müssen sie wohl so nehmen wie sie ist, aber ich bin froh, dass sie nun endlich den Tanz eröffnet hat.“ Nicht ohne Stolz fügte sie hinzu: „Sie macht das wirklich ausgezeichnet, finden Sie nicht?“
    „Ja, der Professor und sie geben ein sehr schönes Bild ab, und das nicht zuletzt dank Ihrer Erziehung.“ Er wollte sie ein wenig aufrichten nach den harten Worten, die ihr Elli während ihres impulsiven Ausbruchs an den Kopf geworfen hatte, wenn auch nicht ganz zu Unrecht. Im Moment tat sie ihm aber einfach leid - wie alle Mütter wollte sie natürlich nur das Beste für ihr Kind. Leider neigte sie dazu, etwas übereifrig zu sein.
    „Denken Sie, dass Elli mir einen Tanz gestatten würde?“, wagte er sich nun vor, obwohl er Ellis Meinung über sich kannte. Insgeheim erheitert beobachtete er, wie Frau Preuß sich wand, um ihn nicht zu brüskieren. Sie war sich zweifelsohne im Klaren, dass Elli höchstens widerwillig mit ihm tanzen würde - zumindest nach dem zu urteilen, was sie noch vor wenigen Minuten über ihn gesagt hatte.
    „Mit ihr ist heute nicht gut Kirschen essen, fürchte ich. Ich glaube

Weitere Kostenlose Bücher