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Seine einzige Versuchung

Seine einzige Versuchung

Titel: Seine einzige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Westphal
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etwas gelöster, festlicher Atmosphäre geschäftlichen und politischen Anliegen in Gesprächen ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Das wollte sie nutzen. Elli amüsierte sich über Benthins Formulierung, ihr keine Ratschläge erteilen zu wollen - als habe er sich um des lieben Friedens willen jemals nicht durchgesetzt, wenn ihm etwas wichtig war. Da sie als alleine eintreffende Frau vermutlich unnötige Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde, beschloss sie, seinen Vorschlag umzusetzen. Sie vereinbarte mit ihrer Vereinskameradin, sich von ihr und ihrem Mann abholen zu lassen und gemeinsam beim Ball zu erscheinen.
    Mit klopfendem Herzen hatte sie sich am Nachmittag viel Zeit genommen, um für ihn besonders schön auszusehen. Sie zog ein Kleid an, das er mit ihr während der Flitterwochen bei einem Stadtbummel ausgesucht hatte. Ihre Wangen waren vor Aufregung auf eine bezaubernde Art leicht gerötet, als sie mit dem Ehepaar im Rathaus eintraf. Trotz ihrer Begleiter zog sie unvermeidlich zahlreiche, klammheimliche Blick auf sich, die nicht nur ihrem strahlenden Äußeren galten. Die feine Gesellschaft vergaß so schnell nicht, und das Gerede über den sich abzeichnenden Skandal einer Trennung vor einigen Monaten erhielt neuen Zündstoff. Elli spürte eine gewisse Unruhe und ahnte, dass hinter vorgehaltener Hand über sie und ihren Mann Mutmaßungen angestellt wurden, nun da sie alleine hier aufkreuzte. Ihr Klatschtanten werdet Euch schon wieder beruhigen. Spätestens, wenn Julius eintrifft, dürfte Euch der Gesprächsstoff endgültig ausgehen! Elli genoss den Umstand, ihren Ansichten in Gedanken unbehelligt freien Lauf lassen zu können. Verschmitzt lächelte sie in die Richtung zweier tuschelnder Damen, die aussahen, als hätten sie keine andere Beschäftigung im Leben, als darauf zu warten, endlich einmal wieder eine Gelegenheit zu bekommen, über ihre Mitmenschen zu tratschen. Während sich der Ehemann ihrer Vereinskameradin einer Männerrunde zuwandte, stiegen Elli und sie in ein angeregtes Gespräch über ihre Aufgaben und Pläne für die nächste Zeit ein. 
    „Frau von Benthin, würden Sie mich für einen Moment entschuldigen? Ich sollte vor Beginn der Ansprachen besser noch einmal kurz einen gewissen Ort aufsuchen. Erfahrungsgemäß ziehen sich diese Reden oft endlos hin, und sich dann zu entfernen, sähe wie Protest aus…“ Sie lachte: „…obwohl es eigentlich genau richtig wäre, so zu handeln, um diese Herren darauf aufmerksam zu machen, wie ermüdend ihr Geschwätz ist.“ Elli nickte zustimmend und konnte sich ein amüsiertes Schmunzeln nicht verkneifen. Kaum war ihre Gesprächspartnerin im Menschengewühl verschwunden, vernahm sie hinter sich eine Stimme, mit der sie nicht gerechnet hatte und von der sie gewünscht hätte, sie nie wieder in ihrem Leben hören zu müssen:
    „Champagner?“ Kabus musste den Moment, in dem Ellis Gesprächspartnerin sich entfernt hatte, regelrecht abgepasst haben. Elli drehte sich irritiert zu ihm um. Diese Begegnung war absolut unerwünscht und unangemessen nach allem, was vorgefallen war. Und doch sah es ihm ähnlich, sich hier blicken zu lassen und sie zu allem Überfluss auch noch anzusprechen. Vermutlich empfand er Genugtuung bei der Vorstellung, Elli zu kompromittieren und ihren abwesenden Mann gleich dazu. Seine Gegenwart beunruhigte sie zutiefst. Dabei hätte sie durchaus damit rechnen können - so abwegig war es nicht, dass auch Kabus zum Ball eingeladen wurde, auch wenn er im Zusammenhang mit Wohltätigkeitsaktionen nicht mehr in Erscheinung getreten war. Andererseits kannte Benthin die Gästeliste und hatte sie nicht vorgewarnt - das passte alles nicht zusammen. Verwirrt von diesen Gedanken vergaß Elli, seine Frage zu beantworten. Er beugte sich vertraulich vor und sagte leise: „Habe ich Dich wieder einmal aus der Fassung gebracht, meine kleine Freundin?“ Elli musste an sich halten, um nicht laut zu werden. Sie zischte ihn unfreundlich an:
    „Ich bin nicht Ihre Freundin! Was tun Sie überhaupt hier? Merken Sie nicht, wie vollkommen deplatziert Ihre Anwesenheit in meiner Nähe ist?“ Sie schaute argwöhnisch zu beiden Seiten, da sie die neugierigen Blicke der Klatschtanten bereits förmlich auf der Haut spürte und betete innerlich, ihre Vereinskameradin möge endlich zurückkommen. Kabus schien in seinem Element. Er ignorierte ihre Worte geflissentlich:
    „So kratzbürstig warst Du bei unserer letzten Begegnung aber nicht. Wenn ich mir die Bemerkung

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